Der Sprecher des US-Zentralkommandos (CENTCOM), Bill Urban, sagte auf Nachfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, ob der Iran ein Militärmanöver im Persischen Golf durchführen will: „Wir sind uns der Zunahme der iranischen Marineoperationen innerhalb des Arabischen Golfs, der Straße von Hormuz und dem Golf von Oman bewusst. Wir beobachten es genau und werden weiterhin mit unseren Partnern zusammenarbeiten, um die Freiheit der Schifffahrt und den freien Verkehr auf internationalen Wasserstraßen zu gewährleisten (...) Wir setzen uns auch weiterhin dafür ein, dass alle Seestreitkräfte den internationalen maritimen Gepflogenheiten, Standards und Gesetzen entsprechen.”
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu warnte am 1. August 2018 den Iran davor, die Bab al-Mandeb-Straße am Roten Meer zu blockieren. Er sprach auf einer Veranstaltung israelischer Kapitäne in Haifa: „Anfang dieser Woche waren wir Zeuge eines iranischen ’Proxies’ (die Houti-Rebellen, Anm. d. Red.), der versuchte, die Schifffahrt durch die Straße von Bab al-Mandeb zu stören. Ich bin überzeugt, dass eine internationale Koalition, die entschlossen ist, dies zu verhindern, den Iran erwartet. Und diese Koalition wird den Staat Israel mit all seinen militärischen Waffen einschließen”. DEBKAfile zufolge bezog sich Netanyahu bei seiner Erwähnung der „internationalen Koalition” auf Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten und Israel. Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman ergänzte: „In letzter Zeit hören wir Drohungen gegen die israelische Schifffahrt im Roten Meer. Die IDF (israelische Armee, Anm. d. Red.) ist bereit an zwei Fronten und auch im Roten Meer auf diese Bedrohung zu antworten.”
Am 26. Juli hatte der Außenminister der VAE, Anwar Gargash, in London folgende Bemerkung getätigt: „Die Vereinigten Arabischen Emirate sind bereit, mehr Truppen im Nahen Osten einzusetzen, da sie sich in der Region nicht auf westliche Verbündete, einschließlich Großbritanniens und der USA, verlassen können.”
Die iranische Marine hatte im Februar 2017 eine Militärübung unter dem Namen „Velayat 95“ durchgeführt, berichtet die türkische Zeitung Yeni Şafak. Bei der Übung kamen U-Boote, Kriegsschiffe und Helikopter zum Einsatz. Sie fand exakt in den Gewässern von Bab al-Mandab bis zur Straße von Hormuz statt. Durch diese Meerenge verläuft die weltweit wichtigste Seestraße für den internationalen Öl- und Containerhandel. Die iranische Marine testete auch ihre Unterschall-Seezielflugraketen „Nasr“ und „Dehlaviyeh“. Das sagte der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehghan am Sonntag.
Der Iran hatte bereits in der Vergangenheit gedroht, die Straße von Hormuz zu kappen, falls das Land einem Angriff ausgesetzt wird, so Geopolitical Futures (GF). Innerhalb eines derartigen Szenarios würde dies die Ölexporte im Nahen Osten beeinträchtigen. Allerdings würde die US-Navy einen derartigen Schritt nicht akzeptieren. Eine Reaktion in der Straße von Hormuz würde folgen.
Die Straße von Hormuz ist nicht der einzige Weg, durch den Saudi-Arabien Öl exportiert. Riad kann auch Öl über das Rote Meer durch die Bab al-Mandab-Straße in den Süden oder über den Suezkanal im Norden exportieren. Die Blockade der Straße von Hormuz würde allerdings zu einem drastischen Anstieg der Ölpreise führen.
GF zufolge könnte der Iran auch zeitgleich die pro-iranischen schiitischen Gruppen in der Region aktivieren. Der Iran verfüge über kampfstarke schiitische Milizen im Irak. Sollten diese aktiviert werden, um beispielsweise auch Basra, die die wichtigste Hafenstadt des Irak ist, zu blockieren, würde dies ebenfalls zu einem Anstieg der Ölpreise führen.
Die Nachrichtenagentur Anadolu führt aus: „Die Straße von Hormuz und die Bab al-Mandeb Straße haben eine herausgehobene Stellung beim weltweiten Ölhandel. Die Straße von Hormuz befindet sich zwischen dem Golf von Oman und dem Persischen Golf. Die ölproduzierenden Staaten im Nahen Osten nutzen diesen Seeweg, um die Märkte im Pazifik, Asien, Europa und Nordamerika zu erreichen. 40 Prozent des weltweiten Öls wird auf diesem Wege transportiert. Saudi-Arabien verschifft 88 Prozent seines Öls, die VAE, Kuwait und Katar jeweils 100 Prozent und der Irak 99 Prozent über die Straße von Hormuz. Aber auch der Iran selbst nutzt die Straße für seinen Öltransport. Eine Blockade der Straße von Hormuz würde sich insbesondere negativ auf die Wirtschaften Chinas, der restlichen asiatischen Importeure und Europa auswirken.”
