Politik

Schäuble: Höhere Militär-Ausgaben trotz Milliardenloch im Haushalt

Lesezeit: 2 min
11.03.2017 01:44
Finanzminister Wolfgang Schäuble will an seinen Sparkurs über die Bundestagswahl im Herbst hinaus festhalten. Die schwarze Null soll noch jahrelang stehen. Die Militärausgaben werden allerdings signifikant erhöht.
Schäuble: Höhere Militär-Ausgaben trotz Milliardenloch im Haushalt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++WERBUNG+++

[vzaar id="2845103" width="600" height="338"]

Matthias Sobolewski von Reuters berichtet:

In seiner am Freitag bekannt gewordenen neuen Budgetplanung klafft 2018 weiter ein Haushaltsloch von 4,9 Milliarden Euro. Es zu schließen, wird eine der ersten Aufgaben der neuen Regierung sein - und ihren Spielraum für Wahlgeschenke einschränken. Geht es nach Schäuble, soll der Bundeshaushalt bis 2021 ohne neue Schulden auskommen. Die Ausgaben für innere Sicherheit will Schäuble 2018 um weitere 500 Millionen Euro erhöhen. Die Mittel für die Bundeswehr sollen um 1,4 Milliarden Euro steigen, bleiben aber weit entfernt von dem Nato-Ziel, zwei Prozent des BIP für Verteidigung auszugeben.

Schäubles Haushaltseckwerte sind der Rahmen für die regierungsinterne Aufstellung des Bundeshaushalts 2018. Ihren Etat-Entwurf will die Regierung im Juni auf den Weg bringen. Darüber abstimmen wird aber erst der neugewählte Bundestag. Je nachdem, wie die Wahl Ende September ausgeht, werden sich die Ausgabeprioritäten der neuen Koalition dabei mehr oder weniger stark verschieben. Ein Haushaltsloch von knapp fünf Milliarden Euro zu schließen, gilt unter Experten - auch ohne gravierende Einschnitte - als möglich, schränkt die neue Regierung aber ein.

Geht es nach Schäuble, bleibt es bei der bisherigen Linie, auf neue Schulden komplett zu verzichten ("schwarze Null") und die Ausgaben in ausgewählten Politikbereichen moderat zu erhöhen. Neue Schwerpunkte setzt die große Koalition im Wahljahr nicht mehr. So sollen die Mittel des Auswärtigen Amtes und des Entwicklungsministeriums auf hohem Niveau verstetigt werden, damit diese weiter die Versorgung von Flüchtlingen nahe ihrer Heimatländer unterstützen können. Insgesamt planen Schäubles Beamte bis 2021 flüchtlingsbezogene Ausgaben des Bundes von rund 20 Milliarden Euro im Jahr ein. Darin enthalten sind die Kosten für die Unterbringung und Integration der Menschen.

Dass diese Summe vollständig benötigt wird, ist aber eher unwahrscheinlich. So hatte die Regierung eine Asylrücklage gebildet, die mittlerweile auf 18,7 Milliarden Euro angewachsen ist. Anders als geplant, musste sie diese wegen der niedrigen Zinsen und hohen Steuereinnahmen 2016 gar nicht antasten. Dieses Jahr sollen 6,7 Milliarden Euro aus der Asylrücklage entnommen werden, 2018 weitere 8,1 Milliarden Euro und 2019 die restlichen 3,9 Milliarden Euro. Die nächste Koalition könnte die Rücklage umwidmen - und damit das Haushaltsloch im Jahr 2018 schließen.

Für Investitionen will Schäuble 2018 wie in diesem Jahr rund 36 Milliarden Euro ausgeben - bei Gesamtausgaben des Bundes von 335,5 Milliarden Euro. Dabei sollen die Verkehrsinvestitionen auf 14,2 Milliarden Euro steigen und in den Folgejahren auf diesem Niveau verbleiben. Damit wären die Verkehrsinvestitionen seit Beginn der Wahlperiode 2013 um fast 40 Prozent gestiegen. Die Bundesregierung will die Planung nächste Woche beschließen.

Für den Verteidigungshaushalt stehen den Eckpunkten zufolge kommendes Jahr 38,45 Milliarden Euro zur Verfügung. Dies wären 1,4 Milliarden Euro mehr als in diesem Jahr. Damit würden die Verteidigungsausgaben bei einer Quote von 1,23 Prozent des BIP stabil gehalten. Der gesamte Anstieg im Finanzplan bis 2021 beträgt rund 8,3 Milliarden Euro. Verabredet ist in der Nato, die Quote bis 2024 auf zwei Prozent des BIP zu steigern - die bisherige Planung bleibt damit weit hinter diesem Ziel zurück.

Gleichwohl kritisierte der Grünen-Haushaltsexperte Sven-Christian Kindler: "Das ist ein Aufrüstungshaushalt." Union und SPD stellten mehr Geld für Waffen bereit, zugleich fehle das Geld für Klimaschutz, bezahlbare Wohnungen und gute Kita-Plätze. Die SPD begrüßte, dass neben steigenden Ausgaben für Verteidigung die Mittel für humanitäre Hilfe und zur Bekämpfung von Fluchtursachen auf hohem Niveau weiterlaufen sollten. "Mehr Mut hätte ich mir bei Investitionen in die Zukunft unseres Landes gewünscht", sagte der SPD-Chefhaushälter Johannes Kahrs. Dies werde die SPD nach der Bundestagswahl korrigieren.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...