Deutschland

Bundesregierung blockiert geplante Übernahme chinesischer Investoren

Die Bundesregierung hat die geplante Übernahme des Maschinenbauers Leifeld durch chinesische Investoren blockiert.
01.08.2018 10:10
Lesezeit: 2 min

Das chinesische Übernahmevorhaben beim deutschen Maschinenbauer Leifeld Metal Spinning AG ist abgeblasen worden. Angesichts der politischen Bedenken gegen die Übernahme trat der Interessent, die französische Manoir Industries, hinter der wiederum die chinesische Gesellschaft Yantai Taihai Group steht, von dem Vorhaben zurück, wie Leifeld-Hauptaktionär Georg Kofler am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters sagte. "Der Interessent hat seinen Antrag auf eine Undenklichkeitsbescheinigung beim Wirtschaftsministerium zurückgezogen", sagte er. "Das Übernahmevorhaben wird nicht mehr verfolgt."

"Aufsichtsrat und Geschäftsführung planen nun, die Gesellschaft noch dieses Jahr an die Börse zu bringen", kündigte Kofler als Konsequenz an. Grund für die Bedenken in der deutschen Regierung waren Sicherheitserwägungen, nicht zuletzt, weil das chinesische Unternehmen im Nukleargeschäft tätig ist. Ursprünglich war erwogen worden, dass das Kabinett in seiner Sitzung ein Veto gegen das Übernahmevorhaben einlegt.

Der Eigentümer von Leifeld Metal Spinning hat die Bedenken der Bundesregierung kritisiert. "Wir glauben, dass diese sicherheitspolitischen Bedenken nicht angebracht sind", sagte Georg Kofler der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch. Man habe es aber nicht geschafft, sie zu entkräften. Der Kaufinteressent, eine französische Tochter der chinesischen Yantai Taihai Group, habe sich daher zurückgezogen. "Die Transaktion wird damit nicht weiter verfolgt, das Vorhaben ist beendet." Kofler kündigte als Konsequenz an, Leifeld nun noch in diesem Jahr an die Börse bringen zu wollen.

Mit dem Rückzug wurde der Bundesregierung die Entscheidung erspart, zum ersten Mal nach einer Investitionsprüfung den Erwerb eines deutschen Unternehmens durch einen Investor aus China zu untersagen. Ursprünglich hatte es in der großen Koalition geheißen, das Veto mit womöglich negativen Folgen für das deutsch-chinesische Verhältnis könnte kurzfristig vom Kabinett beschlossen werden.

Der Kaufvertrag für Leifeld mit der französischen Yantai-Tochter Manoir war nach Koflers Worten genau vor einem Jahr unterzeichnet worden. Flankierend hatte Manoir beim Bundeswirtschaftsministerium eine Unbedenklichkeitsbescheinigung für die Übernahme beantragt. "Am Anfang dachen alle Beteiligten: Das ist hier nur eine Formalität", so Kofler. Rasch seien aber politische Einwände deutlich geworden. "So ganz genau wurden uns die Bedenken nicht kommuniziert", ergänzte der Leifeld-Eigentümer. Es sei aber offensichtlich um Sicherheitserwägungen gegangen. Die Politik habe vermutet, dass von der Leifeld-Technologie "nicht nur die zivile, sondern auch die militärische chinesische Nuklearwirtschaft profitieren würde".

Am Ende waren diese Bedenken offenbar nicht auszuräumen. Deswegen denkt Kofler, der früher Chef von ProSieben und dem Sky-Deutschland-Vorgänger Premiere war, nun über Alternativen nach: "Wir haben vor einem Jahr diskutiert, wie wir den Leifeld-Umsatz von jetzt rund 40 Millionen Euro in Richtung 100 Millionen Euro bringen können." Neben dem Einstieg eines strategischen Investors war damals als Zweitoption ein Börsengang ins Visier genommen worden. Diese Variante soll nun umgesetzt werden. "Die Leifeld AG sollte nach Planungen von Vorstand und Aufsichtsrat noch in diesem Jahr an die Frankfurter Börse gebracht werden. Wir wollen mehr als 50 Prozent dann im Streubesitz haben - im regulierten Markt." Leifeld sei seit 127 Jahren ein deutsches Unternehmen und werde es auch bleiben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Mulfin Trade hat seine Schutzsysteme für mehr Sicherheit aktualisiert

Der Schutz persönlicher Daten ist einer der Schlüsselfaktoren, die das Vertrauen der Kunden in einen Service beeinflussen. Mulfin Trade...

DWN
Technologie
Technologie Regulieren statt dominieren: Europas letzter Ausweg in der KI-Welt
07.06.2025

Europa droht im globalen KI-Wettlauf abgehängt zu werden. Doch Experten zeigen: Die wahre Macht liegt nicht in der Modellentwicklung,...

DWN
Politik
Politik Kollaps der Insekten-Revolution: EU zerstört ihre eigene Bio-Strategie
07.06.2025

Erst gefeiert als nachhaltige Wunderlösung – nun droht das Aus: Europas Insektenzüchter stecken in der Krise. Die Hoffnung, Fischmehl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen verkaufen: Die 10 häufigsten Fehler beim Unternehmensverkauf
07.06.2025

Was Unternehmer beim Verkauf ihres Unternehmens falsch machen – und wie selbst starke Zahlen durch fehlende Strategie, überzogene...

DWN
Politik
Politik Ehegattennachzug stagniert: Rechtliche Hürden beim Sprachnachweis
07.06.2025

Die Zahl der Visa für den Ehegattennachzug nach Deutschland ist rückläufig. Gleichzeitig bestehen weiterhin sprachliche und rechtliche...

DWN
Panorama
Panorama Ausweis, Ticket & Co.: Was Sie vor einem Urlaubsflug beachten sollten
07.06.2025

Check-in, Sicherheitscheck und Sprint zum Gate: Der Start in den Urlaubsflug kann am Flughafen schnell im Stress enden. Das lässt sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wertvollster Fußballer der Welt: Lamine Yamal knackt 400-Millionen-Marke
07.06.2025

Ein 17-Jähriger dominiert den globalen Fußballmarkt: Lamine Yamal ist mehr wert als ganze Bundesligateams – und verkörpert die extreme...

DWN
Politik
Politik Der Weltraum als nächstes Schlachtfeld – Europas Sicherheit steht auf dem Spiel
07.06.2025

Der Orbit wird zur neuen Frontlinie geopolitischer Machtspiele. Wie private Satelliten, militärische Strategien und neue Allianzen die...

DWN
Technologie
Technologie Silicon Valley dominierte Big Tech – Europas Chance heißt Deep Tech
06.06.2025

Während Europa an bahnbrechenden Technologien tüftelt, fließt das große Geld aus den USA. Wenn Europa jetzt nicht handelt, gehört die...