Spekulanten profitieren von Spannungen
Investing.com führte am 25. Juli 2018 aus, dass Spekulanten von den Spannungen zwischen dem Iran und den USA profitieren würden. Eine wirkliche Kriegsgefahr gebe es hingegen nicht. Investing.com wörtlich: „Der Krieg der Worte zwischen den USA und dem Iran hat in den vergangenen Wochen eskaliert, besonders seit die USA im Mai angekündigt haben, dass sie Wirtschaftssanktionen gegen den Iran wieder einführen und die Sanktionen gegen Unternehmen, die Geschäfte mit dem Iran betreiben, verhängen werden (...) In den vergangenen Monaten hat sich das verbale Sparring zwischen dem Iran und den USA verschärft und sogar Drohungen gegen den sicheren und kostenlosen Transport von Erdöl in der Golfregion hinzugefügt (...) Der Iran kann die Straße von Hormus nicht wirklich blockieren und die USA haben nicht den Mut, in den Krieg mit dem Iran zu ziehen. Diese Rhetorik beeinflusst den Markt jedoch immer noch durch spekulative Spikes und Verluste (...) Nur Saudi-Arabien und der Iran haben alternative Exportterminals, die nicht die Straße von Hormuz passieren müssen (...) Seit Anfang Juli droht der Iran, die Straße von Hormuz für den gesamten Schiffsverkehr zu sperren, wenn dem Iran nicht erlaubt wird, sein Öl zu verkaufen. Der iranische Präsident Hassan Rouhani erwähnte erstmals die Möglichkeit während einer Reise nach Europa (...) Die auf Twitter und in den Medien geäußerten Meinungen sind kein Hinweis auf ein tatsächliches Risiko für die Ölversorgung, aber letztendlich ist das für den Ölmarkt nicht das Wichtigste. Am wichtigsten ist, ob Markt, Händler und Spekulanten diese Rhetorik als Risiko für die Ölversorgung empfinden (...) Während die beiden Seiten weiterhin Erklärungen abgeben und gelegentlich wütend werden, werden wir wahrscheinlich mehr solche Spikes und Rückschläge sehen, gerade lange genug, dass Spekulanten sie ausnutzen können.”
Das Wirtschaftsmagazin Inside Sources berichtet: „Die Bedrohungen und Eskalationen, die aus dem Iran kommen, lassen sich am besten als Rhetorik und Belästigung beschreiben. Rhetorik und Belästigung, und auch nur Gerüchte und Ängste, reichen aus, um die Märkte zu reizen und die Ölpreise steigen zu lassen. Spekulanten handeln nach Nachrichten, schlechte Nachrichten und Kriegsdrohungen machen Schlagzeilen. Trader reagieren auf das, was andere Trader tun (...) Es gibt kein echtes Risiko einer tatsächlichen Ölknappheit, also sollte nichts von dem, was in Bezug auf den Iran passiert, den Ölmarkt erschrecken, aber es kann und tut es. Die Ölpreise sind kurzzeitig um ein Dollar oder mehr pro Barrel gestiegen.”
Warren Patterson von der ING Bank meldete angesichts der Spannungen zwischen dem Iran und den USA am 23. Juli 2018 über den Kurznachrichtendienst Twitter: „Die CoT-Daten vom Freitag zeigten, dass die Spekulanten seit Juni 2015 zum ersten Mal ein größeres Netto-Long-Segment im NYMEX WTI als ICE Brent hielten.”
Tatsächlich kam es dann am 23. Juli zu einem sehr kurzfristigen drastischen Anstieg des WTI-Preises von 68,060 US-Dollar auf 68,560 US-Dollar um 14 Uhr. Jedoch folgte darauf ein Abstieg auf 67,660 US-Dollar um 18 Uhr.
Ab dem 30. Juli trat eine Wende ein. CNBC führt aus: „Die Ölpreise stiegen am Montag (30. Juli 2018, Anm. d. Red) wieder über die Marke von 70 USD pro Barrel, wobei die US-Rohölpreise ihren höchsten Ein-Tages-Dollar-Gewinn seit über einem Monat verbuchen konnten”. Der WTI-Preis stieg um 2,1 Prozent auf 70,13 US-Dollar pro Barrel. Die Preise wurden gestützt, nachdem Saudi-Arabien angekündigt hatte, es werde Öllieferungen durch die kritische Straße Bab el-Mandeb einstellen, nachdem Houthi-Rebellen im Jemen ein Paar Öltanker im Roten Meer angegriffen hatten. CNBC wörtlich: „Hedge-Fonds und Vermögensverwalter (...) erhöhten ihre bullischen Wetten (Wette auf steigende Preise, Anm. d. Red.) in Brent, US-Benzin, US-Heizöl und europäischem Gasöl. Während die Fonds ihre bullischen Wetten auf WTI abbauten, bleibt die Anzahl der Wetten, dass die US-Rohölpreise sinken werden, weiterhin niedrig.”
Nach der Nachricht über ein mögliches iranisches Manöver in der Straße von Hormuz kam es jedoch nicht zu einem Ölpreisanstieg. Am 31. Juli um 9 Uhr lag der WTI-Preis bei 69,770 US-Dollar und der Brent-Preis bei 74,707 US-Dollar. Am 2. August um 15.20 Uhr lag der WTI-Preis bei 67,440 US-Dollar, während der Brent-Preis bei 72,202 US-Dollar lag.
Allerdings haben mit diesen untypischen Preisrückgängen Spekulanten und Hedgefonds, trotz der Spannungen zwischen Teheran und Washington, gerechnet. Am 27. Juli 2018 berichtete Nasdaq: „Hedge-Fonds reduzierten ihre bullischen Einsätze auf US-Rohöl für die zweite Woche in Folge auf den niedrigsten Stand seit fast einem Monat, wie die Daten am Freitag zeigten, da die Ölpreise aufgrund von Handelsspannungen und geopolitischen Risiken volatil blieben. Die Spekulantengemeinschaft reduzierte ihre kombinierten Futures- und Optionspositionen in New York und London um 11.362 Kontrakte auf 412.289 in der Woche zum 24. Juli, meldete die US Commodity Futures Trading Commission (CFTC). Das war das niedrigste Niveau seit Ende Juni, zeigten die Daten.”
Auffällig ist, dass die Spekulationsgemeinschaft auch im Voraus auf Entwicklungen bei den Ölpreisen setzt, mit denen keiner rechnet.