Finanzen

Türkei gegen die USA: Lira stürzt ab

Die türkische Lira ist am Devisenmarkt unter starken Druck geraten, die Wechselkurse zu Dollar und Euro sinken deutlich.
21.11.2017 12:06
Lesezeit: 1 min

Die wachsenden politischen Spannungen zwischen der Türkei und den USA machen Devisen-Anleger nervös. Dies setzte die türkische Währung am Dienstag weiter unter Druck und trieb den Dollar auf ein Rekordhoch von 3,9768 Lira. Gleichzeitig fiel der Leitindex der Istanbuler Aktienbörse um bis zu 0,9 Prozent. Auch zum Euro fiel der Wechselkurs der Lira deutlich um etwa 0,7 Prozent auf jetzt 4,64 Euro. Vor einem Jahr lag der Kurs noch bei etwa 3,50 Euro.

Im Mittelpunkt der Diskussion steht derzeit der Prozess gegen den türkischen Goldhändler Reza Zarrab, dem die USA einen Verstoß gegen die Iran-Sanktionen vorwerfen. Die Regierung in Ankara bezeichnete das Verfahren als „klare Verschwörung gegen die Türkei“. Die Vertagung des Gerichtsverfahrens am Montag um eine Woche laste auf der Stimmung, urteilten die Experten des Brokerhauses Deniz Invest. Sie verlängere die Unsicherheit.

Es besteht unter Investoren die Sorge, dass sich der Prozess gegen den iranisch-türkischen Geschäftsmann Reza Zarrab und den stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Halkbank, Mehmet Hakan Attila, negativ auf die Wirtschaft auswirkt. Zarrab und Attila sind vor einem Gericht in New York angeklagt, gegen die US-Sanktionen gegen den Iran verstoßen zu haben.

Der verantwortliche Richter Richard Berman entschied am Montag, die Auswahl der Jury auf den 27. November zu vertagen. Damit verschiebt sich der Beginn des Prozesses auf den 4. Dezember. Der türkische Regierungssprecher Bekir Bozdag nannte den Prozess am Montag "politisch" motiviert und einen "Komplott gegen die Türkei".

Es gibt aus SIcht der US-Regierung den Verdacht, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und andere Regierungspolitiker nicht nur über die Goldgeschäfte Zarrabs mit dem Iran informiert waren, sondern auch davon profitiert haben. In Ankara besteht die Sorge, dass die US-Justiz wegen Verstößen gegen die US-Finanzsanktionen eine Geldstrafe gegen Halkbank verhängt.

Wie die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, traten am vergangenen Donnerstag neue Regeln für die „Fusion, Teilung und Übertragung von Vermögenswerten sowie den Tausch von Bankanteilen“ in Kraft. Vize-Ministerpräsident Mehmet Simsek dementierte am Montag, dass dies eine Fusion der Halkbank mit einer anderen halbstaatlichen Bank vorbereiten solle.

Die türkische Wirtschaft verzeichnet ein Wachstum von mehr als fünf Prozent, doch liegt die Inflation bei zwölf Prozent. Erdogan dringt gegenüber der Zentralbank regelmäßig auf eine Senkung der Zinsen, um das Wachstum durch eine Stärkung des Konsums und der Investitionen zu fördern.

Unbehagen bereiteten Börsianern zudem die erneuten Angriffe des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auf die Unabhängigkeit der Zentralbank. Er hatte zuletzt erklärt, dass die Inflation im Land so stark gestiegen sei, weil die Regierung nicht eingegriffen habe.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...

DWN
Politik
Politik Kanada knickt ein: Handelsgespräche mit den USA nach Steuer-Rückzug wieder aufgenommen
30.06.2025

Die Regierung Trudeau muss einlenken: Kanada streicht die Digitalsteuer für US-Konzerne – sonst drohen massive Strafzölle. Die USA...

DWN
Politik
Politik Analyse: „Achse des Bösen“ knistert – Iran hat keine Freunde
30.06.2025

Die „Achse des Bösen“ wackelt: Nach den westlichen Angriffen auf Iran schweigen Russland, China und Nordkorea auffällig. Für den...

DWN
Politik
Politik Iran droht Trump indirekt mit dem Tod – Waffenruhe in Gaza in Sicht?
30.06.2025

Zwischen Drohungen, Diplomatie und geopolitischem Kalkül: Der Iran richtet scharfe Worte an Donald Trump und spricht gleichzeitig über...

DWN
Politik
Politik Citigroup-Chefin sieht Revolution der Wirtschaft: Größer als Trumps Handelskrieg
30.06.2025

Citigroup-Chefin Jane Fraser sieht im Exklusiv-Interview die KI als größte Umwälzung seit Jahrzehnten. Trump, Handelspolitik und Zölle...

DWN
Panorama
Panorama Merz-Fake News: Warum sich Falschnachrichten über Kanzler Merz derzeit so stark verbreiten
30.06.2025

Gezielte Falschinformationen, manipulierte Videos und absurde Behauptungen über Kanzler Merz fluten die sozialen Netzwerke. Was steckt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Payback-Punkte sammeln mit der Girocard: Sparkassen schließen sich an
30.06.2025

Payback kooperiert jetzt mit den Sparkassen – ein wichtiger Schritt für das größte Bonusprogramm Deutschlands. Doch wie funktioniert...