Finanzen

Ökonomen: Risiken an den Finanzmärkten steigen

Beobachtern zufolge steigen die Risiken im globalen Finanzsystem.
08.02.2018 17:07
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Kursstürze an den Aktienmärkten in den vergangenen Tagen könnten nach Ansicht von Ökonomen Vorboten größerer Probleme sein. Durch zunehmende Deregulierung und sinkendes Risikobewusstsein bewegten sich die Finanzinstitute wieder auf den Zustand vor der letzten großen Krise vor zehn Jahren zu, heißt es in einem Bericht zur Stabilität der Finanzmärkte, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

„Uns beunruhigt die neue Sorglosigkeit bei Finanzmarktakteuren und wichtigen Politikern“, erklärte IMK-Direktor Gustav Horn, Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Der Bericht wurde von den IMK-Ökonomen Thomas Theobald und Silke Tober verfasst.

Kritisch sehen die beiden Autoren des diesjährigen Berichts etwa die Pläne der US-Regierung, Vorschriften für Banken zu lockern, um sie zur „ungehemmten“ Kreditvergabe anzuregen. Solange aber die Einkommen der Schuldner nicht steigen, erhöhe das die Gefahr von Kreditausfällen.

Ein weiteres Risiko könnten die Steuererleichterungen von US-Präsident Donald Trump darstellen. Davon profitierten vor allem Unternehmen und Reiche, die das Geld aber nicht produktiv investierten, sondern sie am Finanzmarkt anlegten, kritisierten die Autoren. Dadurch wiederum könnten Blasen entstehen. Wenn diese platzen, wären die Folgen laut IMK-Direktor Horn ungleich verteilt: „Eine tiefe, lang andauernde Rezession schädigt Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen, die auf ihre Arbeit angewiesen sind, oft weitaus stärker als reiche Anleger.“

Doch auch europäische Investoren seien nicht besser als ihre US-Kollegen: Sie lassen sich laut Bericht von den niedrigen Zinsen dazu verleiten, in riskante Staats- und Unternehmensanleihen zu investieren. Dabei unterschätzten sie aber das Risiko. Da die Investoren eng untereinander verflochten seien, wachse der potenzielle Schaden bei einem Ausfall oder einer Erhöhung der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank.

Steigende Zinsen könnten nach Ansicht der Autoren auch die Banken bedrohen, die sehr langfristige Immobilienkredite zu niedrigen Konditionen vergeben haben. Wenn der restliche Zinsmarkt wieder steigt, könnten diese Banken Probleme bekommen, die Kredite zu refinanzieren.

Regulatorische Lücken sehen die Autoren nach wie vor bei sogenannten Derivaten, die zur Risikoabsicherung, aber auch zum Spekulieren eingesetzt werden. Sie gelten als Brandbeschleuniger der Krise 2008. Die Geschäfte damit seien viel zu intransparent und die Kontrollinstanzen, die nach der Krise eingeführt wurden, nach wie vor nicht gut genug ausgestattet.

Eine völlig neue Herausforderung seien schließlich Kryptowährungen wie der Bitcoin, die in den vergangenen Monaten teils massive Kursschwankungen verzeichneten. Sie brauchen prinzipiell keine Zentralbank, wodurch sich die Frage stelle, wer sie künftig kontrollieren wird. Die Autoren empfehlen, einen „digitalen Euro konzeptionell vorzubereiten“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...