Finanzen

Bedeutung Asiens im Anleihe-Handel nimmt stark zu

Lesezeit: 2 min
15.01.2018 17:09
Die Region Ostasien wird für die internationalen Dollar-Anleihemärkte immer wichtiger.

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Das Gewicht der Staaten Ostasiens und insbesondere Chinas nimmt im internationalen Anleihemarkt deutlich zu. Wie die Financial Times berichtet, ist das Volumen der Käufe von Dollar-Anleihen in der Region im vergangenen Jahr stark gestiegen. Staaten und Unternehmen aus der ganzen Welt versuchten demnach vermehrt, in Asien Käufer für ihre Schuldpapiere zu finden.

Im vergangenen Jahr kauften asiatische Investoren Dollar-Anleihen im Gesamtumfang von etwa 340 Milliarden Dollar, berichtet die Analysegesellschaft Dealogic. Im Jahr 2016 waren es demnach noch 211 Milliarden Dollar. Nicht mit inbegriffen in den Zahlen sind Japan und Australien. Der Australia and New Zealand Banking Group (ANZ) zufolge waren 2017 78 Prozent aller Käufer von Dollar-Anleihen Asiaten und nur etwa 8 Prozent US-Amerikaner.

Ein Grund für den Anstieg ist, dass in Asien ausgegebene Dollar-Anleihen in der Regel mehr Zinsen für die Käufer abwerfen als gleichwertige Papiere in den USA oder in Europa.

Wichtiger jedoch ist, dass das Niveau des Wohlstandes in zahlreichen Staaten der Region in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen ist. Höhere Ersparnisse erlauben es immer mehr Menschen, überschüssiges Geld zu investieren. Die FT zitiert einen Bericht der Beratungsgesellschaft PwC und der Schweizer Großbank UBS, wonach 2017 zum ersten Mal mehr Milliardäre in Asien als in den USA zu finden waren. Unklar ist allerdings, welche Regionen dabei unter dem Begriff „Asien“ subsummiert wurden.

Die florierende Wirtschaft in China lässt zudem die Gewinne der Staatskonzerne kräftig sprudeln. Im vorigen Jahr stiegen die Überschüsse der Firmen im Besitz der Pekinger Zentralregierung um 15,2 Prozent auf 1,4 Billionen Yuan (rund 178,2 Milliarden Euro), wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Montag meldete. Nach Informationen des staatlichen Rundfunks war das Gewinnwachstum so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr. Die Wirtschaft der Volksrepublik ist nach den Worten von Ministerpräsident Li Keqiang im vergangenen Jahr schneller gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll um rund 6,9 Prozent zugelegt haben, wie ihn Xinhua kürzlich zitierte. Das wäre mehr als 2016, als mit 6,7 Prozent das kleinste Plus seit 26 Jahren heraussprang. Das Statistikamt will am 18. Januar eine erste Schätzung veröffentlichen.

„Asien ist in den internationalen Anleihemärkten erwachsen geworden. Der Aufstieg örtlicher Pensionsfonds, Versicherungsmanager und die Niederlassungen internationaler Investmentfonds haben das Wachstum unterstützt. Inzwischen herrscht bei vielen Anleiheauktionen ein Nachfrage-Überangebot und asiatische Investoren konnten im vergangenen Jahr viele Verträge abschließen“, wird ein Analyst von Citi Asia Pacific von der FT zitiert.

Insbesondere Staaten und Unternehmen aus Südamerika haben offenbar großes Interesse daran, ihre Anleihen asiatischen Geldgebern anzubieten. Inzwischen würden große Teile des lateinamerikanischen Marktes in Hongkong oder Singapur gemacht, sagt ein Analyst der Großbank BNP Paribas. „Das ist die nächste Entwicklung, verglichen mit der Situation vor zehn Jahren – als New Yorker Banken den asiatischen Anleihemarkt machten. Dies ist definitiv eine Wegscheide.“ Der FT zufolge ist die Veränderung deutlich – vor wenigen Jahren noch galten US-Investoren als unabdinglich für jede größere Begebung von Anleihen. Der ANZ zufolge entfallen rund die Hälfte aller Dollar-Anleihenkäufe in Asien auf chinesische Käufer.

„Der asiatische Markt für Dollar-Anleihen ist nun stark genug, um selbst mehr Deals zu übernehmen, ohne das Geld US-amerikanischer Investoren zu brauchen“, wird ein Sprecher von JP Morgan zitiert. „Es ist ein genereller Trend, dass mehr nicht-asiatische Schuldner hier nach Geldgebern suchen. Asiatische Investoren werden weltweit wichtiger.“


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