Politik

Ungarn und Türkei: Mehr Handel, mehr Investitionen

Lesezeit: 2 min
16.07.2017 22:45
Ungarn und die Türkei verstärken die Zusammenarbeit.
Ungarn und Türkei: Mehr Handel, mehr Investitionen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hat seine Loyalität zur Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdogan bekräftigt. „Was auch immer an türkeifeindlichen Äußerungen in bedeutenden EU-Ländern fallen mag, Ungarn wird sich daran nie beteiligen (…) Selbst wenn das Unannehmlichkeiten bringt“, erklärte Orban vergangene Woche  auf einem bilateralen Geschäftsforum in Ankara. Die Freundschaft zur Türkei bezeichnete er als „Folge einer Strategie, wonach in Ungarn – als einem konservativen Land – die menschlichen Werte zählen“. Ungarn stehe an der Seite „seiner Freunde“, so Orban.

Der türkische Premier Binali Yildirim sagte auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Orban, dass sich während des Putschversuchs am 15. Juli 2016 herausgestellt habe, wer die wahren Freunde der Türkei seien, zitiert der Standard Yildirim. Ungarn zählte er zu den wahren Freunden der Türkei.

Der ungarische Premier war am Vortag mit der halben Regierungsmannschaft und rund 70 ungarischen Geschäftsleuten nach Ankara gereist. Er wurde sowohl von Präsident Erdogan als auch von Ministerpräsident Binali Yildirim empfangen.

Nach Angaben des türkischen Industrieministers Faruk Özlü möchte die Türkei ihr bilaterales Handelsvolumen mit Ungarn auf fünf Milliarden Dollar steigern. „Ungarn ist ein wichtiger Handelspartner für die Türkei. Im vergangenen Jahr lag das bilaterale Handelsvolumen bei über zwei Milliarden US-Dollar. Unser Ziel ist es, dies auf bis zu 5 Milliarden Dollar zu erhöhen, und wir werden dieses Ziel in naher Zukunft erfüllen“, zitiert die Nachrichtenagentur Anadolu Özlü.

Die türkischen Exporte nach Ungarn sind im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 832 Millionen Dollar gestiegen, während die Importe aus Ungarn konstant auf 1,3 Milliarden Dollar standen. Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto sagte, dass die Wirtschaft der Türkei wuchs, während die EU ihre Wettbewerbsfähigkeit verlor.

Die ungarische Regierung will fünf Millionen Euro in eine türkische Fabrik im ungarischen Miskolc investieren. Die Fabrik wird dem türkischen Produzenten für Dämmmaterial gehören, berichtet das Global Trade Review. Die gesamten Kosten belaufen sich auf 22,5 Millionen Euro. Mehrere andere Projekte wurden angekündigt, darunter der Bau einer Wasseraufbereitungsanlage in Istanbul durch Budapest Waterworks. Zudem sollen türkische Fachleute, die im russisch-türkischen Kernkraftwerk in der türkischen Stadt Akkuyu zum Einsatz kommen sollen, durch ungarische Nuklear-Spezialisten ausgebildet werden.

Das Finanzportal Finansgündem berichtet, dass sich die türkischen Investitionen in Ungarn auf etwa 100 Millionen Dollar belaufen. Im Gegenzug belaufen sich die ungarischen Investitionen in der Türkei auf 20 Millionen Dollar. Die türkische Export-Import-Bank (Eximbank)hat den Ungarn ein Kreditpaket von 750 Millionen Dollar und die ungarische Eximbank hat im Gegenzug der Türkei ein Kreditpaket von 250 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt.

Die Türkei plant, ihre wirtschaftlichen und politischen Beziehungen mit der Visegrad-Gruppe, dessen Mitglieder Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn sind, zu stärken. Die Zeitung Yeni Safak berichtet, dass die Beziehungen zwischen den Visegrad-Mitgliedern sich in den vergangenen Jahren intensiviert hätten. Angesichts des anstehenden Brexits werde die Visegrad-Gruppe künftig mehr Gewicht innerhalb der EU erlangen. Ungarn hat am 1. Juli den Vorsitz der Visegrad-Gruppe übernommen und wird die Agenda der Gruppe über ein Jahr hinweg bestimmen. Nach Angaben des türkischen Blatts wird Orban darauf hinarbeiten, die Integration innerhalb der Gruppe zu stärken. Für die Türkei bestehe die Möglichkeit, den Wunsch der Visegrad-Gruppe nach einer Kooperation mit Staaten außerhalb der EU zu nutzen.

Während die EU die Türkei durchgehend attackiert und im EU-Parlament sogar ein Abbruch der EU-Beitrittsgespräche gefordert wird, versucht die Regierung in Ankara, über die Stärkung ihrer Beziehungen zu den osteuropäischen Staaten einen Einfluss innerhalb der EU zu gewinnen. Die Türkei will damit ihre Verhandlungsposition gegenüber der EU stärken.

Dies könnte ihr gelingen, weil die Visegrad-Mitglieder Polen und Ungarn ein schlechtes Verhältnis zur EU-Kommission haben. Insbesondere in der Flüchtlings-Frage gibt es Differenzen zwischen der Visegrad-Gruppe und der EU und Deutschland.  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Sichere Mobilgeräte für Ihr Business: Das Samsung Security Ecosystem

In vielen Unternehmen sind Smartphones und Tablets längst zum unverzichtbaren Arbeitsmittel geworden. Je nach Einsatzgebiet sind die...

DWN
Politik
Politik Deutschland blockiert Asyl-Kompromiss in der EU
26.09.2023

Die anderen EU-Staaten verlieren langsam die Geduld mit Deutschland, weil die Bundesregierung einen Kompromiss in der Asylpolitik...

DWN
Politik
Politik Bund muss deutlich weniger Schulden machen
26.09.2023

Der Bund muss sich im vierten Quartal 31 Milliarden Euro weniger am Finanzmarkt leihen, als bisher geplant. Grund sind die niedrigeren...

DWN
Immobilien
Immobilien Büro-Immobilien: „Die Mischung aus Präsenz und Mobilität macht es"
26.09.2023

Seit der Pandemie ist hybrides Arbeiten das Schlagwort in Deutschland. Vor einem Hintergrund wachsender Büroleerstände, stark steigender...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesanleihe verzeichnet höchste Rendite seit 2011
25.09.2023

Anleger haben die Hoffnung auf ein baldiges Ende der hohen Zinsen aufgegeben. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen liegt auf dem...

DWN
Politik
Politik EU-Staaten verhindern Deutschlands strengere Abgasnorm
25.09.2023

Deutschland konnte sich in der EU mit Forderungen nach der Abgasnorm Euro 7 nicht durchsetzen. Die anderen Staaten lehnten die strengeren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsklima sinkt nur minimal - Geht es jetzt wieder bergauf?
25.09.2023

Der Ifo-Index zum Geschäftsklima ist den 5. Monat in Folge gefallen, aber nur minimal. Der Pessimismus nimmt ab. Ist das Schlimmste für...

DWN
Politik
Politik Westen fürchtet Wahlen in der Slowakei
25.09.2023

Bei den Wahlen in der Slowakei am Samstag steht Ex-Premierminister Fico vor einem möglichen Comeback, der "keine einzige Patrone in die...

DWN
Politik
Politik Eklat um SS-Veteran beim Selenskyj-Besuch in Kanada
25.09.2023

Das kanadische Parlament hat beim Selenskyj-Besuch einen ukrainischen "Kriegsveteranen" mit Jubel und stehendem Applaus gewürdigt. Nach...