Finanzen

Trumps Dollar-Sprüche sind ein Traum für Insider im Devisen-Handel

Lesezeit: 4 min
15.04.2017 02:00
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Äußerungen von US-Präsident Trump haben bereits mehrfach zu Kursstürzen des Dollars geführt. Wüsste man von diesen auch nur kurz im Vorhinein, könnte man mit Devisenspekulationen enorme Profite machen. Es ist bekannt, dass Handels-Algorithmen auch Twitter-Botschaften Trumps bei ihrer Kalkulation berücksichtigen.

Entscheidend ist jedoch das Insider-Wissen: Wie bei einer Fußball-Wette, bei der die Wettmafia am besten verdient, wenn sie vorher weiß, was der Torhüter oder der Schiedsrichter machen wird. Wir haben ähnliches schon einmal erlebt: Beim Brexit hatte der frühere Trader Nigel Farage in der Nacht des Referendums für Erstaunen gesorgt, als er als erster und einziger einen Sieg der EU-Befürworter verkündete – eine Falschmeldung, wie sich allerdings erst nach mehrere Stunden herausstellte. Farage berief sich bei seiner Aussage auf befreundete Finanzkreise. Ob Farage oder seine Freude in der Zeit zwischen der lancierten Falschmeldung und dem offiziellen Ergebnis Wetten laufen hatten, ist nicht bekannt. Jeder, der in dieser Zeitspanne auf einen Brexit oder gegen das britische Pfund gewettet hat, hat satte Spekulationsgewinne eingefahren.

Die Möglichkeiten, die Leute haben, die im Umfeld der Präsidenten ein- und ausgehen, sind unbegrenzt. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass sich Trump am Freitag geweigert hat, die Besucherlisten im Weißen Haus offenzulegen. Dies war bisher Praxis gewesen.

Trump selbst hat mit seinen Schnellschüssen  zu Währungen immer weider für Aufsehen gesorgt.

Die jüngsten Äußerungen von US-Präsident Donald Trump, dass der Dollar „zu stark wird“, haben am Donnerstag zu Kursverlusten der Weltleitwährung geführt. Trump hatte die Äußerungen am 10. April in einem Interview mit dem Wall Street Journal getätigt, seitdem verbilligte sich der Dollar gegenüber wichtigen Währungen merklich, berichtet Bloomberg. Zum Euro sank der Dollar-Kurs seitdem von etwa 1,059 Dollar auf zwischenzeitlich etwa 1,067 Dollar. Ein schwächerer Dollar würde der US-amerikanischen Industrie bei den Exporten entgegenkommen, weil die Nachfrage aus anderen Währungsräumen tendenziell steigt.

Würde der Dollar wieder schwächer, würden ausländische Anleger, die Geld in Dollar angelegt haben, in ihrer eigenen Währung gerechnet Geld verlieren. Viele von ihnen tauschten daher nach dem Interview mit Trump im Wall Street Journal schnell Dollar in andere Währungen um – das schwächt die US-Währung. Es ist eine wesentliche Eigenschaft der Finanzmärkte: Prophezeiungen können sich dort selbst erfüllen, kommentierte dazu die dpa. „Trumps Wunsch nach einem schwächeren Dollar war eine klare 'America first'-Intervention“, sagte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners zu Reuters. „Dies unterstreicht, dass die Gefahr eines Abwertungswettlaufs oder gar eines Währungskriegs nicht gebannt ist.“ Zum Yen fiel der Dollar auf ein Fünf-Monats-Tief von 108,73 Yen.

Trump hatte sich in den vergangenen drei Monaten dreimal öffentlich über den seiner Meinung nach zu starken Dollar beschwert, berichtet Bloomberg. Am 17. Januar sagte er, dass der starke Dollar „uns umbringen werde“. Am 31. Januar – nun bereits in seiner Funktion als frisch gewählter US-Präsident – monierte er, dass Japan und China ihre Währungen abwerten, während „wir nur wie Idioten herumsitzen.“ Am 10. April schließlich wurde seine jüngste Kritik am Kurs der amerikanischen Landeswährung publik. Seit dem 10. April hat sich der Dollar tatsächlich leicht zum Euro verbilligt – von etwa 1,060 Dollar auf 1,067 Dollar. Nach Trumps Bemerkungen am 17. Januar und am 31. Januar hingegen war genau das Gegenteil zu beobachten – der Dollar stieg.

Trump äußerte sich zudem mehrfach kritisch zur angeblichen Manipulation des Yuan durch die chinesische Führung und zum schwachen Kurs des Euro, welcher von Deutschland angeblich zur Erreichung nationaler Interessen missbraucht werde. Deutschland benutze einen „in grober Weise unterbewerteten“ Euro, um die USA und seine Partner in der EU „auszunutzen“, sagte Trumps Handelsberater Peter Navarro. Auch hier verfehlten die Bemerkungen jedoch ihr Ziel, den Dollar zu schwächen. Die US-Währung verteuerte sich zum Euro in der Woche darauf von etwa 1,068 Dollar auf 1,057 Dollar, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht.

