Politik

Russland nutzt die Krise: Rosneft kauft weltweit Öl-Konzerne auf

Russland nutzt die Krise: Rosneft kauft weltweit Öl-Konzerne auf
21.05.2017 03:19
Lesezeit: 1 min

Der russische Öl-Konzern Rosneft und sein Konsortium-Partner Trafigura können die Übernahme des indischen Ölriesen Essar Oil im Wert von 12,9 Milliarden Dollar noch nicht abschließen. Der Deal muss zunächst von den Gläubigern von Essar Oil genehmigt werden, berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters. Essar Oil hat Schulden in Höhe von 5,5 Milliarden bei insgesamt 30 indische staatliche Banken und Finanzinstitutionen. Doch bisher wurde der Deal lediglich von 24 Banken genehmigt. Die Entscheidung von sechs weiteren Banken, die 500 Millionen Dollar der Schulden halten, steht noch aus, so Oilprice.com.

Eigentlich sollte der Deal Ende 2016 abgeschlossen werden. Nun wurde vereinbart, dass der Abschluss im Juni 2017 erfolgen soll, so Reuters. Rosneft droht Essar Oil mittlerweile mit einer Abänderung der Vertragsbedingungen, falls der Schuldenstreit mit den Gläubigern von Essar Oil nicht alsbald gelöst werden sollte. „Die Spannungen zwischen Rosneft und Essar sind sehr hoch“, sagte ein anonymer Branchenvertreter Reuters. Es handelt sich dabei bereits um die zweite Verschiebung des Deal-Abschlussdatums.

Obwohl einige der sechs Banken keinerlei Einspruchsverfahren eingeleitet haben und den Rechtsweg ausschließen, gestalten sich die Verhandlungen über Essar Oils Schulden kompliziert, weil einige der Schulden von der Muttergesellschaft von Essar Oil, Essar Global Fund, oder ihren Tochtergesellschaften aufgenommen wurden. Zu den Tochtergesellschaften von Essar Global Fund gehören Essar Hypermart, Essar Steel Algoma, Essar Steel, Essar Shipping und The MobileStore.

Rosneft nutzt die schwierige finanzielle Lage von internationalen Ölkonzernen, die durch den Ölpreisverfall ausgelöst wurde, um sich weltweit bei diversen Ölkonzernen einzukaufen, seine Anteile an ausländischen Ölkonzernen zu erhöhen oder diese zu übernehmen. Darunter sind auch diverse Ölförder-Projekte.

In Ägypten beteiligt sich Rosneft an einem Gasprojekt von Eni vor der Küste des Landes. Rosneft hatte für bis zu 2,8 Milliarden US-Dollar eine Beteiligung von bis zu 35 Prozent an dem Shorouk-Projekt erworben, so die Financial Times. Zu diesem gehört auch das Zohr-Gasfeld, dem bislang größten je entdeckten Gasvorkommen im Mittelmeer. In einem ersten Schritt kaufte Rosneft 30 Prozent, sichert sich aber eine Option bis Ende 2017 über weitere 5 Prozent. Das von Eni vergangenes Jahr entdeckte Gasfeld ist auch für andere Wettbewerber interessant.

Rosneft ist seit Januar 2017 direkt an den Raffinerien Bayernoil, PCK Schwedt und Miro Karlsruhe beteiligt. Mit der direkten Beteiligung an den drei Raffinerien in Bayern, Brandenburg und Baden-Württemberg kontrolliere Rosneft künftig zwölf Prozent der Kapazitäten in Deutschland, teilte der staatlich kontrollierte russische Konzern mit. Rosneft Deutschland wird damit zum drittgrößten Unternehmen auf diesem Markt in Deutschland.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Politik
Politik Recht auf Schutz: Gericht bestätigt Anspruch afghanischer Familie auf Visa
08.07.2025

Trotz der Einstellung des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen hat das Verwaltungsgericht Berlin eine klare Entscheidung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China frisst Europas Industrie und niemand wehrt sich
08.07.2025

Chinas Staatskonzerne zerlegen Europas Industrie Stück für Stück – doch Berlin, Brüssel und Paris liefern nur leere Worte. Während...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dow schließt Chemieanlagen: Was das für Deutschland bedeutet
07.07.2025

Der US-Konzern Dow zieht sich teilweise aus Mitteldeutschland zurück – und das hat Folgen. Standorte in Sachsen und Sachsen-Anhalt...

DWN
Politik
Politik Folgekosten in Millionenhöhe: Corona-Krise und die Schattenseite staatlicher Beschaffung
07.07.2025

Milliardenkosten, ungenutzte Schutzmasken und politische Spannungen: Die Folgen der Maskenkäufe in der Corona-Krise wirken bis heute nach....

DWN
Politik
Politik Kontrollen an der Grenze zu Polen: Grenzkontrollen jetzt beidseitig aktiv
07.07.2025

Mitten in der Urlaubszeit zieht Polen die Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland an. Reisende spüren die Auswirkungen sofort –...