Nach wochenlanger Kritik an seinen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hat Mesut Özil seinen Rücktritt aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verkündet. "Mit schwerem Herzen und nach langer Überlegung werde ich wegen der jüngsten Ereignisse nicht mehr für Deutschland auf internationaler Ebene spielen, da ich dieses Gefühl von Rassismus und Respektlosigkeit verspüre", schrieb Özil am Sonntag auf Twitter. Diese Entscheidung sei ihm extrem schwer gefallen. Er habe das deutsche Trikot mit großem Stolz und Enthusiasmus getragen, "aber jetzt nicht mehr", heißt es in der auf Englisch verfassten Erklärung.
Zugleich kritisierte Özil den DFB und dessen Präsidenten Reinhard Grindel scharf. Wie er vom DFB und vielen anderen behandelt worden sei, habe ihn zu seiner Entscheidung gebracht. "Ich fühle mich unerwünscht und denke, dass das, was ich seit meinem Nationalmannschaftsdebut im Jahr 2009 erreicht habe, vergessen wird."
Özil und sein ebenfalls in England spielender Nationalmannschaftskollege Ilkay Gündogan hatten sich im Mai wenige Wochen vor der Präsidentenwahl in der Türkei in einem Londoner Hotel mit Erdogan getroffen und ihm Trikots von ihrer jeweiligen Vereinsmannschaft überreicht. Fotos davon wurden unter anderem von Erdogans Partei AKP in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Kritiker werfen Erdogan einen autoritären Kurs vor. Die Bundesregierung und Bundestrainer Joachim Löw hatten das Treffen kritisiert. Die Affäre überschattete die WM-Vorbereitung der Nationalmannschaft und war auch während des Turniers in Russland Dauerthema. Nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft schon in der Vorrunde hielt die Kritik an, und DFB-Manager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Grindel forderten von Özil eine öffentliche Erklärung.