Finanzen

Israels Diamantenbörse entwickelt eigene Kryptowährung

Die israelische Diamantenbörse will eine eigene Kryptowährung herausbringen.
11.02.2018 19:10
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Israels Diamantenbörse, eine der größten der Welt, plant den Einsatz zweier eigener Kryptowährungen. So solle der Diamantenhandel effizienter und transparenter werden. Doch zunächst müssen die traditionell eher konservativen Marktteilnehmer noch von der neuen Technologie überzeugt werden.

Derzeit kommen Geschäfte in der Diamantenbranche oftmals noch anonym zum Abschluss „mit einem Handschlag und minimaler Dokumentation“, heißt es in einem aktuellen Bericht des israelischen Justizministeriums. Europol und das FBI beobachten die Branche daher im Hinblick auf Geldwäsche und die Finanzierung von Kriminalität.

Die engen Profitmargen bei der Verarbeitung von Edelsteinen erschweren es den Schleifern, Kredite zu erhalten. Die Banken haben die Vergabe von Krediten in der Branche zurückgefahren oder ganz eingestellt. Eine neue Kryptowährung für Diamanten soll nun die Lösung für die genannten Probleme bringen.

„Wir erwarten Zustimmung zu dieser Währung, weil sie die Dinge einfacher machen wird“, sagte Eli Avidar, Geschäftsführer der Diamantenbörse, im Interview mit Reuters. Die Kryptowährung könne viele der Herausforderungen der Branche lösen, darunter Profitabilität, die Geschwindigkeit der Geschäftsabwicklung, das Problem der Geldwäsche und das heute schwierige Banking.

Die erste eigene Kryptowährung von Israels Diamantenbörse soll „Cut“ heißen. Sie wird nur für akkreditierte Händler verfügbar sein. Diese in aller Welt operierenden Händler werden erst dann Zugang zu einem eigenen Wallet erhalten, wenn sie die auch heute üblichen Sicherheitsüberprüfungen bestanden haben.

Die Technologie ermöglicht es, dass eine Transaktion innerhalb von Minuten bestätigt und in der Blockchain festgeschrieben wird. Zwar sind die Transaktionen transparent einsehbar. Doch welche Händler im Einzelfall beteiligt sind, wird von der Börse geheimgehalten und nur auf Anforderung an die Behörden herausgegeben.

Der „Cut“ könnte die wachsenden Probleme lösen, die sich aus dem Geldverkehr zwischen Groß- und Einzelhändlern ergeben, sagte ein mittelgroßer Diamantenhändler, der anonym bleiben möchte. „Wegen der Bankenregulierung wird selbst die kleinste Überweisung kompliziert. Das kann Tage dauern.“

Die Käufer wollten nicht zahlen, „bis sie den Stein erhalten haben“, so der Händler weiter. „Und die Verkäufer wollen den Stein nicht hergeben, bis sie das Geld erhalten haben.“ Die Regulierung der neuen Kryptowährung „Cut“ könne noch etwas Zeit dauern. Denn noch gebe es für solche Anwendungen keine bestehenden Regulierungen.

Laut einer Sprecherin des israelischen Wirtschaftsministeriums, welches den Diamantenhandel in dem Land beaufsichtigt, hat es bisher keine tiefer greifende Diskussion darüber gegeben, wie die beiden geplanten Kryptowährungen für den Diamantenhandel reguliert werden sollen.

Am Montag startete im Rahmen der siebten International Diamond Week ein Vorverkauf des Cut-Tokens. Schon innerhalb der nächsten Wochen sollen die Coins erstmals im Diamantenhandel eingesetzt werden, sagte Avishai Shoushan, CEO der Firma CARATS.IO, welche die Tokens geschaffen hat.

Der Cut basiert auf einem Index mit 14 Parametern, auf deren Grundlage ein Algorithmus auch einen Preis bestimmt. Normalerweise gibt es für Diamanten nur vier Parameter: Schliff, Reinheit, Farbe und Gewicht in Karat. Diese vier Parameter reichen aber zur Festlegung eines Preises nicht aus, da weitere individuelle Eigenschaften eine Rolle spielen.

Später will die Diamantenbörse auch noch einen zweiten Token mit dem Namen „Carat“ in Umlauf bringen. Dieser ist für institutionelle Anleger sowie für Kleinanleger gedacht, die in den Diamantenmarkt investieren wollen, ohne dafür physische Diamanten kaufen oder verkaufen zu müssen.

Ein Viertel des Marktwerts der beiden Tokens „Cut“ und „Carat“ wird durch Diamanten gedeckt, die von unabhängiger Seite verwahrt werden, sagt Avishai Shoushan. Dadurch sollte sich der Preis der Tokens mit dem Marktpreis für Diamanten bewegen und folglich „viel weniger volatil sein im Vergleich mit anderen Kryptowährungen“.

Martin Rapaport, Vorstand der einflussreichen Rapaport Group, die einen weltweit anerkannten Index für den Diamantenmarkt erstellt und auch in Israel stark vertreten ist, hält Kryptowährungen lediglich für eine Modewelle. Dennoch lobt er die neuen Tokens als Bemühung, die Nachfrage nach Diamanten zu stärken.

„Diamanten haben einen inhärenten Wert und diesen inhärenten Wert gibt es seit Jahrhunderten“, sagte Martin Rapaport zu Reuters. „Ob man das nehmen kann und es in etwas Modernes und etwas Interessantes wie eine Kryptowährung hypen kann, ist hoch fragwürdig.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....

DWN
Finanzen
Finanzen Estateguru-Desaster: Deutsche Anleger warten auf 77 Millionen Euro – Rückflüsse stocken, Vertrauen schwindet
10.05.2025

Immobilien-Crowdfunding in der Vertrauenskrise: Estateguru kann 77 Millionen Euro deutscher Anleger bislang nicht zurückführen – das...

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...