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Das Emirat Katar hat in seiner Diplomatenresidenz in einer Berliner Villa eine barbusige Figur verhüllt, die die Hausfassade im Dachgiebel schmückt. Seit einigen Tagen ist der Fries mit einem Dreieck aus einer deutschen und einer katarischen Flagge verdeckt, aus «Sittlichkeitsgründen», wie es 2015 hieß, als das Emirat mit der Renovierung der Villa begann und die Pläne für die Verhüllung bekannt wurden. Mitte Juli dieses Jahres will Katar nun dort ein «Haus für arabische Kultur» öffnen.
Das Landesdenkmalamt ist über die Verhüllung verärgert, sieht aber zurzeit wenig Chancen, den Denkmalschutz in der historischen Villa durchzusetzen. «Als diplomatische Residenz ist das exterritoriales Gelände», sagte eine Sprecherin kürzlich laut dpa. Zwar sei die Verhüllung genehmigungspflichtig - doch laut Tagesspiegel kann urlaubsbedingt nicht festgestellt werden, ob ein Ansuchen eingereicht wurde. Eigentlich müssten Denkmalschutzauflagen durchgesetzt werden können, denn das Gelände ist nicht extrerritorial: Laut Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen (WÜD) von 1964 verzichtet das Gastland lediglich auf die Ausübung seiner Hoheitsrechte, indem es den Diplomaten Immunität gewährt.
Immerhin sind die Kataris mit ihrem ursprünglichen Plan nicht durchgedrungen, das geschützte Relief entfernen zu lassen. Die Kataris ließen das Relief sogar fachgerecht sanieren, ehe es verhüllt wurde. Der rbb berichtet, dass die Verhüllung nur temporär sein soll: Die katarische Botschaft habe erklärt, die Festlichkeiten des deutsch-katarischen Kulturjahres seien nun auf das Arabische Kulturhaus ausgeweitet worden, «wo Flaggen beider Länder gehisst wurden, um den Kulturaustausch und das Feiern von Gemeinsamkeiten sowie Unterschieden zu würdigen». Die Flaggen sollen bis zum Ende des Jahres hängen bleiben.
Der Verleger Franz Calé hatte sich die Villa 1904 im Stadtteil Zehlendorf gebaut. Der Erdölstaat hatte das Haus 1997 gekauft und wollte dort den Botschaftssitz unterbringen. Doch die Renovierung verzögerte sich, die Villa verfiel. Der Botschafter zog in einen Neubau in Grunewald. Vor zwei Jahren begann der Umbau in der Villa.
Dazu gehört auch ein 1200 Quadratmeter großer Garten. Auch in diesem haben die Kataris keine Anpassung an die Tradition im Berliner Villenbezirk erkennen lassen. Der Tagesspiegel berichtet: «Eine Orgie aus Pflastersteinen bildet eine runde Auffahrt, in der Mitte ein Schmuckbrunnen – der Garten, die alten Bäume, alles verschwunden. Man sei „baff“ angesichts all dessen, sagt ein Denkmalschützer, „das sieht nach Kahlschlag aus“, und dann auch noch die Verhüllung des Giebels. Ein altes Problem, das auch hier gilt: Diplomaten können sich viel herausnehmen und haben wenig zu befürchten.»