Der frühere Deutsche-Bank-Trader David Liew hat gestanden. Vor einem US-Gericht sagte er aus, dass er bei der Deutschen Bank gelernt habe, wie man am Terminmarkt die Edelmetallpreise manipuliert. Auch Trader anderer großer Banken hätten an den Manipulationen mitgewirkt.
Am Donnerstag hat sich David Liew vor einem Bundesgericht in Chicago des Betrugs schuldig bekannt. Während seiner Zeit als Trader für die Deutsche Bank AG hatte er mit anderen Bankern zusammengewirkt, um den Terminhandel für Gold, Silber, Platin und Palladium zu manipulieren.
Nun hat David Liew gestanden und arbeitet mit der Staatsanwaltschaft zusammen, wie Bloomberg von beteiligten Personen erfahren hat. Am Freitag haben das amerikanische Justizministerium und die US-Börsenaufsicht CTFC ihm den Börsenhandel bis auf Weiteres untersagt. Die Deutsche Bank selbst ist in dem aktuellen Prozess nicht angeklagt.
Die konkreten Vorwürfe gegen David Liew lauten „Spoofing“ und „Front-Running“. Beim „Spoofing“ platzieren Trader Aufträge zum Kauf oder Verkauf von Terminkontrakten, ohne dass sie vorhaben, diese Aufträge später auch auszuführen. Einziges Ziel der Aufträge ist die Preismanipulation. Beim „Front-Running“ kommen Trader den Aufträgen der eigenen Kunden zuvor und machen so einen Gewinn auf deren Kosten.
Dass ihr früherer Mitarbeiter nun mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeitet, bedeutet weitere Sorgen für die Deutsche Bank. Denn zwar arbeitete David Liew in vielen Fällen allein. Doch in mehreren hundert Fällen koordinierte er das „Spoofing“ mit mindestens drei anderen Tradern der Deutschen Bank.
Laut Gerichtsdokumenten hat David Liew zudem ausgesagt, dass er die Methode von seinen Kollegen bei der Deutschen Bank gelernt hat. Er kam im Juli 2009 nach seinem Bachelor-Studium zur Deutschen Bank und startete dort noch im selben Jahr beim Metallhandel in der Asien-Pazifik-Region. Laut Gerichtsdokumenten brachten ihm erfahrene Trader dort das „Spoofing“ bei.
Bis Februar 2012 arbeitete Liew mit anderen Tradern der Deutschen Bank zusammen, um Edelmetallpreise zu manipulieren. Dazu stellten sie Aufträge beim Chicago Mercantile Exchange (CME) ein, die sie aber niemals tatsächlich ausführen wollten. Ziel war es lediglich, einen falschen Eindruck von Angebot und Nachfrage zu erwecken und dadurch die Preise von Terminkontrakten nach oben oder nach unten zu manipulieren oder mehr Marktteilnehmer zum Trading zu bewegen.
In einem Fall hatten Liew und seine Kollegen von einem großen Metalltrade für einen Kunden erfahren und daraufhin eine eigene Transaktion gestartet. Ihr Ziel dabei war es, „missbräuchlich von einer erwarteten Preisentwicklung zu profitieren, die aus der Ausführung des Trades für den Kunden resultiert“, heißt es in Gerichtsdokumenten.
Nach drei Jahren im Trading verließ David Liew die Deutsche Bank wieder. Auf seinem inzwischen gelöschten Blog (Webcache) schrieb er im Juli 2012, dass er nun ein eigenes Unternehmen im Technologiebereich gründen wolle. Und weiter:
„Ich hatte ein komfortables Einkommen als Deutsche-Bank-Trader. (Leider) hat sich hier in Singapur eine gewisse toxische Kultur verbreitet, wo dein ‚Erfolg’ durch dein Gehalt bestimmt wird. Ja, ich bekam ein sechsstelliges Jahresgehalt, ja, ich war im obersten % der Angestellten in meiner Altersgruppe. (Ich werde dieses Jahr 27.) Viele Leute haben mich ‚verrückt’ genannt, weil ich alles weggeworfen habe, was ich hatte, worauf ich sage: ‚Das ist mein Leben, nicht eures.’“ [...]
„Ich wurde jemand, der ich nicht war (vor allem wurde ich gierig und unmenschlich). Und einige Dinge, die ich gesehen und erlebt habe, waren mir nicht geheuer.“
In der Vergangenheit hatte die Deutsche Bank mit den US-Regulierungsbehörden mehrere Vergleiche abgeschlossen. Dabei ging es unter anderem um Zinsmanipulation. Im Januar letzten Jahres willigte die Deutsche Bank ein, der US-Regierung wegen des Verkaufs von Hypothekenpapieren 7,2 Milliarden Dollar zu zahlen.
Das US-Justizministerium ermittelt derzeit auch deshalb gegen die Deutsche Bank, weil sie wohlhabende Russen dabei unterstützt haben soll, rund 10 Milliarden Dollar außer Landes zu schaffen. Mit den Aufsichtsbehörden hat das Geldhaus zu diesem Fall bereits einen Vergleich abgeschlossen.
Auch private Investoren haben die Deutsche Bank und andere großer Banken wegen der Manipulation der Edelmetallmärkte verklagt. Im Dezember legten sie dem Gericht elektronische Chat-Protokolle vor. Aus diesen ging hervor, wie Trader verschiedener Banken in den Jahren 2007 bis 2013 zusammenwirkten, um Preise zu manipulieren. In einem Vergleich zahlte die Deutsche Bank schließlich 38 Millionen Dollar, um den Fall abzuschließen.