Politik

Kartellbehörden verschärfen Auflagen für Linde und Praxair

Die Kartellbehörden fordern von Linde und Praxair umfangreiche Verkäufe von Unternehmensanteilen.
23.08.2018 01:31
Lesezeit: 2 min

Die Hürden vor einer Fusion des Münchener Gaskonzerns Linde mit dem US-Rivalen Praxair zum weltgrößten Anbieter von Sauerstoff und Helium werden höher. Die von den Kartellbehörden gestellten Bedingungen sind schärfer als von beiden Konzernen geplant, wie Linde am Mittwoch mitteilte. Trotzdem geben die Fusionspartner ihr Vorhaben nicht auf. "Linde und Praxair setzen ihre konstruktiven Gespräche miteinander fort und diskutieren mit den Wettbewerbsbehörden, wie deren Anforderungen erfüllt werden können", betonten die Münchener. Von Praxair lag zunächst keine Stellungnahme vor. Aus rechtlichen Gründen haben die Partner nur noch zwei Monate Zeit, alles in trockene Tücher zu bringen.

Linde zufolge summieren sich die Umsätze der Unternehmensteile, deren Verkauf die Wettbewerbshüter in mehreren Ländern fordern, nun auf mehr als 3,7 Milliarden Euro. Dieses Umsatzvolumen haben die Fusionspartner eigentlich als Teil ihrer Schmerzgrenze definiert. Wenn sie überschritten wird, haben sich Linde und Praxair vorbehalten, den mehr als 70 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss abzublasen. Branchenexperten bezweifeln allerdings, dass einer der Partner die Reißleine zieht, wenn die Schwelle nur um einige hundert Millionen Euro überschritten würde.

Denn auch dann ließen sich die von beiden Konzernen erhofften Einspareffekte von rund einer Milliarde Euro noch realisieren. Offenbar ist nur die Schmerzgrenze beim Umsatz überschritten, die zweite Schwelle von 1,1 Milliarden Euro operativem Ergebnis, das mit den Verkäufen verlorengeht, nicht. "Letztlich hängt alles daran, ob man die Synergien von einer Milliarde Euro noch erreichen kann", sagte ein Insider. "Sonst würden auch die Investoren auf die Barrikaden gehen."

An der Börse hielt sich die Enttäuschung über die Nachricht in Grenzen. Die Linde-Aktie gab um 0,8 Prozent auf 173,20 Euro nach. Die zum Umtausch in Anteile eines fusionierten Konzerns eingereichten Linde-Papiere verloren im Dax 1,2 Prozent auf 190,80 Euro.

"Die Tatsache, dass man sich weiter in konstruktiven Gesprächen befindet, signalisiert uns, dass auf beiden Seiten weiterhin die Bereitschaft besteht, den Weg weiterzugehen", sagte Commerzbank-Analyst Michael Schäfer. "Ich würde mich wundern, wenn beide Partner nicht alles dafür täten, den Deal durchzuziehen", sagte Fondsmanager Arne Rautenberg von Union Investment. "Auch für Praxair ist der Deal hochattraktiv." Vor allem für Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle hänge viel davon ab. Reitzle hat die Fusion zu seinem wichtigsten Vorhaben erklärt und bisher gegen alle Widerstände vorangetrieben.

Für problematischer halten Experten den Zeitdruck. Denn die Fusion muss nach deutschem Aktienrecht bis zum 24. Oktober über die Bühne gehen. Linde und Praxair müssten also schnell Käufer für die Unternehmensteile finden, von denen sie sich auf Geheiß der Wettbewerbshüter trennen müssen.

Bereits vereinbart ist der Verkauf des Europa-Geschäfts von Praxair an die japanische Taiyo Nippon Sanso sowie großer Teile des US-Geschäfts von Linde an den deutschen Rivalen Messer. Die Verkäufe summieren sich auf rund 2,7 Milliarden Euro Umsatz und 700 Millionen operativen Gewinn.

Die US-Kartellbehörde FTC hat aber schon signalisiert, dass ihr das als Zugeständnis noch nicht reicht. Offen ist Linde zufolge auch noch die Freigabe durch Behörden in Brasilien, China, Indien und Südkorea. Auch in Argentinien und Chile stehen noch Entscheidungen aus, die von den Konzernen aber nicht als maßgeblich für ein Gelingen der Fusion angesehen werden.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährung XRP: News zur SEC - wie viel Potenzial steckt noch im XRP-Kurs?
25.02.2025

Krypto-Investoren sind enttäuscht, weil der XRP-Kurs aktuell fällt. Nach der Trump-Rallye und dem Allzeithoch im Januar scheint dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Seltene Erden Ukraine: Trump kurz vor Abschluss des Rohstoffdeals - kommt die EU zu spät?
25.02.2025

Seltene Erden und Öl gegen US-Hilfen: Die Ukraine und die Vereinigten Staaten stehen nach Auffassung von US-Präsident Donald Trump kurz...

DWN
Politik
Politik Schuldenbremse: Merz offen für Reform im alten Bundestag - AfD und Linke bald mit Sperrminorität
25.02.2025

Nach den Wahlen ist klar, dass AfD und Linke im neuen Bundestag eine Sperrminorität genießen. Damit könnten sie unter anderem eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto: Bitcoin-Kurs fällt unter kritische 90.000-US-Dollar-Marke
25.02.2025

Mit der Wahl von Donald Trump schien eine goldene Ära für Kryptowährungen anzubrechen. Doch seit seiner Amtseinführung befindet sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Folgen der Zinspolitik: Bundesbank-Verlust auf Rekordniveau - was das für Sparer heißt
25.02.2025

Erstmals seit 1979 verbucht die Deutsche Bundesbank einen Verlust. Und dieser fällt so hoch aus wie nie zuvor: Rund 19,2 Milliarden Euro...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thyssenkrupp-Aktie: Kurs steigt kräftig nach Marinesparte-Plänen
25.02.2025

Thyssenkrupp-Aktie legt am Dienstag einen kräftigen Kurssprung hin. Der Konzern will die Marinesparte abspalten und an die Börse bringen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur-Großaufträge stabilisieren Bauindustrie
25.02.2025

Die Entwicklung in der Bauindustrie bleibt weiterhin verhalten. Während es an neuen Projekten im Wohnungsbau mangelt, sorgen öffentliche...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Kurs: Trump sichert sich Unterstützung im UN-Sicherheitsrat
25.02.2025

Vor der UN-Vollversammlung mit ihren 193 Mitgliedstaaten scheitert US-Präsident Donald Trump mit seinem Ukraine-Kurs. Doch im mächtigen...