Politik

Atom-Industrie baut Kapazitäten im Nahen Osten aus

Der US-Energieagentur EIA zufolge wollen nicht nur der Iran, sondern auch Saudi-Arabien, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien Atomkraftwerke bauen.
07.03.2018 00:00
Lesezeit: 2 min

Die nukleare Stromerzeugungskapazität im Nahen Osten wird voraussichtlich von 3,6 Gigawatt (GW) im Jahr 2018 auf 14,1 Gigawatt bis zum Jahr 2028 steigen. Das geht aus einem Bericht der US-Energieagentur EIA hervor.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) werden durch die Einführung von 5,4 GW nuklearer Kapazität bis 2020 kurzfristig wachsen.

Der Ausbau von Nuklear-Kapazitäten im Nahen Osten ist weitgehend auf Länder in der Region zurückzuführen, die ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern wollen, um ihre Energiesicherheit zu garantieren. Im vergangenen Jahr wurde 97 Prozent der Stromerzeugung im Nahen Osten über die Nutzung von fossilen Brennstoffen erzielt. Dabei entfielen 66 Prozent auf die Nutzung von Erdgas und 31 Prozent auf die Nutzung von Öl. Die restlichen drei Prozent entfielen auf die Stromerzeugung über Kernkraft, Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energiequellen.

Die Länder des Nahen Ostens wollen ihren Energiesektor auf die Nutzung von nuklearer Energie umstellen, um auch die steigende Elektrizitätsnachfrage infolge des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums zu decken. Die regionale Stromproduktion betrug 2017 mehr als 1.000 Milliarden Kilowattstunden (kWh). Die EIA geht davon aus, dass die Stromnachfrage bis 2028 um 30 Prozent steigen wird. Diese Wachstumsrate ist höher als die durchschnittliche globale Wachstumsrate von 18 Prozent.

Fünf muslimische Länder wollen Nuklearenergie

Der Iran baut ein zweistöckiges Kernkraftwerk, Bushehr-2, das nach seiner Fertigstellung im Jahr 2026 1,8 Gigawatt nukleare Kapazität schaffen soll. Irans ursprüngliches Bushehr-1-Werk, das 2011 in Betrieb genommen wurde, war das erste Atomkraftwerk in Nahen Osten. Buschehr-1 verfügt über eine 1,0 GW-Reaktoreinheit, die pro Jahr rund 5,9 Millionen kWh Strom erzeugt.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bauen derzeit das vier Blöcke umfassende Kernkraftwerk Barakah, das voraussichtlich Ende 2020 fertiggestellt sein wird. Die 1,3 GW Barakah-Anlage 1, die 2012 in Betrieb genommen und 2017 fertiggestellt wurde, wird voraussichtlich ab Mitte 2018 Strom produzieren.

Die Türkei hat Ende 2017 mit dem Bau des Kernkraftwerks Akkuyu begonnen. Akkuyu ist eine Anlage mit vier Blöcken, die den türkischen Energieerzeugungs-Mix um 4,8 GW nukleare Kapazität erweitern soll. Die erste Reaktoreinheit soll bis 2025 fertiggestellt werden.

Saudi-Arabien plant den Bau seines ersten Kernkraftwerks und wird voraussichtlich bis Ende 2018 einen Bauauftrag für eine 2,8-GW-Anlage erhalten. Das Königreich hat Angebote von fünf Anbietern aus den USA, Südkorea, Frankreich, Russland und China eingeholt, um die ingenieurwissenschaftlichen-, Beschaffungs- und Bauarbeiten an zwei Kernreaktoren durchzuführen. Mit dem Bau wird voraussichtlich um das Jahr 2021 in Umm Huwayd oder Khor Duweihin begonnen werden.

Jordanien plant die Installation einer 2,0-kW-AKW-Anlage und führt seit 2016 kerntechnische Machbarkeitsstudien mit dem russischen Unternehmen Rosatom durch. Anfang 2017 hat Jordanien Angebote für die Lieferung von Turbinen und elektrischen Anlagen eingereicht. Mit dem Bau soll 2019 begonnen und bis 2024 abgeschlossen werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Geschäftsideen schützen: Mehr Umsatz für Unternehmen mit Patenten und Marken
13.07.2025

Mehr als 50-Prozent mehr Umsatz für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die ihre Innovationen schützen – warum cleverer Schutz der...

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...