Finanzen

Hohe Preise: Kartellamt kritisiert Lufthansa

Das Bundeskartellamt prüft, ob die Lufthansa ihre dominierende Stellung auf dem deutschen Markt ausnutzt.
28.12.2017 16:59
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Im Streit um möglicherweise überhöhte Ticketpreise tadelt das Bundeskartellamt die Lufthansa. Die Argumentation der Fluggesellschaft, sie habe das Tarifsystem nicht verändert, sondern das computerbasierte Preissystem habe diese automatisch angeglichen, sei nicht stichhaltig. „Solche Algorithmen werden ja nicht im Himmel vom lieben Gott geschrieben“, sagte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, wie AFP berichtet. Unternehmen könnten „sich nicht hinter Algorithmen verstecken“.

Die Wettbewerbsbehörde hatte Ende November angekündigt, dass sie die stark gestiegenen Ticketpreise für Inlandsflüge untersuchen wird. Es habe viele Beschwerden von verschiedenen Seiten gegeben, sagte Mundt der Zeitung.

Die Lufthansa begründete den jüngsten Preisanstieg mit der erhöhten Nachfrage bei gleichzeitig reduziertem Angebot. Nach der Insolvenz von Air Berlin mussten zahlreiche Maschinen am Boden bleiben. Lufthansa ist seitdem auf vielen Strecken als einziger Anbieter unterwegs und verzeichnet eine deutlich höhere Auslastung ihrer Flugzeuge. Teilweise bietet die Fluggesellschaft mehr Verbindungen an und setzt größere Maschinen ein.

Das Kartellamt prüfe nun „sehr genau, ob die Preise wirklich so stark gestiegen sind wie viele sagen“, erläuterte Mundt. Danach entscheide sich, ob es auch ein Verfahren gebe.

Die Lufthansa hatte auch angeführt, dass die eigene Billigtochter Eurowings zusätzlich Strecken bedienen werde, was zu sinkenden Preisen führe. „Wie ernst wollen Sie das nehmen? Das wäre doch das erste Mal, dass sich ein Konzern selbst echte Konkurrenz macht“, sagte Mundt dazu. „Ich habe jedenfalls noch nie einen Markt gesehen, auf dem es keinen Wettbewerb gibt, aber die Preise niedrig sind und die Innovationen groß.“ Er kenne aber „mannigfaltig Fälle, bei denen die Preise explodiert sind, nachdem es keine Konkurrenz mehr gab.“

Im Zuge der Insolvenz von Air Berlin sind die Ticketpreise für manche Inlandsflüge nach Experteneinschätzung um bis zu 30 Prozent gestiegen. Nach zahlreichen Beschwerden hatte das Kartellamt Ende November eine Prüfung angekündigt. Es werde untersucht, ob eine Preisschwelle übertreten worden sei, ab der Lufthansa ihre neue Macht missbraucht und die Preise unangemessen heraufgesetzt habe, sagte Mundt. Die Lufthansa bekräftigte, sie habe seit über einem Jahr keinerlei Preiserhöhungen im innerdeutschen und europäischen Verkehr vorgenommen. „Die Lufthansa Group führt derzeit Gespräche mit dem Bundeskartellamt“, erklärte die Fluglinie. Seit der Insolvenz von Air Berlin habe sich das Angebot dramatisch verknappt, jeden Tag fehlten 60.000 Sitzplätze.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Kurs wird zur Gefahr: Europas Exporte brechen ein
06.07.2025

Ein starker Euro, schwaches Wachstum, neue US-Zölle – Europas Wirtschaft gerät unter Druck. Die EZB warnt, doch die Lage droht zu...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...