Die japanische Finanzaufsicht hat der von Hackern angegriffenen Kryptobörse Coincheck am Freitag einen Kontrollbesuch abgestattet. Die Behörden versuchten herauszufinden, wie Hacker Cyber-Geld im Wert von 530 Millionen Dollar von der in Tokio ansässigen Handelsplattform hatten stehlen können, sagte Finanzminister Taro Aso vor Journalisten. Die Inspektion diene dem Schutz der Nutzer.
Die Aufsichtsbehörde FSA erklärte, sie habe Coincheck bereits vor dem Hackerangriff aufgefordert, Unsicherheiten des Computersystems zu beseitigen.
Der Diebstahl der Cyber-Devisen ist einer der größten dieser Art. Am Freitag vergangener Woche hatte Coincheck den Handel aller Transaktionen mit virtuellen Währungen außer Bitcoin ausgesetzt, nachdem Hacker Coins der Cyber-Devise Nem im Volumen von 534 Millionen Dollar erbeutet hatten. Als Konsequenz verlangte die FSA, dass Coincheck binnen zweier Wochen einen Bericht darüber vorlegt und Maßnahmen ergreift, um einen ähnlichen Raub in Zukunft zu verhindern.
Die Digitalwährung Bitcoin hat am Freitag die seit Anfang des Jahres anhaltende Talfahrt mit hohem Tempo fortgesetzt.
Der Kurs der Cyber-Devise sackte an der Börse Bitstamp zeitweise um mehr als 15 Prozent auf 7.625 Dollar ab. Mit einem Minus von insgesamt mehr als 30 Prozent steuerte sie damit auf den größten Wochenverlust seit fünf Jahren zu. Kurz vor Weihnachten hatte Bitcoin noch 20.000 Dollar gekostet.
„Der regulatorische Druck ist extrem hoch“, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses ThinkMarkets. Kurzfristig sei daher mit weiteren Kursrückschlägen zu rechnen, nicht nur bei Bitcoin, sondern auch bei anderen Kryptowährungen. Dem Branchendienst CoinMarketCap.com zufolge brachen die Kurse der nach Bitcoin wichtigsten virtuellen Währungen Ethereum, Ripple und Bitcoin Cash zum Wochenschluss zwischen 30 und 40 Prozent ein.
Weltweit arbeiten Regierungen daran, den relativ neuen Markt zu zügeln. Denn drastische Kursausschläge sind hier keine Seltenheit. So will Indien Zahlungen mit Kryptowährungen verbieten. Südkorea kündigte eine strenge Regulierung an, nachdem in der Hochburg der Spekulation mit Cyber-Devisen ursprünglich sogar über ein komplettes Verbot des Handels nachgedacht wurde. Außerdem dürfen anonym geführte Bankkonten nicht mehr für Geschäfte mit digitalem Geld genutzt werden. China blockiert die Internet-Zugänge zu Kryptobörsen und hat Initial Coin Offerings (ICOs) verboten, bei denen Firmen durch die Ausgabe neuer virtueller Währungen Geld bei Investoren einsammeln.
Unabhängig davon kündigte Facebook an, keinerlei Werbung im Zusammenhang mit Kryptowährungen oder ICOs mehr zu zeigen. Sie sei häufig irreführend oder betrügerisch, teilte das weltgrößte Online-Netzwerk mit. Einer Studie zufolge verlieren Investoren bei ICOs im Schnitt zehn Prozent ihres Geldes.
Bauchschmerzen bereiten Investoren darüber hinaus die zahlreichen Hacker-Angriffe. Zu Wochenbeginn erbeuteten Diebe bei einer japanischen Kryptobörse rund eine halbe Milliarde Dollar. Aber auch manche Unternehmen der Branche stehen in keinem guten Licht: Einem Insider zufolge verlangt die CFTC von der Kryptobörse Bitfinex und von Tether, dem Emittenten einer gleichnamigen Cyber-Devise, die Beantwortung eines Fragen-Katalogs. Unklar blieb zunächst, welche Informationen die Derivateaufsicht verlangt und ob es sich um formelle Ermittlungen handelt.