Technologie

Elektro-Mobilität hält Einzug in die Schifffahrt

Die Elektromobilität hält Einzug in die Schifffahrt.
03.11.2018 22:20
Lesezeit: 2 min

Die Zahl der Schiffe mit Brennstoffzellen-Antrieb steigt. Laut dem Magazin„Maritime Impact“- das von der weltgrößten Schiffs-Klassifikationsgesellschaft DNV GL (eine Art TÜV für Schiffe) herausgegeben wird – wurden bisher 200 Schiffe gebaut, die entweder über einen Hybrid- oder einen Elektro-Antrieb verfügen. Vor vier Jahren gab es noch kein einziges solches Schiff. Zum Vergleich: Es existieren ebenfalls rund 200 Schiffe, die mit verflüssigtem Erdgas (LNG) angetrieben werden. Diese wurden allerdings innerhalb eines Zeitraums von 20 Jahren gebaut. Der Leiter der Batterie-Projekte-Abteilung der DNV GL, Narve Mjos, sagt daher: „Die Welt erkennt das Potential von Elektro-Schiffen – und zwar äußerst schnell.“ Als Vorbild dient den Schiffbauern die Auto-Industrie, so DNV GL-Senior-Ingenieur Benjamin Gully: „Die Lithium-Ionen-Batterie eines Teslas ähnelt der Batterie einer elektrischen Fähre in hohem Maße.“

Die derzeit führende Nation im Bau von Elektro-Schiffen ist Norwegen mit einem Anteil von 40 Prozent. Frankreich liegt mit 20 Prozent auf Rang zwei, vor den USA mit sieben Prozent. Andere Nationen erkennen das Potential ebenfalls, beispielsweise wird in der Türkei derzeit der erste elektrobetriebene Schlepper gebaut. Auch in Deutschland befassen sich Schiffbauer mit der innovativen Antriebs-Technologie.

Diese hat gegenüber dem konventionellen Diesel-Antrieb mehrere Vorteile: Sie spart Treibstoff-Kosten, ist umweltfreundlich und bedarf weniger Wartung. Darüber hinaus verursacht sie weniger Lärm und erhöht die Sicherheit des Schiffes, weil sie weniger Vibrationen verursacht als ein Diesel-Motor.

Über einen Elektro-Antrieb verfügen derzeit nur kleinere Schiffe, vor allem Fähren. Große Schiffe wie Frachter, Tanker und Kreuzfahrt-Schiffe elektrisch anzutreiben, ist gegenwärtig noch nicht möglich, wie Prof. Bert Buchholz, ehemaliger Honorarprofessor für Schiffsdieselmotoren und jetziger Leiter des Lehrstuhls für Kolbenmaschinen und Verbrennungsmotoren an der Universität Rostock, im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten erläutert. Die sich derzeit auf dem Markt befindlichen Batterien verfügen nicht über die Kapazität, Schiffe solcher Ausmaße anzutreiben: „Würde man eine solche Batterie bauen und das Schiff damit ausrüsten, würde auf dem Schiff kaum noch Platz für Fracht oder Passagiere übrigbleiben.“ Darüber hinaus würde das Aufladen der Batterie die Liegezeit des Schiffes im Hafen um ein Vielfaches verlängern, was unakzeptable Kosten verursachen würde.

Auch bei der größten deutschen Reederei, Hapag-Lloyd (219 Schiffe/ 7,7 Milliarden Euro Umsatz), hat der Elektro-Antrieb gegenwärtig keine Relevanz, wie Sprecher Christian Denso den Deutschen Wirtschaftsnachrichten sagte: „Elektromobilität wird bei unseren großen Schiffen so lange keine Rolle spielen, wie die Batterien, die zum Antrieb nötig wären, so groß sind, dass sie enormen Platz auf dem Schiff wegnehmen würden. Wir sind natürlich offen und beobachten die Entwicklungen genau, aber beim jetzigen Stand ist das kein unmittelbares Thema für eine Linienreederei, eher etwas für kleine Fähren und Spezialprojekte.“

Aber auch wenn die Brennstoffzellen-Technik noch nicht für Großschiffe geeignet ist, hat einer der größten deutschen Schiffbauer, die „Meyer Werft“ (circa zwei Milliarden Euro Umsatz, knapp 3.500 Mitarbeiter), schon vor geraumer Zeit begonnen, den Einsatz der Technologie zu erforschen, wie ein Unternehmenssprecher den Deutschen Wirtschaftsnachrichten mitteilte. Das Unternehmen mit Sitz im emsländischen Papenburg ist eine von weltweit vier Werften, die Kreuzfahrtschiffe bauen. Der Sprecher sagte, die Meyer Werft gehe davon aus, in 15 bis 20 Jahren die ersten Schiffe mit Elektro-Antrieb auszuliefern.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.