Finanzen

Rechnungshof wirft Bundeswehr Verschwendung von Millionen vor

Lesezeit: 2 min
24.04.2018 17:13
Der Bundesrechnungshof wirft der Bundeswehr die Verschwendung von Millionen Euro vor.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Bundeswehr hat dem Bundesrechnungshof zufolge Millionen-Beträge verschwendet: Aufgrund von Fehlern im Projektmanagement verfünffachten sich die Kosten für die Modernisierung von Fregatten von sechs auf 30 Millionen Euro - pro Schiff, wie es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht heißt. Die Luftwaffe ließ zudem teure Übungsstunden in einem Simulator für Eurofighter-Piloten ungenutzt.

Das Verteidigungsministerium hatte 2003 beschlossen, die etwa für den Einsatz von Radaranlagen notwendigen IT-Systeme auf zwölf Fregatten zu erneuern und schloss dazu einen Vertrag mit einem Anbieter. Der Auftrag zog sich über Jahre hin und wurde fünf Jahre später von zwölf auf vier Schiffe verringert, Pannen etwa bei der Software sorgten für lange Verzögerungen.

Inzwischen ist der Auftrag nach Angaben des Verteidigungsministeriums bei zwei der vier Fregatten abgeschlossen, ein Schiff befindet sich derzeit deswegen in der Werft. Die letzte Fregatte soll im kommenden Jahr umgerüstet sein.

Die Bundeswehr habe beim Projektmanagement Fehler gemacht, kritisierte der Bundesrechnungshof. Sie beschrieb demnach die erforderliche Leistung nicht detailliert genug und vereinbarte "ungünstige" Abnahmekriterien.

Der Bundesrechnungshof wirft der Bundeswehr in dem Ergänzungsbericht zum Jahresbericht 2017 zudem vor, Übungsmöglichkeiten in Eurofighter-Simulatoren nicht ausgenutzt zu haben. Piloten des Kampfflugzeugs Eurofighter sollen nach einer NATO-Forderung jährlich 180 Flugstunden absolvieren, wovon sie einen Teil in Simulatoren leisten können.

"Obwohl nicht genügend Eurofighter für die fliegerische Ausbildung zur Verfügung standen, nutzte die Luftwaffe Übungsmöglichkeiten im Simulator nicht vollumfänglich", heißt es in dem Bericht. "Fliegerische Fähigkeiten konnten dadurch nur eingeschränkt aufgebaut und erhalten werden."

Die Piloten sollen jährlich eigentlich 40 bis 45 Stunden auf dem Simulator üben. In den Jahren 2015 und 2016 kam im Durchschnitt aber kein Pilot auf mehr als 30 Stunden - die NATO-Vorgaben von 180 Flugstunden insgesamt erfüllten nur wenige Piloten.

Unter dem Strich habe die Luftwaffe bereitstehende und bezahlte Simulatorkapazitäten im Wert von 1,8 Millionen Euro verfallen lassen. Der Bundesrechnungshof fordert, die Luftwaffe müsse ihre Simulatorkapazitäten bestmöglich nutzen, um fehlende Übungsmöglichkeiten im Eurofighter soweit wie möglich zu kompensieren.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt warf Verteidigungsministerin von der Leyen vor, Geld zu "verpulvern". Das Fazit des Rechnungshofberichts laute: "Erstmal das Geld anständig ausgeben, was man zur Verfügung hat", sagte Göring-Eckardt.

Für eine bessere Ausstattung der Bundeswehr will das Verteidigungsministerium laut Medienberichten insgesamt 18 Verträge im Wert von jeweils mehr als 25 Millionen Euro abschließen. Zuletzt war mehrfach Kritik an der Ausrüstung und Einsatzfähigkeit der Bundeswehr laut geworden.

"Frau von der Leyen muss dringend der Geldhahn zugedreht werden", forderte der Linken-Verteidigungsexperte Matthias Höhn. Das Missmanagement im Verteidigungsministerium freue nur die Rüstungsindustrie.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...