Politik

Amazon übernimmt US-Lebensmittelhändler Whole Foods

Amazon baut seine Präsenz im Lebensmittelhandel aus.
17.06.2017 00:13
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Onlinehändler Amazon kauft die US-Biokette Whole Foods Market und steigt damit in den USA in großem Stil in den Handel mit frischen Lebensmitteln ein. Amazon biete in der rund 13,7 Milliarden US-Dollar schweren Transaktion 42 Dollar pro Aktie des Lebensmittelhändlers, teilte der Internetkonzern am Freitag mit. Die Ankündigung führte zu einem Ausverkauf von Aktien traditioneller Handelskonzerne in den USA. Diese müssen nun noch mehr die Konkurrenz des Online-Riesen fürchten.

Laut Amazon wird die auf Bio-Lebensmittel spezialisierte Whole Food Markets weiter eigene Läden betreiben, die Marke soll erhalten bleiben. Auch der Chef der Kette, John Mackey, bleibe an Bord. Ein Abschluss des Deals werde in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Durch den Zukauf dürfte Amazon beim Vertrieb von frischen Lebensmitteln noch schlagkräftiger werden. Whole Foods Market bietet die Lieferung zum Kunden bereits an. Die 1978 in Austin, Texas, gegründete Kette setzte nach eigenen Angaben 2016 rund 15,7 Milliarden Dollar um. Sie betreibt über 460 Läden, den Löwenanteil davon in den USA. Einige Geschäfte gibt es aber auch in Kanada und Großbritannien. Whole Foods Market beschäftigt rund 87.000 Menschen.

Die traditionellen Handelsketten in den USA bekommen nun endgültig einen mächtigen Konkurrenten. Mit dem Zukauf könne Amazon im US-Lebensmittelhandel nachhaltig Fuß fassen und traditionelle Händler angreifen, sagte Neil Saunders, Handelsexperte bei Globaldata Retail in New York. Aktien von US-Handelsriesen stürzten ab. Wal-Mart gaben etwa sechs Prozent nach. Aber die Ankündigung schickte auch Schockwellen nach Europa - Frankreichs Branchenprimus Carrefour verlor an der Pariser Börse 2,5 Prozent, Anteilsscheine des deutschen Handelsriesen Metro gaben um 1,6 Prozent nach.

Der Einstieg des Online-Riesen in die Branche erwischte die traditionellen Handelskonzerne kalt - deren Aktien gingen auf Tauchstation. "Durch Amazons Markteintritt bekommen die Einzelhändler eine starke Konkurrenz", sagte Analyst Jauke de Jong vom Broker AFS Group. Wal-Mart-Aktien brachen fast fünf Prozent ein. Kroger fielen mehr als neun Prozent. Sie hatten schon am Donnerstag 19 Prozent verloren. Kroger hatte wegen steigender Pensionskosten im Quartal deutlich weniger verdient und vor einem Rückgang des Jahresgewinns gewarnt. Amazon gewann dagegen 2,4 Prozent, Whole Foods 29 Prozent.

Amazon ist längst auch in Deutschland auf dem Lebensmittelmarkt aktiv. In einem Modellversuch bietet der US-Riese frische Lebensmittel an. Amazon-Prime-Kunden in Berlin und Potsdam können ihre Einkäufe über den Online-Händler erledigen. Die Deutsche Post liefert diese dann an die Verbraucher. Traditionelle Lebensmittelhändler haben die Expansion des US-Riesen in den hart umkämpften deutschen Lebensmittelmarkt im Blick. Einige haben sich mit eigenen Online-Shops in Stellung gebracht. Der Lebensmittelhändler Rewe, der nach Edeka die Nummer zwei im deutschen Markt ist, liegt derzeit im Online-Handel in Deutschland mit frischen Lebensmitteln nach eigenen Angaben vorn. Der Umsatz Rewes in dem Geschäft lag in Deutschland zuletzt bei über 100 Millionen Euro. Der Online-Umsatz mit Lebensmitteln in Deutschland könnte nach Prognosen des Marktforschers GfK von 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2014 auf jährlich mehr als sieben Milliarden Euro im Jahr 2025 wachsen. Dem Handelsverband HDE zufolge ist der Online-Anteil am Handel mit Lebensmitteln und Delikatessen in der Bundesrepublik derzeit aber noch gering. Er lag 2016 bei 0,8 Prozent. Experten gehen aber von einem raschen Wachstum aus.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...