Finanzen

Flüchtlinge scheinen nicht in offizieller Arbeitslosen-Statistik auf

Lesezeit: 1 min
22.01.2017 02:29
Weil sich die überwiegende Mehrheit der nach Deutschland gekommenen Flüchtlinge und Migranten in Sprachkursen oder in der Ausbildung befinden, scheinen sie nicht in der Arbeitslosenstatistik auf.
Flüchtlinge scheinen nicht in offizieller Arbeitslosen-Statistik auf

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Im Jahr 2015 kamen etwa eine Million Flüchtlinge und Migranten – die meisten davon aus Syrien, Afghanistan und dem Irak – nach Deutschland. Obwohl die überwiegende Mehrheit von ihnen nicht Deutsch sprechen konnten und gemessen an hiesigen Standards nicht ausgebildet waren, hat die offizielle Arbeitslosigkeit im Land nicht weiter zugenommen.

Der Grund dafür dürfte im deutschen System der Arbeitsvermittlung und Statistik zu suchen sein, analysiert Bloomberg. Denn ein großer Teil der Flüchtlinge ist nicht fit für den Arbeitsmarkt und wird deshalb nicht mitgezählt. „Was viele Leute überrascht ist, dass eine Million Menschen nach Deutschland kommen, und keine Änderung der Arbeitslosenzahlen zu bemerken ist. Das hat mit dem demografischen Wandel und der Tatsache zu tun, dass nicht alle dieser Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt bereitstehen“, wird Raimund Becker von der Nürnberger Agentur für Arbeit zitiert. Becker sagte, dass 70 Prozent der Flüchtlinge unter 30 Jahre alt seien. Es werde etwa 15 Jahre dauern, bis die Beschäftigungsquote unter den Flüchtlingen bei 70 Prozent liegen werde. Zunächst müssten die Flüchtlinge über sechs Jahre im deutschen dualen System ausgebildet werden. Für diesen Zeitraum werden sie nicht in der offiziellen Arbeitslosenstatistik ausgewiesen. Becker ist zuversichtlich, dass die Integration gelingen könne und meint, dass dies mit etwas Geduld möglich sein müsste.

Jedes Jahr verlassen etwa 300.000 Menschen den deutschen Arbeitsmarkt, weil sie in Rente gehen. Trotzdem stieg die Erwerbsbevölkerung im vergangenen Jahr durchschnittlich um 36.000 Personen pro Monat auf einen Rekordwert von 43,5 Millionen Menschen. Die Anzahl der als arbeitslos registrierten Flüchtlinge stieg im ersten Halbjahr jeden Monat durchschnittlich um 10.000 und im zweiten Halbjahr weniger stark.

Die Flüchtlinge scheinen demnach gar nicht als gesonderte Gruppe in der Arbeitslosenstatistik auf. „Solange die Firmen mehr Arbeitsstellen schaffen, als Flüchtlinge arbeitslos werden, gleicht sich die allgemeine Arbeitslosenrate aus, selbst wenn es gar keine Flüchtlinge sind, die eine Stelle antreten. Wenn das Wachstum neuer Stellen jedoch abnimmt, wird der Einfluss der Flüchtlinge sichtbar“, sagt ein Ökonom der Bayerischen Landesbank.

Positiv hat sich die Zuwanderung in der Konjunktur ausgewirkt, weil die staatlichen Ausgaben verschiedensten Branchen und Unternehmen zugute kommen. 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...