Finanzen

USA: Fracking-Unternehmen bieten Investoren zweistellige Renditen

Betriebe der US-amerikanischen Fracking-Industrie haben innovative Wege gefunden, um an neue Investitionen zu kommen.
18.07.2017 17:31
Lesezeit: 2 min

In einer interessanten Analyse beschäftigt sich Ernest Scheyder von Reuters mit den Finanzierungsstrategien der amerikanischen Fracking-Betriebe:

„DrillCo“ heißt der letzte Schrei in der US-Frackingindustrie. Den Einbruch der Ölpreise hat sie überlebt und mit neuen Bohr- und Produktionstechnologien den Bemühungen der OPEC um eine Eindämmung des weltweiten Öl-Überangebots getrotzt. Nun nutzen einige der US-Schieferölproduzenten kreative Finanzierungsideen, um noch mehr schwarzes Gold zu fördern.

Dazu werden Gemeinschaftsunternehmen gegründet, auf englisch kurz „DrillCos“ genannt, in denen das Geld von Finanzinvestoren wie Carlyle oder KKR mit dem Land der Produzenten zusammen gelegt wird. Den Investoren ist in wenigen Jahren eine zweistellige Rendite sicher, während die Produzenten ihre Produktivität steigern können, ohne selbst mehr Geld in die Hand nehmen zu müssen. „Es gibt eine Menge Geld, das ein Zuhause sucht, insbesondere in diesem Niedrigzinsumfeld“, sagt Mingda Zhao von der Kanzlei Vinson & Elkins LLP, der solche Vereinbarungen schon ausgehandelt hat.

In den vergangenen zwei Jahren haben die DrillCos mindestens zwei Milliarden Dollar eingesammelt – ein kleiner Teil der gesamten Frackingfinanzierung. Er zeigt aber, wie Investoren und Produzenten noch mehr Öl sprudeln lassen können und damit der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) bei der Unterstützung der Preise einen Strich durch die Rechnung machen. Das Ölkartell erwartet 2018 trotz einer Verlängerung der Förderbremse, die den Ölpreis stabilisieren soll, ein weltweites Überangebot. Denn insbesondere in den USA wird dank der aus Umweltschutzgründen umstrittenen Fracking-Technik wieder mehr Öl gefördert. Dabei wird das in tiefliegenden Gesteinsschichten lagernde Öl oder Gas unter hohem Druck mit Hilfe von Chemikalien gelöst. Angetrieben davon dürfte die US-Ölproduktion in diesem Jahr nach Einschätzung des US-Amts für Energiestatistik um 570.000 Barrel pro Tag (bdp) auf 9,9 Millionen bdp steigen.

Die DrillCos übernehmen gewöhnlich die Kontrolle über potenzielle Fördergebiete und übergeben den Investoren in der Regel über 100 Prozent des Cash-Flows aus der Öl- und Gasproduktion, bis sie eine Rendite von 15 Prozent erzielen. Ab diesem Zeitpunkt geht die Kontrolle an die Produzenten zurück, wobei der Anteil der Investoren auf rund zehn Prozent der verbleibenden Produktion sinkt. Bislang waren ein Tausch der Kontrolle über das Land und eine garantierte Rendite nicht üblich. „Es ist eine Art von chirurgischem, zeitweiligem Kapital“, beschreibt es Mark Stoner, Partner beim Investor Bayou City Energy, der im vergangenen Jahr 256 Millionen Dollar an ein Joint Venture des privaten Ölproduzenten Alta Mesa Holdings vergab. „Wir bekommen Zugang zu großen, produktiven Öl-Vorkommen ohne die bilanziellen Risiken übernehmen zu müssen.“

Auch Firmen wie EOG Resources, einer der finanzstärksten US-Schieferölproduzenten, wendet sich den DrillCos zu. Vor zwei Monaten schloss das Unternehmen eine 400 Millionen Dollar schwere Vereinbarung mit Carlyle, um Ölförderbohrungen im US-Bundesstaat Oklahoma zu finanzieren. Dank des Deals kann sich EOG mit seinen eigenen Mitteln auf das Permian-Becken, das größte US-Ölfeld, konzentrieren und seine Produktion ausbauen, ohne seine Ausgaben zu erhöhen. Das Joint Venture erlaubt EOG zudem, den Wert seines Landes in den Büchern zu verdoppeln oder zu verdreifachen, wie Lloyd Helms, Leiter der Exploration und Produktion bei EOG erklärt.

Seit 2015 haben 34 US-Ölproduzenten DrillCos mit einem Wert von mehr als 2,05 Milliarden Dollar geschmiedet. Das Geld kam von Investoren wie Blackstone, Carlyle oder KKR. „Das half uns, auf Flächen nach Öl zu bohren, die wir ansonsten nicht sofort hätten angehen können“, sagt Mike McCabe, Finanzchef bei Alta Mesa. Das Interesse der Investoren wurde trotz der niedrigen Ölpreise von unter 50 Dollar das Barrel von den potenziell hohen Renditen angefacht. Ganz risikofrei sind die Gemeinschaftsunternehmen aber nicht. Wenn die Ölpreise wieder abstürzen, schwindet die Möglichkeit, hohe Renditen innerhalb weniger Jahre zu erzielen. Die Schieferölproduzenten müssen daher auch bereit sein, mehr Informationen über das Land zu liefern als sie es bei gewöhnlichen Darlehensverträgen müssten.

Für Carlyle war die Vereinbarung mit EOG dennoch ein vergleichsweise wenig riskanter Weg, in die Schieferölbranche zu investieren. „Auch mit den gegenwärtigen Ölpreisen gibt es genügend wirtschaftliche Möglichkeiten für uns dort draußen“, urteilt Carlyle-Manager David Albert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bahn: Sanierung des Schienennetzes dauert länger – die Folgen
05.07.2025

Die Pläne waren ehrgeizig – bis 2030 wollte die Bahn mit einer Dauerbaustelle das Schienennetz fit machen. Das Timing für die...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt H&K-Aktie: Rüstungsboom lässt Aufträge bei Heckler & Koch explodieren
04.07.2025

Heckler & Koch blickt auf eine Vergangenheit voller Skandale – und auf eine glänzende Gegenwart und Zukunft. Der Traditionshersteller...