Die USA und die Europäische Union steuern auf einen Handelskrieg zu. US-Handelsminister Wilbur Ross kündigte am Donnerstag an, ab Freitag - Mitternacht in den USA, 6.00 Uhr deutscher Zeit - würden die neuen Zölle auf Stahl- und Aluminium-Lieferungen auch für die EU gelten. Die Europäische Union war bislang davon ausgenommen.
Ross ergänzte, auch für Kanada und Mexiko würden die Zölle ab Freitag gelten. „Wir freuen uns weitere Verhandlungen.“
„Das ist ein schlechter Tag für den Welthandel“, sagt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker laut Reuters. Die EU werde in den kommenden Stunden umgehend Gegenmaßnahmen einführen. Die Zölle seien völlig inakzeptabel.
Großbritannien äußert sich in einer ersten Reaktion „sehr enttäuscht“ über die Entscheidung der USA. Ein Regierungssprecher sagt, das Vereinigte Königreich und die EU seien enge Verbündete der USA und sollten von den Schutzzöllen dauerhaft ausgenommen werden. Großbritannien werde weiter eng mit der EU und den USA daran arbeiten, dies zu erreichen.
Die deutsche Wirtschaft reagiert entsetzt auf die höheren Importzölle der USA für Stahl und Aluminium aus der EU. „Mit der Einführung von Strafzöllen selbst gegen engste Verbündete brechen die USA internationales Recht“, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Verlieren werden alle: US-Verbraucher, europäische Unternehmen sowie der Produktionsstandort USA.“
Jetzt gelte es, den Schaden in Grenzen zu halten und europäische Geschlossenheit zu zeigen. „Im Zweifel sind Gegenmaßnahmen nötig, um die EU-Position zu stärken“, sagte Schweitzer. „Sonst besteht die Gefahr, dass Zugeständnisse unsererseits zu immer neuen Zumutungen aus den USA führen - zum Schaden unserer Wirtschaft. So wichtig es ist, im Gespräch mit den USA zu bleiben, als Partner verhandelt man nicht im Boxring.“ Mindestens jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hänge am Export. Für offene Märkte und international faire Wettbewerbsbedingungen einzustehen, sei deshalb oberstes Gebot – „notfalls auch mit härteren Bandagen.“
US-Handelsminister Wilbur Ross sagt dem Sender CNBC, Gegenmaßnahmen der EU oder von anderen hätten wahrscheinlich keine großen Auswirkungen auf die US-Wirtschaft.
Trump hatte die neuen Zölle am 23. März angeordnet, die EU aber zunächst ausgenommen. Der US-Präsident begründete die Maßnahmen mit dem Schutz der nationalen Sicherheit. Auf Stahlexporte in die USA werden dann 25 Prozent fällig, für Aluminiumlieferungen zehn Prozent.