Der ehemalige Chef des chinesischen Versicherungsriesen Anbang ist wegen Betrugs zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag berichtete, wurden Wu Xiaohui zudem seine „politischen Rechte“ für vier Jahre entzogen und Privatvermögen in Höhe von 10,5 Milliarden Yuan (etwa 1,3 Milliarden Euro) konfisziert.
Wu Xiaohui war im vergangenen Jahr unter Arrest gestellt worden. Seine Firma steht seit Februar unter staatlicher Kontrolle. Anbang, das 2004 in der ostchinesischen Stadt Ningbo als Autoversicherer gegründet wurde und seitdem mit Vermögenswerten von über 300 Milliarden Dollar rasant gewachsen ist, geriet wegen seiner undurchsichtigen Finanzen und Firmenstruktur in die Kritik.
Laut Xinhua habe Wu Xiaohui beim Sammeln von Kapital betrogen sowie Gelder veruntreut. Seit 2014 befand sich Anbang auf einer beispiellosen Einkaufstour im Ausland, wo es seitdem über 15 Milliarden Dollar (12,2 Milliarden Euro) für Übernahmen ausgab. Darunter auch 1,9 Milliarden Dollar für das legendäre Waldorf Astoria Hotel in New York. Zwischenzeitlich galt der Konzern auch als Interessent für die HSH Nordbank.
Aus Angst um die Finanzstabilität des Landes geht Peking seit einiger Zeit strikter gegen solche Kauforgien vor. In schwieriges Fahrwasser geraten ist nicht nur Anbang, sondern auch der Immobiliengigant Wanda oder der Mischkonzern HNA, die sich wegen hoher Schulden zuletzt von zahlreichen Beteiligungen trennen mussten.
Ein Sprecher von Anbang sagte, das Unternehmen verfüge über ausreichend Cash Flow, um seinen Verpflichtungen nachzukommen. Die Regierung in Peking hatte im Februar die Kontrolle über den Versicherungsriesen übernommen. Zugleich waren strafrechtliche Schritte gegen den Vorsitzenden eingeleitet worden. Anfang April wurde bekannt, dass Anbang eine Finanzspritze von umgerechnet rund 9,7 Milliarden Dollar durch einen nicht-staatlichen Versicherungsrettungsfonds erhält.