Politik

USA kündigen hohe Zölle für Stahl- und Aluminium an

Lesezeit: 2 min
01.03.2018 22:56
Die USA wollen mit Strafzöllen gegen Stahl und Aluminium die heimische Industrie beleben.
USA kündigen hohe Zölle für Stahl- und Aluminium an

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte zu verhängen. Er werde die heimische Industrie wieder aufbauen, sagte Trump am Donnerstag nach einem Treffen mit Branchenmanagern in Washington. Diese sei seit Jahrzehnten von anderen Ländern unfair behandelt worden. Die EU kündigte eine entschiedene Gegenreaktion an. Wegen weltweiter Überkapazitäten im Stahlsektor schwelt seit Jahren ein Streit zwischen den USA, der EU und China. An der Wall Street schürte Trumps Ankündigung die Angst vor weitreichenden Handelskonflikten.

Während Trumps Handelskrieg eindeutig auf China abzielt, waren 2017 die größten Exporteure in die USA Kanada, gefolgt von Brasilien, Südkorea, Mexiko und Russland. Weitere wichtige Lieferanten sind laut WTO die Türkei, Japan, Taiwan und Deutschland. China erreichte nicht einmal die Top 10 und kam auf den 11. Platz, obwohl es die Hälfte des Stahls der Welt produzierte. Wie Marketwatch schreibt, haben die USA bereits Beschränkungen für chinesische Stahlimporte.

Für Stahl werde der Zoll bei 25 Prozent, für Aluminium bei zehn Prozent liegen, sagte Trump nach dem Treffen im Weißen Haus an. Offiziell angekündigt werde dies kommende Woche. Einzelheiten würden bis dahin nicht mitgeteilt, sagte Präsidialamtssprecherin Sarah Sanders vor Journalisten. Der Entscheidung Trumps ging Insidern zufolge eine Nacht des "Chaos" voraus. Immer wieder habe sich die Meinung innerhalb der Regierung geändert, sagte eine Person mit direkter Kenntnis der Diskussionen. Trump hatte wiederholt klar gemacht, er könnte gegen Stahl- und Aluminium-Importe vorgehen, indem er Zölle auf Einfuhren aus China und anderen Ländern erhebe. Das hatte auch Besorgnis in Deutschland und der EU ausgelöst.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sprach von einer "eklatanten Einmischung" zum Schutz der US-Industrie. In den nächsten Tagen würden Gegenmaßnahmen erarbeitet, die im Einklang mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO stünden. "Wir werden nicht untätig dabeisitzen, während unsere Industrie durch unfaire Maßnahmen getroffen wird, die Tausende europäische Arbeitsplätze gefährden", erklärte Juncker. Die EU werde entschieden und angemessen reagieren, um die eigenen Interessen zu verteidigen. Ein konsequentes Vorgehen der EU forderte auch die deutsche Wirtschaftsvereinigung Stahl. "Wenn die EU nicht handelt, wird unsere Stahlindustrie die Rechnung für den Protektionismus der USA bezahlen."

Mexikos Stahlindustrie forderte unmittelbar nach Bekanntgabe der US-Zollpläne sofortige Gegenmaßnahmen. Die Verhängung der Zölle dürfte die USA jedoch insbesondere auf Kollisionskurs mit China bringen. Zwar machen chinesische Einfuhren nur zwei Prozent der US-Stahlimporte aus, aber die massive Überproduktion in China hat zum Einbruch der Weltmarktpreise geführt. Die Regierung in Peking hat bereits Gegenmaßnahmen angedeutet. So könnte sie Zölle auf Agrarimporte aus den USA erheben - etwa auf Sojabohnen, hier sind die USA der größte Anbieter. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, rief China auf, schneller für einen Abbau seiner Stahlüberkapazitäten zu sorgen.

Bereits Mitte vergangenen Monats empfahl das US-Handelsministerium Einfuhrbeschränkungen für Stahl. Als Optionen wurden weltweite oder länderspezifische Zölle oder Importquoten ins Spiel gebracht. Trump verfolgt getreu seiner "America First"-Doktrin eine Handelspolitik, die nach Auffassung von Kritikern auf eine protektionistische Abschottung hinausläuft. Internationale Handelsabkommen stellte Trump auf den Prüfstand oder kündigte sie sogar auf. Ende Januar ordnete er Schutzzölle auf Waschmaschinen und Solarmodule an.

Der Chef des New Yorker Ablegers der US-Notenbank (Fed) warnte vor Handelsbeschränkungen. "Wenn die Unterstützung für einen liberalisierten Handel in einer weltweit integrierten Wirtschaft deutlich nachlässt, könnte dies zu einem langsamerem Wachstum und niedrigeren Lebensstandards in der Welt führen", sagte William Dudley.

Die US-Börsenindzes rutschten nach der Ankündigung Trumps deutlich ab. Die Aktien amerikanischer Stahlunternehmen legten dagegen kräftig zu. Die Kurse von europäischen Rivalen brachen ein.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...