Finanzen

Uber hält Daten-Diebstahl von Millionen Kunden geheim

Wie erst jetzt bekannt wurde, wurden dem Fahrdienstleister Uber vergangenes Jahr Daten von Millionen Kunden gestohlen.
22.11.2017 10:18
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Fahrdienstleister Uber hat einen Hackerangriff, bei dem Daten von 57 Millionen Nutzern und hunderttausenden Fahrern gestohlen wurden, ein Jahr lang geheim gehalten. Der erst seit August amtierende Firmenchef Dara Khosrowshahi informierte die Öffentlichkeit am Dienstag über den Vorfall von Ende 2016, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Er verurteilte den Umgang der damaligen Unternehmensführung mit dem Datenleck und versprach, „dass wir aus unseren Fehlern lernen werden“.

In seiner Erklärung legte Khosrowshahi dar, er habe erst vor kurzem erfahren, dass bei einem Hackerangriff auf einen cloud-basierten Server Uber-Daten in bedeutendem Umfang abgegriffen worden seien. Zu den gestohlenen Daten zählten demnach die Namen, E-Mail-Adressen und Mobilfunknummern von Nutzern des international tätigen Fahrdienstleisters sowie die Namen und Führerscheindaten von rund 600.000 Uber-Fahrern.

„Nichts davon hätte passieren dürfen und ich werde das nicht rechtfertigen“, erklärte Khosrowshahi. Eine externe Untersuchung habe aber ergeben, dass Daten über Fahrtrouten, Bankkarten und -konten, Sozialversicherungsnummern und Geburtsdaten der Kunden nicht abgegriffen worden seien. Der Datenklau sei außerdem nicht über die eigenen Systeme des Unternehmens gelaufen, Hinweise auf einen Betrug mit den Daten gebe es bislang nicht.

Aus mit dem Vorgang vertrauten Kreisen verlautete, Uber habe den Hackern 100.000 Dollar (85.000 Euro) gezahlt, damit sie ihre illegale Datensammlung zerstören. Der damalige Uber-Chef Travis Kalanick erfuhr demnach von dem Hackerangriff bereits kurz nach dem Vorfall, die Öffentlichkeit und die Behörden wurden aber nicht informiert.

„Sie mögen sich fragen, warum wir erst jetzt darüber sprechen, ein Jahr später“, erklärte Khosrowshahi. „Ich hatte dieselbe Frage und daher habe ich sofort eine gründliche Untersuchung darüber gefordert, was passiert ist und wie wir damit umgegangen sind.“

Die betroffenen Uber-Fahrer werden nun dem Unternehmenschef zufolge über den Datenklau informiert und ihnen werde Hilfen wie etwa Schutz vor Identitätsdiebstahl angeboten. Die Nutzerkonten der Kunden würden auf Betrugsversuche untersucht. Außerdem würden die zuständigen Behörden verständigt.

„Wenn wir die Vergangenheit auch nicht ungeschehen machen können, kann ich im Namen aller Uber-Mitarbeiter zusagen, dass wir aus unseren Fehlern lernen werden“, erklärte Khosrowshahi. „Wir ändern die Art und Weise, wie wir Geschäfte machen.“

Ubers Image war bereits vor Bekanntwerden des Datendiebstahls stark ramponiert. Unternehmenschef Kalanick trat im Juni nach Berichten über Sexismus und unfaire Arbeitsbedingungen sowie unter dem Druck einflussreicher Investoren zurück. Ende August ernannte der Verwaltungsrat Khosrowshahi, damals Leiter des Online-Reisebüros Expedia, zum Nachfolger.

Im September bestätigte Uber FBI-Ermittlungen, weil das Unternehmen den US-Konkurrenten Lyft mittels einer Software ausspioniert haben soll. Gegen Uber läuft in Kalifornien außerdem ein Gerichtsverfahren, weil die Firma der früheren Google-Autotochter Waymo Technologie für selbstfahrende Autos gestohlen haben soll.

Uber ist in mehr als 600 Städten in Dutzenden Ländern weltweit aktiv, darunter auch Deutschland. Das Unternehmen vermittelt über Smartphone-Apps Fahrten in verschiedenen Angebots- und Preisklassen und ist vor allem etablierten Taxiunternehmen ein Dorn im Auge.

Uber war 2009 gegründet worden und entwickelte sich unter Kalanicks Führung zum wertvollsten Start-up mit Beteiligungskapital. Es wurde auf 68 Milliarden Dollar (58 Milliarden Euro) taxiert. Derzeit plant Uber eine Fusion mit dem japanischen Technologie-Giganten SoftBank, die dem Fahrdienstleister eine Milliarde Dollar zusätzliches Kapital verschaffen soll. Für 2019 ist der Börsengang von Uber geplant.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...