Finanzen

EU kündigt Strafzölle auf US-Waren an

Die EU-Kommission hat Strafzölle auf US-Waren für Juli angekündigt.
06.06.2018 12:17
Lesezeit: 2 min

Die EU holt im Handelstreit mit den USA zum Gegenschlag aus und verhängt ab Juli Strafzölle auf US-Waren. Europa reagiere damit auf die von Washington erhobenen Zusatzabgaben auf Stahl und Aluminium, sagte Vize-Kommissionspräsident Maros Sefcovic am Mittwoch. Die EU-Kommissare in Brüssel haben demnach auf ihrem wöchentlichen Treffen bereits grünes Licht gegeben. Die Gegenmaßnahmen könnten sich auf eine Reihe von US-Produkten von Orangensaft bis hin zu Bourbon-Whiskey erstrecken. Die Behörde hatte die Importstrafen bereits Mitte Mai bei der Welthandelsorganisation WTO angemeldet. Die EU sprach von einer "angemessenen Antwort auf die einseitige und illegale Entscheidung der USA".

Die USA haben unter Präsident Donald Trump Schutzzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Höhe von 25 beziehungsweise zehn Prozent erhoben und damit einen Handelsstreit vom Zaun gebrochen. Trump gab sich frühzeitig siegessicher und betonte, Handelskriege seien einfach zu gewinnen. Dem bekennenden Globalisierungsgegner ist das Defizit im Handel mit Europa ein Dorn im Auge: Es stieg im April auf fast 15 Milliarden Dollar.

Die EU plant nach bisherigen Angaben in einer ersten Stufe, US-Waren im Volumen von 2,8 Milliarden Euro mit Zöllen zu versehen. Damit dürfte auch US-Whiskey in Europa teurer werden. Der Jack-Daniel's-Hersteller Brown Forman fürchtet deswegen bereits negative Auswirkungen auf sein Geschäft: "Die Wettbewerbslage in den Industrieländern bleibt weiterhin intensiv, ganz zu schweigen von den Sorgen über mögliche Vergeltungstarife für amerikanische Spirituosen", so der Konzern. Anfang Juni hatte Mexiko einen 25-prozentigen Zoll auf Bourbon-Importe verhängt.

Europa will es bei seinen Vergeltungsmaßnahmen aber nicht bei einer Runde belassen: In einer zweiten Phase könnten ab 2021 weitere US-Produkte im Wert von 3,6 Milliarden Euro getroffen werden - darunter Rückspiegel für Autos, Touch-Screens sowie Sicherheitsglas. Zusammen sind das 6,4 Milliarden Euro - genau der Zollwert, mit dem Washington nun Stahl und Aluminium belegt. Die US-Regierung hatte ihre Schritte mit nationalen Sicherheitsinteressen begründet. Die Partnerländer der USA haben beim jüngsten G7-Finanzministertreffen im kanadischen Whistler die Entscheidung als rechtswidrig und nicht hinnehmbar kritisiert.

Die Maschinenbauer in Deutschland fordern von der Bundesregierung, sich offensiver als bisher für einen freien Welthandel einzusetzen. "Die deutsche Außenwirtschaftspolitik wird heute nur unzureichend der Bedeutung gerecht, die der Export für die deutsche Wirtschaft und damit dem Wohlstand in unserem Lande hat", klagte Verbandspräsident Carl Martin Welcker. Kanzlerin Angela Merkel kündigte im Bundestag an, beim kommenden G7-Gipfel den Schulterschluss der EU-Staaten mit Japan und Kanada zu suchen. Es werde bei dem Treffen am Freitag und Samstag "schwierige Diskussionen" geben. Vor allem Kanada habe wegen der US-Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium sowie des möglichen Ausstiegs der USA aus dem nordamerikanischen Freihandelsabkommen Nafta "große Schwierigkeiten".

Trotz der Zuspitzung des Handelsstreits mit den USA geht Mexiko von einer erfolgreichen Überarbeitung des Abkommens noch in diesem Jahr aus. Die USA, Mexiko und Kanada verhandeln hierzu seit Monaten. Trump hatte mit einem Nafta-Ausstieg gedroht, weil die USA nach seinen Worten mit dem bisherigen Vertrag unfair behandelt werden.

Im Handelsstreit zwischen den USA und China kommt Insidern zufolge unterdessen Bewegung. Die Regierung in Peking habe angeboten, das Volumen der Importe aus den USA um 70 Milliarden Dollar zu erhöhen. Dazu gehörten zusätzliche Einfuhren von Agrarerzeugnissen und einigen Industriegütern. Trump hat wiederholt den chinesischen Handelsüberschuss mit den USA kritisiert. Zuletzt weitete sich das US-Defizit im Geschäft mit der Volksrepublik aus: Es kletterte um 8,1 Prozent auf 28 Milliarden Dollar, da die US-Exporte dorthin deutlich abnahmen.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik US-Zölle als Wirtschaftskrieg: Trump zielt auf Europas Wohlstand
15.07.2025

Mit 30-Prozent-Zöllen will Donald Trump die europäische Wirtschaft in die Knie zwingen – und trifft damit ausgerechnet die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas seltene Chance: Schwedisches Metallvorkommen soll Abhängigkeit von China brechen
15.07.2025

In Schwedens Norden liegt Europas größte Hoffnung auf Rohstoffsouveränität. Doch der Fund der Seltenen Erden birgt Zielkonflikte,...

DWN
Immobilien
Immobilien Grunderwerbsteuer sparen: So zahlen Käufer weniger beim Immobilienkauf
15.07.2025

Der Kauf einer Immobilie wird schnell teurer als geplant – oft durch hohe Nebenkosten. Besonders die Grunderwerbsteuer kann kräftig...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Zuckerberg kündigt Mega-Rechenzentren an
15.07.2025

Mark Zuckerberg treibt den KI-Wettlauf in eine neue Dimension. Der Meta-Chef kündigt gigantische Rechenzentren an und will dabei selbst...

DWN
Politik
Politik Jetzt unterstützt Trump die Ukraine: Ist das die Wende?
15.07.2025

Donald Trump vollzieht die Wende: Plötzlich verspricht er der Ukraine modernste Waffen – auf Europas Kosten. Russland droht er mit...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche fahren wieder mehr Auto
15.07.2025

Deutschland erlebt eine Kehrtwende beim Autofahren: Nach Jahren des Rückgangs steigen die gefahrenen Kilometer wieder – obwohl einzelne...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldverbot 2025: Panikmache oder reale Gefahr für Ihr Gold?
15.07.2025

Mehrere Goldhändler warnen vor einem staatlichen Zugriff auf Barren und Krügerrands – Millionen Anleger fürchten um ihre Ersparnisse....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle sollen bleiben – weil er sie als Erfolg verbucht
15.07.2025

Donald Trump sieht seine Zollpolitik als Erfolg – und will sie verschärfen. Was der transatlantische Handelskrieg für Europa,...