US-Präsident Donald Trump hat die geplante feindliche Übernahme des amerikanischen Handy-Chipherstellers Qualcomm für 117 Milliarden Dollar blockiert. Er begründete das Verbot des teuersten Zukaufs aller Zeiten in der Technologiebranche mit Sorgen um die nationale Sicherheit. Käufer wäre der in Singapur ansässige Rivale Broadcom gewesen.
Nach Angaben eines Mitarbeiters im Weißen Haus befürchtete die Regierung, dass die USA insbesondere gegenüber China bei der Entwicklung von zukunftsweisender Mobilfunktechnologie ins Hintertreffen geraten könnte, sollte Qualcomm an ein ausländisches Unternehmen gehen. Insider hatten gemutmaßt, Broadcom könne nach der Übernahme Teile von Qualcomm an den chinesischen Wettbewerber Huawei verkaufen.
Trump verwies in dem von ihm am Montag unterzeichneten Erlass auf „glaubhafte Hinweise“, wonach mit der Übernahme durch Broadcom womöglich Schritte folgen könnten, die die Sicherheit der USA gefährdeten. Er schloss sich einer Einschätzung des US-Komitees CFIUS an, das für die Überprüfung ausländischer Investitionen in den USA zuständig ist. Dieses hatte unter anderem Qualcomms führende Rolle bei der Entwicklung der nächsten Mobilfunkgeneration 5G betont. Zugleich verwies es darauf, dass Broadcom Beziehungen zu „dritten ausländischen Instanzen“ habe. Diese wurden namentlich zwar nicht genannt. Das Komitee erklärte aber, dass es sich negativ auf die nationale Sicherheit der USA auswirken könnte, sollte China bei 5G die Dominanz übernehmen.
Die Chipbranche wird gerade von einer Konsolidierungswelle überrollt. Forschung und Entwicklung - auch angesichts neuer 5G-Halbleiter - werden für die Anbieter immer teuer. Gerade in diesem Bereich gilt Qualcomm als einer der größten Konkurrenten von Huawei.
Es ist das bislang fünfte Mal, dass ein US-Präsident eine Übernahme auf Basis von Bedenken des CFIUS-Komitees blockiert hat. Unter Trump ist es das zweite Mal seit er im Januar 2017 sein Amt antrat. Auch im US-Kongress hatte sich Widerstand gegen die Übernahme formiert. Qualcomms Arbeit sei zu wichtig für die nationale Sicherheit, als dass sie in die Hände eines ausländischen Unternehmens fallen dürfe, hatte etwa Senator Tom Cotton gesagt.
Vergangene Woche versicherte Broadcom in einem Brief an den Kongress, keine für die nationale Sicherheit wichtigen Geschäftsbereiche an ausländische Unternehmen zu verkaufen. Vor einigen Monaten hatte Broadcom-Chef Hock Tan zudem bei einem Besuch im Weißen Haus im Beisein von Trump angekündigt, den Unternehmenssitz demnächst in die USA zu verlegen. Trump lobte Broadcom damals als „ein wirklich großartiges, großartiges Unternehmen“.
Das jetzt verhängte Übernahme-Verbot will der Konzern prüfen. Der Annahme, dass durch den Zukauf die US-Sicherheit gefährdet werde, stimme man aber nicht zu, teilte Broadcom mit. Einspruch gegen Trumps Entscheidung ist nicht möglich. Allerdings ist nicht klar, wie Broadcom vorgehen könnte, wenn es einmal seinen Sitz in die USA verlegt hat. Ein Experte, der anonym bleiben wollte, sagte, der Konzern könnte womöglich dann geltend machen, dass er nicht mehr unter die Zuständigkeit des CFIUS-Komitees falle.
Qualcomm, dass die 117-Milliarden-Offerte zurückgewiesen hatte, teilte mit, die wegen der Prüfung durch das CFIUS-Komitee verschobene Jahreshauptversammlung nun am 23. März abzuhalten. Die Qualcomm-Aktie tendierte nachbörslich mehr als vier Prozent im Minus. Broadcom-Papiere legten leicht zu.