Finanzen

Gefahr für den Dollar: US-Regierung fürchtet neue Blockchain-Technolgie

Die US-Regierung sieht in den Blockchain-Technologien für Krypto-Währungen eine Gefahr für den Dollar. Sie lotet Möglichkeiten aus, wie Transaktionen effizient überwacht werden können.
12.06.2017 00:25
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Regierungen weltweit zeigen ein stetig wachsendes Interesse an der Blockchain-Technologie. Auch in den USA beschäftigt sich derzeit gleich eine ganze Reihe von Ministerien und Behörden mit dem Thema. Auch das US-Außenministerium hat kürzlich eine neue Blockchain-Arbeitsgruppe gebildet und sucht nun zusätzliches Personal dafür. In einer Stellenausschreibung auf einer Webseite des Ministeriums heißt es:

„Blockchain ist die Kerntechnologie hinter Bitcoin – der digitalen Währung, die online sicher zwischen Individuen transferiert werden kann. Die Blockchain wurde erschaffen, um die Bitcoin-Aktivitäten für die Ewigkeit aufzuzeichnen. Sie ist ‚ein web-basiertes öffentliches Transaktionsregister und dazu entwickelt worden, Verfälschungen unmöglich zu machen, indem Transaktionen in einer Abfolge von verketteten digitalen Blocks gespeichert werden’.“

„Weil sie auf einzigartige Weise sicher und zugleich (öffentlich) zugänglich ist, kann die Blockchain-Technologie den Ablauf in einer Vielzahl von Sektoren verbessern.“

„Die Blockchain ist nicht nur für Bitcoin da. Und sie ist nicht nur für den privaten Sektor. Staaten und Städte auf der ganzen Welt sind dabei, diese Technologie zu nutzen, um die Arbeit der Regierung zu transformieren. Das passiert jetzt gerade. Und das Außenministerium kann es sich nicht leisten, damit zu warten, Anwendungen dieser Technologie zur Arbeit bei internationaler Entwicklung und Diplomatie zu erforschen.“

In den USA haben neben dem Außenministerium zuletzt auch das Gesundheitsministerium und das Handelsministerium Interesse am Thema Blockchain gezeigt. So hielt das Handelsministerium im Dezember eine Veranstaltung ab, um darüber zu diskutieren, wie die Technologie im Hinblick auf digitale Kopierrechte (Copyright) eingesetzt werden könnte.

Und auch die oberste Logistikbehörde der USA, die General Services Administration, wird diesen Sommer ein Blockchain-Pilotprojekt starten. Laut einem Bericht von Federal News Radio prüft die Behörde derzeit, wie es die Technologie nutzen könnte. Nach Angaben eines Verantwortlichen ist die GSA in Gesprächen mit anderen Teilen der US-Regierung sowie mit nicht benannten Privatunternehmen.

Zwar zeigen diese verschiedenen Bemühungen, dass sich die USA eingehend mit den Möglichkeiten der Blockchain-Technologie beschäftigen und darin offenbar Potentiale erkennen. Doch scheint Russland beim Thema Blockchain derzeit deutlich weiter zu sein.

So hat sich der russische Präsident Wladimir Putin Anfang des Monats mit Vitalik Buterin getroffen, dem Gründer von Ethereum, dem derzeit zweitgrößten Blockchain-Projekt weltweit hinter Bitcoin. Russlands Zentralbank hat kürzlich sogar angekündigt, eine eigene staatliche Kryptowährung zu schaffen, wie die TASS berichtet.

Daher ist es naheliegend, dass sich die Amerikaner zunächst auf den Sicherheitsaspekt konzentrieren. Die USA sind beim Thema Blockchain derzeit in erster Linie mit der Abwehr der Gefahren beschäftigt, welche die Kryptowährungen mit sich bringen. Am Donnerstag hörte die Kommission zu Terrorismus und illegaler Finanzierung des US-Abgeordnetenhauses Experten zum Thema. Diese warnten dringend vor unregulierten Bitcoin-Börsen außerhalb des Landes. „Kriminelle können anonyme Konten eröffnen oder Konten mit falschen Namen“, zitiert bitcoin.com einen der Experten.

Der Fokus der Experten lag deutlich auf den unregulierten Bitcoin-Börsen außerhalb der USA. Denn die Börsen innerhalb des Landes wie Coinbase erfüllen die staatlichen Vorgaben zur Identitätsbeschaffung ihrer Kunden sowie zur Antigeldwäsche. Käufe und Verkäufe von Bitcoins sind eindeutig zuzuordnen. Wenn Kriminelle dort zum Beispiel Bitcoins aus Erpressungen verkaufen würden, gerieten sie umgehend ins Visier der Ermittler.

In der Ankündigung zu der Anhörung am Donnerstag findet sich auch noch eine weitere mögliche Anwendung der Blockchain-Technologie, für die sich die Sicherheitsbehörden derzeit interessieren: die „Nutzung der Blockchain-Technologien, um Transaktionen aufzuzeichnen und illegale Aktivitäten aufzudecken“. Alle Bitcoin-Transaktionen werden dauerhaft in der Blockchain gespeichert. Gern würden die Sicherheitsbehörden diese Informationen noch besser für sich nutzbar machen.

Tatsächlich könnte die Vorherrschaft des Dollar in Gefahr geraten, wenn sich die Blockchain-Technologie durchsetzt. Mit dem Dollar dominieren die USA die Finanzmärkte und gewinnen auch juristischen Zugriff, etwa im Fall von Geldwäsche, Betrug oder Manipulation. Die Verfahren etwa gegen die FIFA oder gegen europäische Banken gründen auf dem Status des Dollar als Weltleitwährung. Würde der Dollar diesen Status verlieren, wäre auch die ökonomische Dominanz der USA in Frage gestellt. Diese ist heute schon nicht mehr der Inbegriff einer natürlichen Ordnung, sondern wird von den USA oft nur mit militärischen Mitteln verteidigt. 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...