Finanzen

China baut seinen Einfluss auf Osteuropa aus

Die chinesische Regierung hat mit mehreren osteuropäischen Staaten umfangreiche Investitionen beschlossen.
27.11.2017 17:01
Lesezeit: 2 min

China hat Staaten Ost- und Mitteleuropas milliardenschwere Finanzierungshilfen für Investitionen und Entwicklungsprojekte zugesichert. Ministerpräsident Li Keqiang sagte Ländern der Region am Montag auf einem Gipfeltreffen in Budapest insgesamt rund drei Milliarden Dollar zu, berichtet Reuters.

Dabei sollen über die China Development Bank zwei Milliarden Dollar für Entwicklungsprojekte in der Region bereitgestellt werden. Etwa eine weitere Milliarde soll im Zuge eines Programms für Investitionskooperation fließen.

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban will auf dem Gipfel allein elf bilaterale Vereinbarungen mit der Volksrepublik unterzeichnen. Dabei geht es unter anderem um einen chinesischen Bankkredit, der zur Modernisierung einer Bahnverbindung zwischen Ungarn und der serbischen Hauptstadt Belgrad verwendet werden soll. Diese soll dazu beitragen, dass im griechischen Hafen Piräus angelieferte Güter aus China schneller nach Mitteleuropa transportiert werden können. Insgesamt veranschlagt Ungarn die Kosten für das Modernisierungsprojekt auf seinem Territorium auf 2,1 Milliarden Dollar. Die Bauarbeiten sollen Ende 2020 beginnen.

„Wir in dieser Region haben Chinas Hauptrolle in der neuen Weltordnung eher als Chance denn als Gefahr begriffen“, hatte Ungarns Außenminister Peter Szijjarto vor Beginn des Treffens betont. Es ist ein gemeinsames Projekt von 16 europäischen Ländern und Chinas (CEEC) – im Fachjargon als 16 plus 1 bekannt.

Diese Kooperation ist wiederum Teil von Chinas internationaler Investitionsstrategie „Neue Seidenstraße“: Sie knüpft an die wichtigste Handelsverbindung zwischen China und Europa in der Antike und dem Frühmittelalter an. In ihrem Rahmen sollen neue Straßen und Schienenverbindungen für den Handel zwischen Europa und Asien entstehen, über die nicht nur Waren gehandelt, sondern auch der chinesische Einfluss in Eurasien gestärkt werden soll.

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht die Kooperation Chinas mit den Osteuropäern kritisch und hat bereits im Sommer vor einer Spaltung Europas gewarnt. Auch hinter der Initiative „Neue Seidenstraße“ stecke eine große geopolitische, kulturelle, ökonomische und am Ende im Zweifel auch militärische Strategie, der die EU bislang nichts entgegenzusetzen habe.

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban bezeichnete bei dem CEEC-Treffen die chinesischen Investitionen als „großartige Gelegenheit“, von der „ganz Europa profitieren“ werde. Die EU dürfe ihre Türen nicht verschließen, fügte Orban hinzu, der in zahlreichen Punkten mit Brüssel über Kreuz liegt. „Die Welt ändert sich, und China hat die Mittel, um Entwicklungen zu ermöglichen, die mit EU-Geldern nicht möglich wären.“

Sorgen einiger westeuropäischer Staaten angesichts der wachsenden Zahl von Investitionen Pekings in Mitteleuropa trat Li entgegen. „Unsere Zusammenarbeit ist offen und transparent, wir sorgen dafür, dass sie innerhalb des größeren Rahmens der Beziehungen zwischen China und der EU stattfinden“, sagte der chinesische Regierungschef. Alle relevanten internationalen und EU-Regelungen würden eingehalten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...

DWN
Politik
Politik Steinmeier drängt auf mehr gemeinsame Rüstungsprojekte in Europa
08.07.2025

Bei seinem Besuch in Lettland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für mehr Zusammenarbeit in der europäischen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwäche in China bremst Porsche: Absatz geht im ersten Halbjahr zurück
08.07.2025

Porsche muss im ersten Halbjahr 2025 einen spürbaren Rückgang beim Fahrzeugabsatz hinnehmen. Besonders in China läuft das Geschäft...

DWN
Politik
Politik Trump verspricht Raketen für die Ukraine – doch zu welchem Preis?
08.07.2025

Donald Trump kündigt neue Waffenlieferungen an die Ukraine an – obwohl er sich lange zurückhielt. Ein Signal der Stärke oder Teil...