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Berlin: Historischer Park soll für Flüchtlingsheim gerodet werden

In Berlin droht die Zerstörung eines historischen Parks, der einem Flüchtlingsheim weichen soll. Eine Bürgerinitiative will die Flüchtlinge gerne als Nachbarn, will aber den Park retten. Der rot-rot-grüne Senat ignoriert ihre Alternativvorschläge.
19.02.2017 23:51
Lesezeit: 2 min

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In Berlin will der Senat, in dem früher wegen ihrer Umweltschutz-Ambitionen bekannten Grünen sitzen, einen 100 Jahre alten Park zerstören, um auf dem Gelände Unterkünfte für Flüchtlinge zu bauen.

Die Anwohner sind empört – doch nicht wegen der Flüchtlinge, die sie gerne in ihrer Nachbarschaft haben wollen, sondern wegen der brutalen Naturzerstörung. Sie wollen für die Erhaltung des 1907 von einem jüdischen Mediziner angelegten Parks kämpfen.

Die Bürgerinitiative schreibt:

JA zu Flüchtlingsunterkünften

aber:

HÄNDE WEG VOM PARK!

Der Senat von Berlin plant auf dem Vivantes-Grundstück des Pflegeheims „Haus Leonore“ Unterkünfte für rund 500 Flüchtlinge zu bauen.

Gut so! Die wollen wir haben: auf den 8.700m² Bauland westlich vom Pflegeheim!

Aber nicht ausgerechnet mitten auf dem 100-jährigen Park, dem letzten Refugium der alten Leute!

Der Park wurde vor 100 Jahren von James Fraenkel, dem berühmten Berliner Mediziner, gestaltet und angelegt. Einem breiten Publikum bekannt wurde er als Schauplatz des Films „Sein letztes Rennen“ mit Dieter Hallervorden. Heute ist er eine wichtige stadtökologische Ressource zwischen zwei verkehrsreichen Strassen, deren Schallpegel er mindern hilft, Erholungsrefugium für die 220 Bewohner von Haus Leonore und identitätsstiftender genius loci von Lankwitz, das nach der Bombennacht von 1943 solche Orte ansonsten kaum mehr zu bieten hat.

Die Bürgerinitiative verweist auf ein nahegelegenes Bauland, wo seit Jahrzehnten Gebäude leer stehen. Man könnte die Flüchtlinge, die die Anwohner gerne in ihrer Nähe haben wollen, dort unterbringen.

Doch bisher ist der Senat völlig unbeeindruckt: Das Gelände wurde abgesperrt, am Montag sollen mit dem Fällen der Bäume begonnen werden.

Die Berliner Morgenpost kommentiert die Ignoranz des Berliner Senats:

Noch immer leben in Berlin 15.000 geflüchtete Menschen in Notunterkünften. Dass die Stadt deshalb so schnell wie möglich ordentliche Unterkünfte für die Flüchtlinge bauen muss, ist selbstverständlich. Dennoch bleibt es rätselhaft, warum der Senat und der Bezirk Steglitz-Zehlendorf einen Modularbau nun ausgerechnet dort bauen wollen, wo dafür 200 Bäume gefällt und eine historische Grünanlage zerstört würden. Es sieht fast so aus, als sollte die Akzeptanz für die Flüchtlingswohnungen in Lankwitz mit Vorsatz zerstört und die Bürger in die Arme der rechten Rattenfänger getrieben werden. 200 Bäume gegen 450 Flüchtlinge, das ist ein ganz übler Gegensatz, den es so nicht geben darf. Es ist kaum zu glauben, dass es im großen Südwesten Berlins keinen Ort gibt, wo der Modularbau stattdessen entstehen könnte.

Update 21.2.2016: Am Montag wurden die ersten Bäume gefällt. Der Senat ließ sich von den Protesten nicht beeindrucken und zeiht das Projekt durch:

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Bilder auf der Seite der Bürgerinitiative.

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