Finanzen

Magere Ausbeute: EU kürzt Budget lediglich um 3 Prozent

Lesezeit: 2 min
08.02.2013 18:58
Nach einer Marathon-Verhandlung von 24 Stunden haben die Regierungs-Chefs der EU sich über das neue Budget einigen können. Zum ersten Mal in der europäischen Geschichte wird der Etat der EU gekürzt, wenn auch nur um drei Prozent.
Magere Ausbeute: EU kürzt Budget lediglich um 3 Prozent

Bis zum Ende der Dekade darf die EU einen Betrag in Höhe von 959,8 Milliarden Euro ausgeben. Das sind etwa 70 Milliarden Euro weniger, als von der EU-Kommission ursprünglich in einem Entwurf vorgeschlagen worden waren (1.033 Milliarden Euro). Allerdings war der von der  EU-Kommission in einem Entwurf unterbreitete Vorschlag gleich zu Beginn der Verhandlungen deutlich höher angesetzt als das aktuelle Budget der EU. Insofern entsprechen die tatsächlichen Kürzungen gegenüber dem derzeitigen Budget (2007-2013) in Höhe von 994 Milliarden Euro lediglich einer Einsparung von drei Prozent. Ganz abgesehen davon, dass die Kommission auch hier wieder die Möglichkeit haben wird, einen Nachtragshaushalt einzureichen, wenn sie wieder einmal offene Rechnung gegen Ende der Budget-Zeit nicht begleichen kann (hier).

Um die Höhe des Budgets war ein Streit in Europa entfacht, in dem der britische Premier David Cameron drastische Kürzungen gefordert und ein EU-Referendum in Großbritannien angekündigt hatte (mehr hier). Aus Frankreich wurde dagegen gehalten, dass ein umfangreiches EU-Budget die europäischen Volkswirtschaften schneller zum Aufschwung würde führen können (hier).

Der Kompromiss für das Budget von 2014-2020 sieht vor, dass die EU sich dazu verpflichtet, einen Verfügungsrahmen von rund 960 Milliarden Euro nicht zu überschreiten. Aus diesem Verfügungsrahmen darf die EU maximal 908,4 Milliarden Euro an aktiven Posten bezahlen. Dieser Betrag wurde um 34 Milliarden Euro reduziert, berichtet die FT.

Angela Merkel vermittelte in Zusammenarbeit mit Herman Van Rompuy den Deal, bei dem unter anderem eine Milliarde Euro an der EU-Bürokratie gespart werden soll. Angesichts der kürzlich beschlossenen Steuerentlastungen für die Beamten dürfte die EU diesen Betrag bereits kompensiert haben (hier).

Der Durchbruch bei der Einigung gelang erst durch die Einsparung von 12 Milliarden Euro für grenzübergreifende Infrastrukturprojekte. Im Gegenzug soll mehr für die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ausgegeben werden (6 Milliarden Euro), die vor allem in Spanien einen Rekordwert angenommen hat (mehr hier).

Bei den Agrarsubventionen gab es keine weiteren Kürzungen, obwohl insgesamt zehn Prozent weniger einkalkuliert wurden, als im aktuellen Budget. Hierbei konnte David Cameron sich durchsetzen, der Angaben des Guardian zufolge allerdings an seinem Hauptziel scheiterte, den Netto-Beitrag Großbritanniens zu reduzieren.

Auf der Pressekonferenz lobte EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy den Deal und gab sich „zufrieden“, das große Ziel nicht aus den Augen verloren zu haben: „Die Herausforderung bestand darin, den Fokus auf das Wesentliche nicht zu verlieren“. Man müsse in „Zeiten der Konsolidierung“ weiterhin auf Wachstum und Arbeitsplätze setzen, so Rompuy. Kommissionspräsident Barroso ergänzte, die grundlegende Voraussetzung für die Einigung sei die „Erhaltung der maximal möglichen Flexibilität“ gewesen. Die „grundlegende Struktur der EU“ konnte bewahrt werden.

Parlamentspräsident Martin Schulz tritt jedoch bei der allgemeinen Euphorie um die Einigung auf die Bremse. Das neue Budget muss noch vom EU-Parlament bestätigt werden. Die Wahrscheinlichkeit für ein Veto durch das Parlament steige, „je weiter wir uns von den ursprünglich vorgeschlagenen Zahlen der Kommission entfernen“, sagte Schulz  (mehr hier). Die Parlamentarier seien „extrem skeptisch“. Wie die Abstimmung des Parlaments ausfällt, kann in einem Internet-Kanal, dessen Bereitstellung acht Milliarden Euro kostet, live mitverfolgt werden  (hier).

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...