„Während sich die Äußerungen der Präsidenten Obama und Bush zum Kurs des Dollar an einer Hand abzählen lassen ist Trump offenbar glücklich damit, anders zu sein“, wird der Devisenspezialist der Westpac Banking Corporation aus Sydney, Sean Callow, von Bloomberg zitiert. „Es ist offensichtlich, dass er seine Bemerkungen nicht als Manipulation, sondern als lautes Denken versteht.“

Bezüglich des letzten Punktes könnte Callow allerdings falsch liegen. Es ist durchaus möglich, dass Personen oder Institutionen aus dem Umfeld Trumps – welcher selbst Zeit seines Lebens ein Geschäftemacher war – Vorwissen bezüglich der Äußerungen des Präsidenten haben oder hatten. In einem solchen Fall könnten durch Devisenspekulationen wie beispielsweise Terminkäufen hohe Gewinne erzielt werden. Wie das funktioniert, weiß man in Trumps Kabinett ganz genau - es ist mit sechs ehemaligen Angestellten der Investmentbank Goldman Sachs ausgesprochen fachkundig besetzt.

Auffallend ist jedoch auch, dass die Klagen über einen zu starken Dollar in der Vergangenheit wie bereits dargestellt zu unterschiedlichen Reaktionen an den Märkten geführt haben und daher nicht berechenbar sind. Als Weltleitwährung, welche für etwa 80 Prozent aller internationalen Transaktionen genutzt wird scheint der Dollar-Markt schlichtweg zu groß zu sein, damit einzelne Akteure ihn maßgeblich beeinflussen können. Lässt sich jedoch eine größere Menge an Investoren von den Äußerungen des US-Präsidenten beeindrucken, kann es durchaus zu Trendumkehren kommen.

Trump besitzt noch einen anderen Hebel gegen die vermeintliche Dollarstärke. Er bestimmt künftig, wer den Posten an der Spitze der US-Notenbank Federal Reserve innehat. Das gibt ihm Einfluss auf deren künftigen Kurs. Die Fed arbeitet gerade an der Abkehr von ihrer Krisen-Geldpolitik mit extrem niedrigen Zinsen. Zinserhöhungen stärken aber den Dollar, weil sie Anleger locken. Im Interview mit dem Wall Street Journal lobte Trump die Niedrigzinspolitik der Fed und schloss eine Wiederernennung von Janet Yellen als Fed-Präsidentin überraschenderweise nicht aus. Er habe Respekt vor der Notenbankerin, sagte Trump, der während des Wahlkampfes Yellen scharf angegriffen hatte. Auch dies wurde im Devisenhandel als ein Faktor für die Dollar-Schwäche genannt. Er glaube nicht, dass Yellen sich auf einen Deal mit Trump einlassen würde, bei dem sie ihre Wiederernennung mit dem Versprechen niedriger Zinsen erkaufen würde, sagte Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann. Nur sei fraglich, ob das alle so einschätzten. „Und so sät das Trump-Interview auf perfide Art und Weise Zweifel an der Entschlossenheit der Fed, ihre Geldpolitik angemessen schnell zu normalisieren. All das ist natürlich Gift für den Dollar.“

Trumps direkte Bezugnahmen auf den Kurs des Dollar bergen das Risiko, dass er fortan nicht mehr als Ankläger gegen „Währungs-Manipulatoren“ wie China und Deutschland auftreten kann, schreibt Bloomberg. Während die Erfahrung zeige, dass die Wirkung eines Herunteredens der Währung in der Regel nur kurzfristig sei könnten die direkten Kommentare zum Dollar Trumps Glaubwürdigkeit beschädigen. „Natürlich setzt er seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel, aber Trump scheint das nicht zu kümmern. Die günstigste Maßnahme besteht darin, die Währung schwach zu reden und Trump scheint darin ermutigt worden zu sein“, sagt ein Beobachter.

Trump hatte mit jüngsten Interview-Aussagen am Donnerstag insgesamt für Kursbewegungen an den Finanzmärkten gesorgt und auch den Goldpreis kurz vor Ostern beflügelt. Am Donnerstag stieg der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) auf ein neues Jahreshoch von 1288,67 US-Dollar. Noch höher stand der Goldpreis zuletzt im vergangenen November. Grund für den Höhenflug seien kräftige Kursverluste beim US-Dollar, die Gold außerhalb des Dollarraums günstiger machen und damit die Nachfrage steigern, berichtet die dpa.

 


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