An den europäischen Anleihemärkten haben sich die Papiere von Frankreich, Italien und Griechenland von der dominierenden Entwicklung bei den restlichen Staatspapieren abgekoppelt. Ihre Renditen steigen derzeit viel stärker als der Durchschnitt und verweisen damit auf Probleme, welche die Stabilität der EU als Ganzes in Gefahr bringen können, berichtet Bloomberg.
Die Renditen französischer Staatsanleihen mit Laufzeiten von zehn Jahren stiegen am Dienstag über die Marke von 1 Prozent. Dies geschah zuletzt vor über einem Jahr und deutet ein wachsendes Unbehagen bei Geldgebern an, welche im Gegenzug für das subjektiv empfundene gestiegene Risiko höhere Renditen einfordern. Als Grund für das gestiegene Risiko gelten in erster Linie die Präsidentschaftswahlen im April, welche mit einem Sieg der eurokritischen Partei Front National (FN) enden könnten, die einen Austritt Frankreichs aus der EU anstrebt. Beobachter erwarten unter der möglichen Präsidentschaft von FN-Chefin Marine Le Pen zudem eine eher unternehmerfeindliche Wirtschaftspolitik.
Die Spreizung zwischen den Renditen zehnjähriger französischer Papiere und dem europäischen Standard deutsche Bundesanleihen hat sich zuletzt ausgeweitet. In den Jahren zwischen 2003 und 2001 betrug der Abstand durchgehend etwa 20 Basispunkte. Derzeit liegt der bei über 60 Basispunkten.
In Italien führt eine Mischung politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten dazu, dass sich die Rendite der zehnjährigen Anleihen gegenüber den vergleichbaren spanischen Papieren seit Juni 2016 deutlich entfernt hat. Die Spreizung beträgt jetzt etwa 70 Basispunkte und ist damit so groß wie seit vier Jahren nicht mehr. „Die Arbeitslosigkeit in Italien verharrt noch immer bei etwa 12 Prozent und die Jugendarbeitslosigkeit beträgt etwa 40 Prozent, die Stimmung der Konsumenten und Einzelhändler verschlechtert sich und frühere Neuwahlen sind wahrscheinlich. Bemühungen, eine Stabilisierung der Krisenbank Monte Paschi durch private Investoren zu erreichen sind fehlgeschlagen und haben die Regierung dazu veranlasst, 20 Milliarden Euro Steuergelder zurückzulegen, um die Banken des Landes zu rekapitalisieren. Kurzum, sowohl die italienische Wirtschaft als auch das italienische Bankensystem haben es nicht geschafft, die Dynamik der Konkurrenz in anderen Staaten “, fasst Bloomberg die Situation zusammen.
Die höchsten Ausschläge verzeichneten die Renditen griechischer Papiere. Die Renditen zweijähriger Anleihen stiegen um mehr als 2 Prozent in der vergangenen Woche und liegen derzeit bei über 9 Prozent. Die Spreizung zwischen zehnjährigen griechischen Anleihen und ihren deutschen Pendants weitete sich so stark auf wie seit drei Monaten nicht mehr. Belastet werden die Anleihen von der weiter schwelenden Schuldenkrise, welche sich jederzeit in einer neuen Euro-Krise entladen könnte. Zwischen der Eurozone und dem Internationalen Währungsfonds ist es wiederholt zum Streit darüber gekommen, ob das Land einen Schuldenschnitt benötigt.