Finanzen

Gewerkschaften kündigen Widerstand gegen Fusion von ThyssenKrupp mit Tata an

Lesezeit: 2 min
11.09.2017 16:59
Die Konzernführung von Thyssenkrupp wähnt sich kurz vor einem Durchbruch in den Fusionsverhandlungen mit Tata Steel.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

ThyssenKrupp steht nach eigenen Angaben trotz des Widerstands der Arbeitnehmervertreter vor einem Durchbruch für eine Stahlfusion mit dem Konkurrenten Tata Steel, berichtet Reuters. Die Verhandlungen seien auf der Zielgeraden, sagte ein Sprecher am Montag. Eine Einigung auf eine Absichtserklärung (MoU) für ein Joint Venture könne es noch in diesem Monat geben. Man erwarte dafür die Zustimmung der Gremien.

Die Arbeitnehmervertreter kündigten umgehend Widerstand dagegen an. Da auch noch nicht von einer Prüfung der Bücher (Due Diligence) – dem wichtigsten Teil von Verhandlungen – die Rede war, dürften bis zum Abschluss der Fusion noch Monate vergehen.

Eine für Dienstag geplante Aufsichtsratssitzung des Konzerns wurde auf das Wochenende 23./24. September verlegt. Das manager-magazin hatte zuerst über die Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen ThyssenKrupp und Tata berichtet. Die Arbeitnehmervertreter gingen umgehend auf die Barrikaden. „Wir lehnen eine Fusion mit Tata ab“, sagte der Chef der IG Metall Duisburg-Dinslaken, Dieter Lieske, der Nachrichtenagentur Reuters. „Ich habe keine Anzeichen von unseren Vertretern im Aufsichtsrat, dass sie einer Fusion zustimmen werden. Wir werden auch keinem Memorandum zustimmen.“

ThyssenKrupp-Chef Heinrich Hiesinger verhandelt seit anderthalb Jahren über einen Zusammenschluss der Stahlgeschäfte. Zusammen würden sie den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach ArcelorMittal schmieden. Ein Hindernis waren die 15 Milliarden Euro schweren Pensionslasten von Tata in Großbritannien. Tata hatte hierfür aber kürzlich eine Einigung mit dem Pensionsfonds erzielt. Die Pensionslasten seien nun vom Unternehmen abgetrennt worden, teilte Tata am Montag mit. Die Aktien von ThyssenKrupp legten zu.

Der größte deutsche Stahlkonzern beschäftigt rund 27.000 Mitarbeiter. Neben dem Hauptsitz Duisburg gibt es unter anderem Standorte in Hohenlimburg, Andernach und Gelsenkirchen. Das Unternehmen produziert im Jahr etwa zwölf Millionen Tonnen Rohstahl.

Wichtige Kunden sind die Automobilbranche, der Bausektor, der Maschinenbau, die Verpackungsindustrie und die Energiewirtschaft. Hauptabsatzmärkte sind Deutschland und die europäischen Nachbarstaaten. Gut zwei Drittel seines Stahls setzt das Unternehmen im Umkreis von 500 Kilometern um Duisburg ab.

Die Stahlsparte hatte im vergangenen Geschäftsjahr 2015/16 einen Umsatz von 7,6 Milliarden Euro erzielt und einen operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) von 315 Millionen. Im laufenden Jahr soll das Ergebnis dank höherer Preise und Kostensenkungen deutlich steigen.

Tata Steel Europe beschäftigt 21.500 Mitarbeiter. Der Konzern betreibt in Wales das größte britische Stahlwerk Port Talbot und ein modernes Werk im niederländischen IJmuiden. Die Rohstahlkapazität des Unternehmens beträgt 12,5 Millionen Tonnen.

Im Geschäftsjahr 2016/17 (per Ende April) erzielte der Konzern einen Umsatz von umgerechnet 6,8 Milliarden Euro und ein Ebitda von 612 Millionen Euro.

Wichtige Kunden sind die Bau-, Automobil- und Verpackungsindustrie sowie die Luftfahrt- und Energiebranche. Hauptabsatzmärkte sind neben Großbritannien und den Niederlanden weitere Märkte in Europa.

Tata Steel Europe gehört zum indischen Tata-Konzern mit über 100 Unternehmen und mehr als 600.000 Mitarbeitern. Zu dessen Geschäften zählen auch die Automobilproduktion mit der Marke Jaguar, die Telekommunikation, die Energieerzeugung oder Hotels. Die Gruppe erzielte zuletzt einen Umsatz von rund 100 Milliarden Euro.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Störung bei Flugsicherung - schon wieder: Flugausfälle und Verspätungen an deutschen Flughäfen
04.10.2024

Eine Störung bei der Deutschen Flugsicherung hat erneut zu massiven Verzögerungen und Flugausfällen geführt. Besonders betroffen war...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Abwanderung nach Osteuropa: Zughersteller Alstom schließt Werk im sächsischen Görlitz
04.10.2024

Die Abwanderung der Industrie geht weiter: Der französische Zugbauer Alstom kündigt die Werk-Schließung an und verlässt Deutschland...

DWN
Politik
Politik EU-Mitgliedstaaten ermöglichen Auto-Zölle gegen China
04.10.2024

Die EU hat den Weg für Auto-Zölle gegen China geebnet, trotz Bedenken aus Deutschland. Es fand sich keine Mehrheit der EU-Staaten gegen...

DWN
Politik
Politik Bürgergeld: Auswirkungen der höheren Ausländerquote
04.10.2024

Die Anzahl der ausländischen Bürgergeldempfänger ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und erreichte zuletzt 2,7 Millionen....

DWN
Finanzen
Finanzen Versicherungspflichtgrenze: Wen trifft die Steigerung im Jahr 2025 und wer profitiert?
04.10.2024

Ab 2025 wird der Wechsel in die private Krankenversicherung deutlich schwieriger – die Versicherungspflichtgrenze steigt auf 73.800 Euro....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Autozölle gegen China: Scholz entscheidet gegen Strafmaßnahmen auf chinesische Elektroautos
04.10.2024

Nach Differenzen innerhalb der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP bezüglich der Frage nach EU-Autozöllen auf Elektroautos aus...

DWN
Politik
Politik Wieder heftige israelische Luftangriffe in Beirut
04.10.2024

Die libanesische Metropole Beirut wurde in der Nacht erneut von schweren Luftangriffen des israelischen Militärs getroffen. Berichten...

DWN
Politik
Politik Baerbock fordert stärkere EU-Regeln gegen „Fake News“ - zum Schutz der Demokratie
04.10.2024

Außenministerin Baerbock fordert die EU-Kommission auf, neue Regeln im Umgang mit „Desinformationen“ in den sozialen Netzwerken zu...