Emmanuel Macron und Marine Le Pen ziehen in die Stichwahl um das Präsidentenamt in Frankreich ein. Laut ersten Hochrechnungen kam der 39-jährige Macron im ersten Wahlgang vom Sonntag auf 23 bis 24 Prozent und Le Pen auf 21,6 bis 23 Prozent. Der konservative Kandidat François Fillon räumte seine Wahlniederlage ein und rief zur Wahl Macrons auf.
Macron sagte der Nachrichtenagentur AFP, es werde "ein neues Kapitel im politischen Leben Frankreichs aufgeschlagen". Laut allen Umfragen geht Macron als klarer Favorit in die Stichwahl gegen Le Pen. Hinter ihm zeichnete sich bereits am Sonntagabend eine breite republikanische Mehrheit von konservativen und sozialistischen Politikern sowie Anhängern der Grünen ab.
Macron hat sich erstmals einer Wahl gestellt. Setzt er sich am 7. Mai durch, wäre er der jüngste Präsident Frankreichs.
Le Pen fuhr für den Front National (FN) das beste Ergebnis in einer Präsidentschaftswahl ein. Vor 15 Jahren war mit ihrem Vater und Parteigründer Jean-Marie Le Pen erstmals ein FN-Kandidat in eine Stichwahl eingezogen. In der zweiten Runde scheiterte Le Pen jedoch deutlich gegen den Konservativen Jacques Chirac.
Hinter Macron und Le Pen landeten der Konservative Fillon und Linkspartei-Gründer Jean-Luc Mélenchon mit zwischen 19 und 20 Prozent. Fillon rief zur Wahl Macrons auf, um einen Sieg Le Pens zu verhindern: "Es gibt keine andere Wahl, als gegen die Rechtsextreme zu stimmen", sagte er vor Anhängern in Paris. Die Front National sei bekannt für "Gewalt und Intoleranz" und würde Frankreich "Unglück und Spaltung" bringen.
Fillon galt lange als Favorit für die Präsidentschaftswahl, er stürzte seit Bekanntwerden einer Affäre um die mögliche Scheinbeschäftigung seiner Frau jedoch in den Umfragen ab.
Die regierenden Sozialisten des scheidenden Staatschefs François Hollande erlitten eine historische Niederlage. Ihr Kandidat Benoît Hamon kam nur auf sechs bis sieben Prozent. Das ist das mit Abstand schlechteste Ergebnis für einen Sozialisten bei einer Präsidentschaftswahl in der Fünften Republik.
Hamon sprach von einer "moralischen Niederlage" und rief ebenfalls zur Wahl Macrons auf. Auch der sozialistische Premierminister Bernard Cazeneuve sprach sich für Macron aus.
Um die Stimmen aus dem konservativen Lager kämpft auch Le Pen. Ihr Wahlkampfstratege Florian Philippot appellierte an Fillons Anhänger, sich hinter Le Pen zu scharen.