Politik

Merkel: Habe von US-Spionage erst aus den Medien erfahren

Bundeskanzlerin Merkel hat nach eigener Aussage erst nach acht Jahren Amtszeit von den Spionage-Aktivitäten der NSA erfahren. Wenn das stimmt, muss der US-Geheimdienst eine ausgezeichnete Tarnung gehabt haben. Oder aber die Bundesregierung war nicht wirklich im Bild, was in Deutschland so läuft.
16.02.2017 15:06
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat nach eigenen Worten erst spät über die umfangreichen Ausspähungen befreundeter Staaten durch den Bundesnachrichtendienst (BND) mit Hilfe spezieller Suchbegriffe Auskunft erhalten.

Merkel sagte vor dem NSA-Untersuchungsausschuss: "Immer gilt es aufs Neue, die richtige Balance zwischen Freiheit und Sicherheit zu finden." Dies sei bereits ihre Haltung gewesen, als sie im Juni 2013 aus den Medien erfahren habe, dass der US-Geheimdienst NSA «Datensammlungsprogramme» unterhalte. Die Datenspionage der NSA war damals durch Enthüllungen des Ex-NSA-Mitarbeiters Edward Snowden bekannt geworden. Später kam zudem heraus, dass auch der Bundesnachrichtendienst (BND) in großem Umfang Daten in Partnerstaaten ausspähte.

Merkel ist seit November 2005 Bundeskanzlerin.

Über die kritischen Selektoren habe sie erstmals im März 2015 erfahren, sagte Merkel am Donnerstag vor dem NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages. Von ihrem damaligen Kanzleramtsminister Ronald Pofalla, der die Überwachung im Herbst 2013 gestoppt hatte, sei sie nicht informiert worden. "Ich wusste davon nichts", sagte Merkel und fügte hinzu: "Ich habe und hatte Vertrauen zu meinem damaligen Kanzleramtsminister."

Merkel hatte im Oktober 2013 und in ähnlicher Weise schon in den Wochen davor den vielzitierten Satz gesagt: "Ausspähen unter Freunden - das geht gar nicht." Anlass für die Äußerung im Oktober des Jahres waren Berichte, wonach auch Merkels Handy vom US-Geheimdienst NSA ausgespäht worden war. Mit dem Satz habe sie eine politische Überzeugung zum Ausdruck gebracht, sagte die Kanzlerin. Sie sei zum damaligen Zeitpunkt davon ausgegangen, "dass der BND so etwas nicht tut".

Die Opposition wollte wissen, ob Merkel von den BND-Aktivitäten wusste, als sie den Satz gesagt hatte. Merkel sagte, sie habe sich mit der Selektorenliste bis heute nicht im Einzelnen beschäftigt. Es sei viel unternommen worden, um derlei Vorgänge für die Zukunft zu unterbinden. Sie stehe zu ihrem Satz, wonach das Ausspähen unter Freunden nicht gehe, sagte die Kanzlerin. Der Zweck heilige nicht die Mittel. Damals habe ihr der Satz geradezu trivial erschienen.

Was das angebliche Abhören ihres Handys angeht, könne sie nur feststellen, dass bei Überprüfungen "nichts Beweisbares" herausgekommen sei. Die US-Regierung habe zugesichert, dass ihr Handy nicht abgehört werde und dies auch für die Zukunft gelte.

Der Untersuchungsausschuss versucht seit fast drei Jahren, den Datenausspähungen des US-Geheimdienstes NSA aber auch des BND auf den Grund zu gehen. Der deutsche Auslandsgeheimdienst half der NSA anhand von Suchkriterien, europäische Politiker, Behörden und Unternehmen auszuspähen. Bis weit in das Jahr 2013 hinein hat er zudem über Jahre hinweg befreundete Staaten mit Hilfe eigener Suchbegriffen ausgeforscht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...