Finanzen

Gegen den Petro-Dollar: Russland will Iran für Erdöl Lebensmittel liefern

Russland und Iran wollen dazu übergehen, Erdöl gegen Waren zu tauschen.
30.05.2017 01:44
Lesezeit: 2 min

Russland und der Iran stehen offenbar kurz davor, einen Teil des Handelsverkehrs zwischen beiden Ländern auf den Tauschhandel umzustellen. Die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS meldet, dass sich beide Seiten darüber einig seien, iranisches Erdöl in Zukunft teilweise in russische Lebensmittel einzutauschen. Die Maßnahme käme einer Umgehung des US-Dollars gleich, welcher weltweit am häufigsten zur Abwicklung von Erdölkäufen zwischen Ländern genutzt wird.

„Das Abkommen ist beschlossene Sache. Wir warten nur noch auf die Implementierung durch die russische Seite. Es gibt keine Schwierigkeiten – wir haben den Vertrag unterschrieben und zwischen den beiden Parteien ist alles koordiniert. Wir erwarten, dass die russischen Ölfirmen bald Tanker schicken“, wird Irans Ölminister Bijan Zanganeh zitiert.

Der Tauschhandelsvertrag reicht zurück bis ins Jahr 2014, als die Iraner einen Weg suchten, um die durch die US-Regierung und ihre Verbündeten erlassenen Sanktionen zu umgehen. Als diese im Jahr 2016 im Zuge des Atom-Abkommens aufgehoben wurden, war der Weg für den Iran theoretisch frei, sein Öl in alle Welt zu verkaufen. Da jedoch noch immer Sanktionen für bestimmte Finanzgeschäfte gelten, scheut sich die Regierung in Teheran offenbar, iranisches Öl in US-Dollar zu verkaufen, um nicht der US-Rechtsprechung zu unterliegen. In diesem Fall kann sie offenbar nicht garantieren, doch noch gegen Vereinbarungen des Atom-Abkommens zu verstoßen.

Der vom Kreml finanzierte TV-Sender RT berichtet, dass der russische Energieminister Alexander Nowak den Tauschhandel im März des laufenden Jahres wieder ins Gespräch gebracht habe. Russland könnte täglich etwa 100.000 Barrel (159 Liter) Rohöl kaufen und im Gegenzug Waren anbieten. Offenbar ist die iranische Regierung als Gegenleistung besonders an russischer Elektrizität, Nuklearenergie und Kooperationen im Bereich der Eisenbahnen, der Industrie und der Landwirtschaft interessiert.

In der jüngeren Vergangenheit hat es mehrere Vorstöße von Ländern wie Russland, China oder dem Iran gegeben, die darauf abzielen, die dominante Rolle des US-Dollar in der Weltwirtschaft zu schwächen. Dazu gehört, dass der Iran sein Rohöl teilweise in Euro verkauft oder die Tatsache, dass Russland und China verstärkt auf die eigenen Währungen im bilateralen Handel und in Geldgeschäften zurückgreifen – etwa durch die Ausgabe russischer Anleihen in der chinesischen Landeswährung Yuan.

Der US-Dollar spielt als Weltleitwährung – an den die meisten Währungen direkt oder indirekt gebunden sind – eine zentrale Funktion für die wirtschaftliche Dominanz der USA. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Schuldenaufnahme anderer Staaten in Dollar, welche in den ersten Monaten des laufenden Jahres weltweit ungewöhnlich stark zugenommen hatte, weil sie zu einer ständigen Nachfrage nach der US-Währung führt. Insbesondere Unternehmen aus Staaten, die unter dem Schlagwort „Schwellenländer“ subsummiert werden, hatten so intensiv neue Schulden zwischen Januar und Mai aufgenommen wie nie zuvor. Dies geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse von Bloomberg hervor.

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