Politik

91 Prozent der deutschen Unternehmen in Russland fordern Abbau der Sanktionen

91 Prozent der deutschen Unternehmen in Russland fordern Abbau der Sanktionen. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
07.05.2017 01:19
Lesezeit: 2 min

Trotz der anhaltenden Krise in Russland sehen die deutschen Unternehmen im Land eine deutliche Verbesserung der Beziehungen. Der Warenverkehr zwischen Deutschland und Russland sei im Januar und Februar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 43 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro gestiegen, teilte die Auslandshandelskammer (AHK) in Moskau am Donnerstag mit. Die Exporte aus Deutschland haben nach Angaben der russischen Zollbehörde im gleichen Zeitraum um mehr als 26 Prozent zugelegt, die Exporte aus Russland um rund 55 Prozent. Als Gründe nannte die AHK die verbesserte Gesamtlage der russischen Wirtschaft und die Erholung des Ölpreises.

Eine Umfrage unter in Russland tätigen deutschen Unternehmen ergab, dass reale Wirtschaftsprobleme mehr Sorgen bereiten als der politische Streit.

Als die schwerwiegendsten aktuellen Störfaktoren nannten jeweils rund 60 Prozent der Unternehmen Inflation und Wechselkurs sowie die konjunkturelle Lage. Ein erheblicher Teil der Unternehmen (mehr als ein Drittel) sieht sich außerdem durch die Sanktionen, die Bürokratie und Probleme bei der Finanzierung beeinträchtigt. Strukturelle Probleme wie die Steuerbelastung, die Rahmenbedingungen für Mittelständler oder die Visa- und Migrationsbestimmungen spielen demgegenüber aktuell eine geringere Rolle.

Trotzdem fordern die von der AHK befragten Unternehmen mit überwältigender Mehrheit (91 Prozent) einen Abbau der Sanktionen: 49 Prozent der Befragten plädieren dabei für die sofortige Aufhebung der Wirtschaftssanktionen (2016: 60 Prozent), weitere 42 Prozent fordern deren schrittweisen Abbau (2016: 28 Prozent). Nur acht Prozent der befragten Unternehmen sprechen sich für eine Beibehaltung der Sanktionen aus (2016: zehn Prozent), ein Prozent (2016: zwei Prozent) fordert eine weitere Verschärfung.

Hinsichtlich der Chancen für eine baldige Lockerung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland sind die Unternehmen allerdings skeptisch: Nur 29 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit einer Lockerung noch im laufenden Jahr. Gut die Hälfte erwartet, dass die Sanktionen 2018 gelockert werden. Ein Fünftel der Unternehmen geht davon aus, dass die Sanktionen über 2018 hinaus bestehen bleiben.

Die Furcht vor einer Orientierung der russischen Wirtschaft Richtung Asien hat gegenüber vorangegangenen Umfragen weiter abgenommen. Nur 14 Prozent der befragten Unternehmen befürchten, dass Russland sich China und Asien zuwendet, zwei Jahre zuvor war es noch fast die Hälfte. Trotz der Wirtschaftssanktionen und des angespannten politischen Klimas zwischen Russland und dem Westen meinen unverändert 18 Prozent der befragten Firmen, dass die EU der bevorzugte Wirtschaftspartner Russlands bleibt. 59 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sowohl die EU als auch China für Russland wichtige Wirtschaftspartner bleiben (2016: 50 Prozent). Für weniger bedeutend halten die Unternehmen die Rolle der Eurasischen Wirtschaftsunion: Nur neun Prozent der Befragten erwarten, dass Russland sich auf diesen Wirtschaftsraum konzentriert (2016: 17 Prozent).

Die befragten Unternehmen teilen die Sorge vor einer wachsenden Energieabhängigkeit von Russland mehrheitlich nicht: 56 Prozent von ihnen wünschen sich vielmehr einen Ausbau der Energiebeziehungen zwischen Russland und der EU. Gut ein Drittel meint, dass diese Beziehungen auf dem gegenwärtigen Niveau bleiben sollten, und nur ein Zehntel der Befragten spricht sich für eine Reduzierung der Kooperation im Energiesektor aus.

Eine gravierende Folge der Sanktionen sind allerdings die verstärkten Bemühungen der russischen Regierung um Importsubstitution und Lokalisierung. Sie führen zu protektionistischen Tendenzen in Russland, die die deutschen Unternehmen zu spüren bekommen. Mit Abstand am häufigsten wurden von den Unternehmen dabei öffentliche Ausschreibungsverfahren, Einfuhrbeschränkungen und Genehmigungsverfahren genannt. Eine geringere Rolle spielen dagegen Schutzzölle, spezielle Sicherheitsanforderungen, technische Barrieren und (phyto)sanitäre Vorschriften. Rund ein Drittel der befragten Unternehmen sieht sich von protektionistischen Maßnahmen nicht betroffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Beginnen Sie mit dem Cloud-Mining mit der COME Mining-App und steigern Sie Ihr Vermögen auf bis zu 10.000 US-Dollar pro Tag

Seit der globalen Wirtschaftsrezession im Jahr 2020 schwanken die Kryptowährungspreise stark, was für viele Anleger erhebliche Risiken...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Zehn Jahre nach „Wir schaffen das“: Geflüchtete fühlen sich immer weniger willkommen
27.08.2025

Zwischen 2015 und 2017 wurde in Deutschland viel über „Willkommenskultur“gesprochen. Das ließ später nach. Auch die Geflüchteten...

DWN
Politik
Politik Neuer Wehrdienst beschlossen: Bundeskabinett bringt Gesetz auf den Weg – zunächst keine Dienstpflicht
27.08.2025

Die Ministerrunde billigte auf einer Sitzung im Verteidigungsministerium den Rechtsrahmen, der eine Wehrerfassung junger Männer einführt,...

DWN
Politik
Politik Söder an Habeck: "Geh mit Gott – Hauptsache, weit weg" - kommt vorher noch ein Untersuchungsausschuss?
27.08.2025

Robert Habeck und Markus Söder werden wohl keine Freunde mehr – auch nicht nach dem Abgang des Grünen-Politikers. CSU-Generalsekretär...

DWN
Immobilien
Immobilien Heizungstausch: Ist es sinnvoll, noch dieses Jahr die Heizung auszutauschen?
27.08.2025

Die hohen Förderungen von bis zu 70 Prozent der Investitionen beim Austausch alter gegen neue Heizungen könnten bald Geschichte sein. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen PayPal-Aktie: Sicherheitsproblem beim Zahlungsdienstleister – wie Anleger auf die PayPal-Panne reagieren sollten
27.08.2025

Milliardengelder blockiert, Sicherheitsprobleme und trotzdem Kursgewinne: Bei PayPal überschlagen sich die Ereignisse. Während Händler...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Windstrom unter Druck: Schwedens Windkraftmodell bricht zusammen
27.08.2025

In Schweden geraten immer mehr Windkraftunternehmen in wirtschaftliche Not. Niedrige Strompreise und regulatorische Hürden führen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Apple-Aktie: US-Techgigant stellt iPhone 17 bei Apple-Keynote am 9. September vor – was das für Anleger bedeutet
27.08.2025

Apple-Fans und Anleger blicken gespannt auf den 9. September: Die nächste Apple-Keynote verspricht große Neuerungen. Doch kann der...

DWN
Technologie
Technologie Starship: Riesen-Rakete von Elon Musk absolviert zehnten Testflug
27.08.2025

Nach mehreren Rückschlägen hat das größte jemals gebaute Raketensystem der Raumfahrtgeschichte einen zehnten Testflug weitgehend nach...