Finanzen

Studie: Massive Manipulationen beim Kurs des britischen Pfund

Studie: Massive Manipulationen beim Kurs des britischen Pfund (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
30.04.2017 00:53
Lesezeit: 2 min

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Eine Studie von Alexander Kurov von der Universität von West Virginia deutet darauf hin, dass ein kleiner Kreis von Spekulanten regelmäßig über Wirtschaftsdaten der britischen Regierung vorab unterrichtet wird, bevor diese der breiten Öffentlichkeit offiziell vorgestellt werden. Die vom Wall Street Journal in Auftrag gegebene Studie hat den Kurs des Pfund zum Dollar vor und nach der Bekanntgabe von Wirtschaftsdaten durch die Regierung zwischen den Jahren 2011 und 2017 untersucht und kommt zu einem verblüffenden Ergebnis: Während beispielsweise der Kurs der schwedischen Krone bis zur Veröffentlichung der Daten unverändert bleibt, tendiert der Kurs des Pfundes bereits in den Stunden vor der Veröffentlichung in jene Richtung, die später vom breiten Markt eingeschlagen wird.

Im Durchschnitt realisiert das Pfund in den Stunden vor einer Veröffentlichung bereits rund die Hälfte der Gesamtentwicklung des jeweiligen Handelstages, heißt es in der Studie. Dies deutet daraufhin, dass einzelne Spekulanten frühzeitig Informationen über die von der Regierung zu präsentierenden Daten haben und entsprechende Wetten am Markt platzieren. Ihnen bietet sich dadurch ein unschätzbarer Vorteil gegenüber Marktteilnehmern, die nicht vorab über diese Informationen verfügen.

Offenbar ist es in Großbritannien üblich, dass bestimmte Personen Zugriff auf Daten der Regierung haben, bevor diese veröffentlicht werden. Im Zeitalter des Finanzkapitalismus ergeben sich daraus Spekulationsmöglichkeiten, die viel Geld wert sind. „In Schweden ist es niemandem erlaubt, sensible Daten vor ihrer Veröffentlichung zu sehen – nicht einmal dem Premierminister, stellt die staatliche Datenbehörde Statistics Sweden klar. In Großbritannien hingegen erhalten über einhundert Juristen, Berater und Presseleute bis zu einem Tag vorher Einblick in die Zahlen“, schreibt das Wall Street Journal.

Das Phänomen gilt nicht nur für den Devisenmarkt, sondern auch für Terminkontrakte am Markt für britische Staatsanleihen. „Zwischen April 2011 und Dezember 2016 antizipierten Terminkontrakte am britischen Anleihenmarkt korrekt den nach der Veröffentlichung ökonomischer Daten folgenden Anstieg oder Abfall der Anleihekurse“, schreibt das Wall Street Journal und zitiert eine früher in Auftrag gegebene Studie der Universität von West Virginia.

„Beobachter des Marktes haben das Gefühl, dass etwa Seltsames vor sich geht, dass die Märkte in eine Richtung driften, die irgendjemand irgendwo schon weiß“, sagt der frühere Vorsitzende des Devisengeschäfts der Deutschen Bank, Kevin Rodgers. Diese Beobachtung wird vom Studienleiter Alexander Kurov gestützt. „Basierend auf den gesammelten Daten ist es sehr unwahrscheinlich, dass es sich hier um ein zufälliges Muster handelt.“

In den 60 Minuten vor Veröffentlichung von Daten bewegten sich die Preise für Anleihen-Terminkontrakte im Durchschnitt um 0,029 Prozent in jene Richtung, die sie nach der Veröffentlichung einschlagen. Dabei handelt es sich durchschnittlich um mehr als ein Drittel der gesamten Kursbewegung an diesem Handelstag, geht aus der Studie hervor.

Kurov hat zudem beobachtet, dass die Kursentwicklungen bei den Preisen der Terminkontrakte vor überraschend starken oder schwachen Wirtschaftsdaten viel stärker ausfielen, als in der Stunde nach der Veröffentlichung.

 

 

 

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