Spekulationen um ein frühes Ende der Förderkürzungen wichtigen Ölstaaten hat die Rohölpreise am Montag unter Druck gebracht. Öl der Sorte Brent verbilligte sich um etwa 0,2 Prozent, während der Preis der US-Sorte WTI um etwa 0,6 Prozent sank. Beobachter machten Äußerungen aus Saudi-Arabien für die fallenden Notierungen verantwortlich. Der Energieminister des Landes, Khalid al-Falih, sagte, dass die Opec-Staaten und Russland die vereinbarten Förderkürzungen nicht über den Juni hinaus fortführen müssten, weil sich das herrschende Überangebot auf den Weltmärkten bis dahin aufgelöst haben werde, berichtet Bloomberg.
Nach Ansicht zahlreicher Beobachter reicht dieser Zeitplan jedoch nicht aus, das globale Überangebot von etwa 300 Millionen Barrel (159 Liter) zu beseitigen. Eine langfristige Erholung der Ölpreise, welche Mitte 2014 noch deutlich über 100 Dollar je Barrel lagen und derzeit zwischen 52 Dollar und 55 Dollar rangieren, sei unter diesen Umständen ausgeschlossen. Bloomberg schreibt, dass bei einem Ende der Förderkappung im Juni noch immer zwei Drittel des Überangebots bestehen würden. Werden die Kürzungen bis zum Jahresende beibehalten, könnte sich hingegen ein neues Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herausbilden.
„Wenn die Kürzungen so kurzfristig ausfallen, wird dies den Ölmarkt kaum ausbalancieren. In diesem Fall werden sich Investoren, die auf steigende Preise wetten, zurückziehen und noch mehr Druck auf die Notierungen ausüben“, wird ein Rohstoffexperte der Commerzbank zitiert.
Ein großes Hindernis auf dem Weg zu höheren Preisen stellt zudem der Wiederaufstieg der US-amerikanischen Fracking-Produzenten dar. Viele ihrer kostenempfindlichen Unternehmen hatten während des Ölpreisverfalls – bei dem die Notierungen bis auf ein Niveau von etwa 27 Dollar fielen – den Betrieb einstellen müssen und kehren nun bei Preisen über 50 Dollar pro Barrel auf den Markt zurück. Dadurch könnte die Einigung der Ölstaaten zumindest teilweise konterkariert werden.
„Die Internationale Energie-Agentur veröffentlichte einige niederschmetternde Daten in ihrem aktuellen Wochenbericht. Die Rohöllagerbestände stiegen um 4,1 Millionen Barrel in der ersten Januarwoche – ein weiterer Beweis dafür, dass die Bestände auf absehbare Zeit nicht auf durchschnittliche Niveaus fallen werden. (…) Die Agentur schätzt, dass die amerikanische Produktion von 8,77 Millionen Barrel täglich auf 8,94 Millionen Barrel gestiegen ist“, schreibt oilprice.com in einer Analyse.