Die deutsche Industrie hat einen Fehlstart ins zweite Halbjahr hingelegt. Sowohl die Exporte als auch die Produktion schrumpften im Juli überraschend, nachdem zuvor bereits die Aufträge zurückgegangen waren. Die Ausfuhren fielen um 0,9 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Wachstum von 0,2 Prozent gerechnet. Besser liefen die Importe: Sie wuchsen um 2,8 Prozent und damit bereits den vierten Monat in Folge. Das war zugleich der kräftigste Anstieg seit fast vier Jahren.
Die Industrie trat auf die Produktionsbremse: Sie stellte im Juli 1,9 Prozent weniger her als im Vormonat. Die gesamte Produktion - zu der auch noch Bau und Versorger gehören - schrumpfte um 1,1 Prozent. Auch hier hatten Ökonomen mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet.
„Das Produzierende Gewerbe startete verhalten in das dritte Quartal“, betonte das Bundeswirtschaftsministerium. „Die aktuelle Produktionsschwäche in der Industrie hängt auch mit temporären Engpässen bei den Zulassungen von Pkw nach dem neuen Fahrzyklus (WLTP) zusammen.“ Volkswagen etwa räumte ein, Schwierigkeiten mit der Umstellung auf den strengeren Abgasmesszyklus zu haben. In einigen Werken ruht deshalb zeitweise die Produktion.
Die Chancen auf ein kräftiges Wachstum in den kommenden Monaten stehen vorerst nicht so gut: Die Industrie verzeichnete in sechs der vergangenen sieben Monate einen Auftragsrückgang. Insgesamt mehren sich die Vorboten für eine bevorstehende Rezession der Weltwirtschaft.
„Die schwache Industrieproduktion ist Ergebnis des ebenso schwachen Auftragseingangs. Da nun auch der Auftragseingang im Juli mit einem negativen Vorzeichen versehen war, hält die Schwächephase der Industrieproduktion wohl auch in den kommenden Monaten an. Wie das Wirtschaftsministerium aber einräumte, steht der schwache Auftragseingang unter anderem auch in Zusammenhang mit dem WLTP-Testverfahren in der Automobilindustrie. Das heißt aber im Umkehrschluss: Stehen erst einmal die Zulassungen, könnte es möglicherweise zu einem kräftigen Nachholeffekt kommen. Dies gilt nicht nur für die Auftragseingänge, sondern dann auch für die Industrieproduktion. Fakt ist derweil, dass die schwache Industrieproduktion im Juli kein guter Vorbote für das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal ist. Dies gilt auch für die ebenfalls veröffentlichten Handelsbilanzdaten. Die Exporte geben im Juli gegenüber dem Vormonat nach, während die Importe kräftig zulegen. Die starken Importe könnten zumindest eine Indikation für ein starkes Investitionswachstum sein“, wird ein Analyst der VP Bank von Reuters zitiert.