Die EZB-Bankenaufsicht will ihre geplanten strengeren Vorgaben zum Umgang mit faulen Krediten möglicherweise später in Kraft setzen als bislang geplant. Nach allen Konsultationen könnte das Anwendungsdatum für die geplanten Richtlinien geändert werden, sagte die oberste Bankenwächterin in der Euro-Zone, Daniele Nouy, am Mittwoch auf einer Veranstaltung in Frankfurt laut Redetext. Die Regeln würden aber im ersten Quartal finalisiert, sagte die Französin. Wann sie in Kraft treten ist demnach vollkommen offen.
Die Bankenaufseher hatten ursprünglich Anfang des Jahres neue Regeln für den Umgang mit neuen faulen Darlehen einführen wollen. Geplant war, dass Banken ab Januar alle Darlehen, die neu als ausfallgefährdet eingestuft werden, schrittweise vollständig über Rückstellungen abdecken müssen.
Insbesondere in Italien hatten die Vorschläge der Aufseher lautstarke Kritik ausgelöst, weil befürchtet wird, dass heimische Geldhäuser zu stark belastet werden und dann weniger neue Darlehen ausreichen könnten – mit negativen Folgen für die Konjunktur. Mitte Dezember hatte die Europäische Zentralbank (EZB) dann erklärt, die Einführung der geplanten Regeln werde sich um einige Monate verzögern.
Die Vorgaben betreffen nicht den Altbestand an Problemdarlehen. Dieser summierte sich nach neuen Daten der EZB für die großen Institute im Euro-Raum im dritten Quartal 2017 auf 759 Milliarden Euro. Das ist eine Hinterlassenschaft der Finanzkrise und der jahrelangen Wirtschaftsflaute in vielen Staaten. In Griechenland sind laut den Daten rund 47 Prozent aller Kredite notleidend, in Italien, Portugal, Slowenien und Irland zwischen zwölf und 18 Prozent. Das sei immer noch ein schwer zu übersehendes Problem, sagte Nouy. „Zu wenig zu spät zu machen, ist keine praktikable Lösung.“
Insidern zufolge planen die Aufseher zwar weiter, bis Ende März einen Entwurf zu veröffentlichen, wie dem Problem beizukommen ist. Dieser werde aber wohl nur Prinzipien enthalten. Zentrale Punkte für neue Vorgaben würden hingegen erst in den Monaten danach beschlossen, sagten drei mit der Situation vertraute Personen. Die Aufseher könnten so auch laufende Gesetzesvorhaben der Europäischen Kommission berücksichtigen. Aktuell wird den Insidern zufolge geprüft, welche Auswirkungen die neuen Vorgaben auf den Bankensektor haben könnten.