Wohneigentum kann einer Studie zufolge das Risiko der Altersarmut deutlich begrenzen und sollte daher vom Staat wesentlich stärker gefördert werden. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung des Pestel-Instituts, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Die Wissenschaftler kritisieren in ihrer Studie im Auftrag des Verbändebündnisses Wohneigentum das von der großen Koalition geplante Baukindergeld. Dieses werde zu keiner spürbaren Steigerung der Wohneigentumsquote führen.
Die Wohneigentumsquote liegt der Studie „Wohneigentum als Alterssicherung“ zufolge in Deutschland nur bei 45 Prozent und damit im Europa-Vergleich ganz hinten. „Vor allem aber verschenkt eine 'Nur-Baukindergeld-Politik' für weite Teile der Bevölkerung die Möglichkeit einer verlässlichen Alterssicherung durch selbst genutztes Wohneigentum“, erklärte der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günther.
Nach Überzeugung der Wissenschaftler gibt es weitaus mehr Bevölkerungsgruppen, für die eine staatliche Eigentumsförderung sinnvoll wäre, um deren Wohnkostenrisiko im Alter zu reduzieren. Insbesondere Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen könnten sich ohne staatliche Unterstützung kein Wohneigentum leisten. Das gleiche gelte für Mieter in Großstädten und Metropolregionen, vor allem aber auch für die geburtenstarken Jahrgänge der heute 45- bis 55-Jährigen, die ab 2030 in Rente gehen.
Für diese Bevölkerungsgruppe prognostiziert die Studie ein hohes Risiko, durch Miete in Altersarmut zu rutschen: 40 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die ab 2030 in Rente gehen, bekommen demnach künftig weniger als 800 Euro pro Monat von der gesetzlichen Rentenversicherung.
Gegen diese „konkrete Gefahr, sich arm zu wohnen“, könne eine staatliche Förderung für kleines Wohneigentum ein „Wohnschutzschirm“ sein, erklärte Günther. Über eine gut justierte Wohneigentumsförderung könnte der Staat Menschen davor bewahren, „ihren Lebensstandard dramatisch absenken zu müssen oder sogar in die Grundsicherung im Alter abzurutschen“.
Die Studie schlägt ein staatlich gefördertes Kreditprogramm für Menschen auch mit wenig Eigenkapital vor. Wichtig seien dabei auch langfristig garantierte Zinsen auf niedrigem Niveau.
***
Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:
Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.