Finanzen

Banken-Krise Spanien: Banco Popular droht Abwicklung

Banken-Krise Spanien: Banco Popular droht Abwicklung
01.06.2017 02:12
Lesezeit: 1 min

Francesco Guarascio von Reuters berichtet:

Die Probleme des spanischen Geldhauses Banco Popular rufen laut einem EU-Insider die europäische Bankenabwicklungsbehörde SRB auf den Plan. Behördenchefin Elke König habe Vertreter der EU gewarnt, das Institut müsse womöglich abgewickelt werden, sollte die Suche nach einem Käufer fehlschlagen, sagte die mit dem Vorgang vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Es sei eine "Frühwarnung" ergangen. Der Schritt verdeutlicht die wachsenden Sorgen um die sechstgrößte spanische Bank, die nach wie vor unter den Folgen des Zusammenbruchs des Immobilienmarkts im Jahre 2008 leidet.

Der SRB, der sich zu dem Thema zunächst nicht äußern wollte, sagte nach der Veröffentlichung des Reuters-Artikels, er könne die "Interpretationen über vermeintliche Äußerungen der SRB-Chefin" nicht bestätigen. Ein Sprecher der Banco Popular erklärte, es werde an verschiedenen Plänen gearbeitet. Dazu zählten eine Fusion, eine Kapitalerhöhung und der Verkauf von Geschäftsteilen. Für den Fall, das es keinen Zusammenschluss gibt, möchte Banco Popular laut der spanischen Online-Zeitung "El Confidencial" bei Investoren vier bis fünf Milliarden Euro einsammeln. Dabei solle sie die Deutsche Bank unterstützen, nachdem ihr bisheriger Berater, das US-Geldhaus Morgan Stanley, zurückgetreten sei. Alle drei Institute wollten sich zu dem Bericht nicht äußern.

Die Banco Popular steht unter Druck, weil das Geldhaus deutlich mehr faule Kredite in seinem Bestand hat als andere Banken des Landes. Unlängst musste das Institut nach einer internen Revision weitere Verluste für 2016 buchen. Zuvor hatte die Banco Popular bereits einen Fehlbetrag von 3,5 Milliarden Euro für das vergangene Jahr ausgewiesen.

Der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos hat eine staatliche Rettung der Bank ausgeschlossen - fünf Jahre, nachdem das südeuropäische Land heimische Geldhäuser mit mehr als 40 Milliarden Euro vor dem Aus gerettet hatte. Die Banco Popular könnte die Frist für die Einreichung von verbindlichen Kaufangeboten, die am 10. Juni ausläuft, nach eigenen Angaben verlängern. Experten halten es für denkbar, dass die größte spanische Bank Santander oder die vom Staat kontrollierte Bankia das Institut am Ende retten.

SRB-Chefin König verfolgt die Entwicklung bei Banco Popular dem EU-Insider zufolge mit großer Aufmerksamkeit hinsichtlich eines möglichen Einschreitens. Der Fusionsplan der Bank "fruchte möglicherweise nicht", habe sie gesagt. Es gebe zwar allgemeine Vorbereitungen für ein Einschreiten, aber noch keine konkreten Schritte, betonte ein zweite mit der Situation vertraute Person. Auch die Europäische Zentralbank (EZB), die Banco Popular überwacht, verfolge die Situation genau, sagte ein anderer Insider. Die EZB äußerte sich dazu nicht. Die Aktien der Banco Popular setzten ihre Talfahrt am Donnerstag fort. Sie brachen um 17 Prozent auf 50 Cent ein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik 100 Milliarden für Klimaschutz? Einigung zwischen Union, SPD und Grünen
14.03.2025

Ein Milliarden-Paket für Verteidigung und Infrastruktur sorgt für politische Bewegung. Nach zähen Verhandlungen haben Union, SPD und...

DWN
Politik
Politik BSW auch nach endgültigem Ergebnis nicht im Bundestag
14.03.2025

Das endgültige Wahlergebnis steht fest: Das BSW verpasst den Bundestag knapp. Trotz zusätzlicher Stimmen bleibt die Partei unter der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unser neues Magazin ist da: Gesund arbeiten und gesund leben? Die Balance auf der Kippe
14.03.2025

Unsere Arbeitswelt hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert. Digitalisierung, Globalisierung und die ständige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW-Aktie: Gewinn beim Hersteller BMW sackt ab - die ganz fetten Jahre sind vorbei
14.03.2025

Nach Jahren extremer Erträge geht es für die Autohersteller gerade abwärts. Doch selbst nach den aktuellen Einbrüchen verdienen...

DWN
Politik
Politik Grüne blockieren schwarz-rotes Finanzpaket – Streit um Europas Zukunft
14.03.2025

Die Grünen stellen sich gegen das Finanzpaket von Union und SPD. Fraktionschefin Katharina Dröge fordert, Verteidigungs- und...

DWN
Technologie
Technologie Polen will Bau von AKW an der Ostsee 2028 starten
14.03.2025

Deutschland hat sein letztes Atomkraftwerk abgeschaltet. Polen indes will seinen ersten Reaktor direkt am Ostseestrand errichten. Das...

DWN
Panorama
Panorama Vorsorge Gesundheit: Krankenkassen-Boni noch bis 31. März sichern
14.03.2025

Viele Krankenkassen fördern ein gesundheitsbewusstes Verhalten ihrer Versicherten mit Bonuszahlungen. Wer davon profitieren möchte,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die unsichtbare Enteignung: Wie Inflation unser Vermögen entwertet
14.03.2025

Inflation – die größte legale „Enteignung“ der Geschichte? Während Verbraucher unter steigenden Preisen ächzen, kassiert der...