Finanzen

Virus infiziert Computer, um virtuelles Geld zu schaffen

Ein neuer Computer-Virus erschafft Geld mit infizierten Rechnern. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
22.05.2017 01:26
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Neben dem vor wenigen Tagen aufgedeckten Computer-Virus „WannaCry“ existiert derzeit offenbar noch ein anderer Virus, der tausende Rechner auf der ganzen Welt infiziert haben könnte. Wie Yahoo Tech mit Verweis auf die Nachrichtenagentur AFP berichtet, habe die Cyber-Softwarefirma Proofpoint ein Programm mit dem Namen „Adylkuzz“ identifiziert, das seit Ende April unbemerkt Computer infiziert haben könnte. Der Zweck von „Adylkuzz“ besteht offenbar darin, mithilfe der infizierten Rechner große Mengen der Digitalwährung Monero zu erschaffen und diese den Erschaffern des Virus zur Verfügung zu stellen.

Proofpoint zufolge sind die Aktivitäten des Virus nicht leicht zu erkennen, weil „Adylkuzz“ im Gegensatz zu „WannaCry“ leise im Hintergrund arbeite, ohne aktiv in die Prozesse des Computers einzugreifen. Symptome für einen Befall seien eine verminderte Rechnerleistung sowie gegebenenfalls Zugriffsschwierigkeiten auf geteilte Windows-Inhalte. „Weil er leise von statten geht und den Nutzer nicht behindert, ist der Adylkuzz-Angriff für die Kriminellen sehr profitabel. Er macht die Nutzer zu finanziellen Unterstützern der Angreifer“, sagte Proofpoint-Mitarbeiter Nicolas Godier.

Der Umfang des weltweiten Befalls ist derzeit nur schwer einzuschätzen, könnte aber signifikant sein, wird Proofpoint-Präsident Robert Holmes zitiert. „Wir wissen nicht, wie groß er ist, aber er ist viel größer als WannaCry. Dass Viren Computer dazu veranlassen, Kryptowährungen herzustellen gab es schon, aber noch nie in diesem Umfang.“

Interessant ist, dass der Virus angeblich eine technische Infrastruktur benutzt, die einigen Beobachtern zufolge ursprünglich vom US-amerikanischen Geheimdienst NSA benutzt wurde. „Adylkuzz“ benutze demnach Sicherheitslücken bei file sharing network-Protokollen, die in allen Windows-Versionen seit XP enthalten seien. Diese sind im April bekannt geworden, weil eine „Shadow Brokers“ genannte Organisation die Nutzung dieser Schwachstellen durch die konkurrierende Gruppierung „Equation Group“ veröffentlicht hatte. Dem Magazin Info Risk Today zufolge soll es sich bei den „Shadow Brokers“ um einen Ableger russischer Geheimdienste und bei der „Equation Group“ um die NSA handeln.

Experten warnen vor dem Arsenal der Geheimdienste, das im Falle eines Hackings zu kriminellen Cyber-Attacken eingesetzt werden kann. Es ist ist der Regel sehr schwierig herauszufinden, wer wirklich hinter einer Attacke steht.

Der Fall „Adylkuzz“ wie alle anderen jüngst bekanntgewordenen Fälle von Cyber-Kriminalität decken die zentrale Schwachstelle von Digitalwährungen wie Bitcoin, Ether, Ripple oder Monero sowie des bargeldlosen Zahlungsverkehrs insgesamt auf: Die Manipulation durch Geheimdienste und Kriminelle.

Bundesbank-Chef Jens Weidmann hat am Donnerstag vor wachsenden Risiken von Cyberattacken auf europäische Zentralbanken gewarnt. „Mittlerweile ist nicht mehr die Frage, ob eine Infrastruktur oder eine Institution Ziel eines Angriffs sein wird, sondern nur noch wann und wie oft“, sagte er auf einem Bundesbank-Symposium in Frankfurt. Die deutsche Notenbank sei 2016 bereits vereinzelt angegriffen worden, wobei ein über das Internet erreichbarer Dienst mit gleichzeitigen Anfragen in großer Zahl in die Knie gezwungen und das System dadurch zum Ausfall gebracht werden sollte. „Und weitere Angriffe erfolgten mit dem Erpressungs-Trojaner Locky, der sich im Februar 2016 insbesondere in Deutschland über E-Mails mit über 5.000 Neuinfektionen pro Stunde rasend schnell verbreitete“, erläuterte der Bundesbankchef. Mit ihren Schutzmechanismen habe die Bundesbank die Angriffe bis heute aber erfolgreich abgewehrt.

Die weltweiten Ransomware-Angriffe vom vergangenen Wochenende hätten jedoch die Verwundbarkeit der digitalen Infrastrukturen noch einmal deutlich vor Augen geführt, sagte Weidmann. Die Schadsoftware WannaCry hatte mehr als 200.000 Computer in 150 Ländern erfasst und blockiert. Die Urheber wollten damit von Firmen wie dem staatlichen britischen Gesundheitsdienstleister NHS, dem französischen Autobauer Renault und der Deutschen Bahn Geld erpressen, damit sie wieder Zugang zu ihren Rechnern erhalten. Schätzungen des wirtschaftlichen Schadens reichen von einigen hundert Millionen Dollar bis zu vier Milliarden Dollar. Weidmann verwies darauf, dass Bundesregierung und Bundesbank die Cybersicherheit zu einem Schwerpunkt der deutschen G20-Präsidentschaft gemacht haben. Eine Expertengruppe soll bis Oktober 2017 Eckpunkte für eine effektive Beurteilung der Cybersicherheit vorlegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...