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Der russische Erdölkonzern Rosneft weitet sein Engagement im Nahen Osten beträchtlich aus. In den vergangenen vier Monaten hatte das Unternehmen neue Lieferverträge mit Ägypten, Libyen und der kurdischen Autonomieregion im Irak bekanntgegeben, berichtet die Financial Times. Zudem eröffnete Rosneft neue Bohrlöcher in Iraks Süden und verhandelt derzeit über einen Liefervertrag mit dem Libanon.
Zu den Verträgen gehört eine Abmachung, dass Rosneft der Libya National Oil Corporation im laufenden Jahr zwischen 20 Millionen und 35 Millionen Barrel (Fass von je 159 Liter) Öl abkaufen wird. Der kurdischen Autonomiebehörde im Nordirak soll demnach vertraglich zugesichert worden sein, in den kommenden drei Jahren jeweils 15 Millionen bis 25 Millionen Barrel abzukaufen.
In Ägypten beteiligte sich Rosneft an einem Gasprojekt von Eni vor der Küste des Landes (Video am Anfang des Artikels). Rosneft hatte für bis zu 2,8 Milliarden US-Dollar eine Beteiligung von bis zu 35 Prozent an dem Shorouk-Projekt erworben. Zu diesem gehört auch das Zohr-Gasfeld, dem bislang größten je entdeckten Gasvorkommen im Mittelmeer. In einem ersten Schritt kaufte Rosneft 30 Prozent, sichert sich aber eine Option bis Ende 2017 über weitere 5 Prozent. Das von Eni vergangenes Jahr entdeckte Gasfeld ist auch für andere Wettbewerber interessant. Ende November hatte der britischen Ölkonzern BP einen Anteil von 10 Prozent gekauft. Auch BP kann seine Beteiligung noch um weitere 5 Prozent ausbauen.
Die Expansion Rosnefts spielt sich vor dem Hintergrund eines stärkeren Engagements Russlands in der Region ab – versinnbildlicht durch den Eingriff in den Stellvertreterkrieg in Syrien oder die Unterstützung von General Haftar in Libyen, dessen Truppen erst kürzlich wichtige Ölhäfen für die von ostlybische Regierung zurückerobern konnten. Seine Einheiten kontrollieren nun wieder die Terminals in den Städten Ras Lanuf, Al-Sidr und Bin Dschawad. In Libyen tobt ein Stellvertreter-Krieg und Öl und Pipelines. Das Land ist gespalten zwischen Söldner-Verbänden, die von verschiedenen ausländischen Staaten in den Kampf geschickt werden. Einer Analyse des privaten US-Informationsdiensts Stratfor zufolge geht es beim Stellvertreterkrieg in Libyen um die Kontrolle der Ölfelder und Pipelinerouten. Aktuell rivalisieren folgende Energiekonzerne in Libyen: ENI (Italien), Total SA (Frankreich), Repsol YPF (Spanien), Waha Oil Co. (Ein US-Joint Venture), BP (Großbritannien), ExxonMobil (USA), Statoil (Norwegen), Royal Dutch/Shell (Niederlande(Großbritannien), Gazprom (Russland), RWE (Deutschland).
„Es gibt politische Vorteile, schnell eine Reihe wichtiger Verträge abzuschließen, die sich mit den breiter gefassten Zielen Russlands in der Region decken. Aber Rosneft kann glaubwürdig darauf verweisen, dass sich die Investitionen lohnen – sie geben kein Geld für rein politische Projekte aus“, wird ein Analyst der Denkfabrik Energy Aspects von der FT zitiert.
Schätzungen weisen darauf hin, dass sich der Umfang der von Rosneft außerhalb Russlands raffinierten Ölmenge im laufenden Jahr um bis zu 50 Prozent gegenüber 2016 auf etwa 135 Millionen Barrel pro Jahr ausweiten könnte. Dies ist im Vergleich zu Konkurrenten wie BP oder Royal Durch Shell zwar nicht viel, der Umfang des traditionell eher auf den Heimatmarkt Russland beschränkten Konzern dürfte aber noch wachsen.