Politik

Russland kündigt verstärkte Truppen-Präsenz in Syrien an

Russland will nach dem Verschwinden eines russischen Spionage-Flugzeugs seine Militär-Präsenz in Syrien verstärken.
18.09.2018 20:58
Lesezeit: 2 min

Der russische Präsident Wladimir Putin sagte am Dienstagnachmittag, dass Israel das Flugzeug nicht absichtlich abgeschossen hat. Es sei das Ergebnis einer "Kette tragischer Umstände. Im Vergleich mit den bekannten Ereignissen, als ein türkischer Kampfflugzeug unser Flugzeug abschoss, ist es diesmal eine andere Situation. Diesmal sieht es wie eine Reihe tragischer Umstände aus."

Die Nachrichtenagentur TASS meldet, dass Putin und Netanjahu am frühen Abend ein Telefongespräch geführt habe. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium Israel beschuldigt, den Abschuss eines russischen Spionageflugzeugs durch die syrische Luftabwehr verschuldet zu haben. 

Die genauen Umstände des Hergangs sind unabhängig nicht zu überprüfen. Russland meldete zwar am Dienstag, Überreste des Flugzeugs im Mittelmeer gefunden zu haben. Belege legte Moskau allerdings nicht vor.

Am Dienstagnachmittag sagte Putin im Anschluss an die gemeinsame Pressekonferenz mit dem ungarischen Premier Viktor Orban in Budapest, dass die Konsequenz aus dem Abschuss des russischen Flugzeug darin bestehen wird, "zusätzliche Maßnahmen für die Sicherheit von russischen Soldaten und militärischen Einrichtungen in der Syrischen Arabischen Republik zu treffen", berichtet die russischsprachige Zeitung Kommersant. Es werden Schritte unternommen werden, die "von jedem bemerkt werden" sollen. Seit Beginn der russischen Syrien-Intervention im Jahr 2015 sollen bisher 107 russische Soldaten ums Leben gekommen sein.

Da sich in Latakia der russische Luftwaffenstützpunkt Khmeimim befindet, dürfte dieser Stützpunkt massiv ausgebaut werden, zumal in den vergangenen Monaten Söldner der Al-Nusra-Front den Stützpunkt immer wieder mit Drohnen und Raketen angegriffen hatten.

Es geht Russland um die langfristige Sicherung seines Luftwaffenstützpunkts Khmeimim, dessen Zukunft in einem neu geordneten Syrien nicht abgesichert ist.

Die Military Times berichtet: "Der syrische Präsident Baschar al-Assad will eine langfristige russische Militärpräsenz in seinem Heimatland, nicht nur um bei Operationen zur Terrorismusbekämpfung Unterstützung zu erhalten, sondern auch um ein Gleichgewicht gegen andere Mächte zu schaffen. 'Jetzt gibt es eine Vereinbarung zwischen Syrien und Russland über den Luftwaffenstützpunkt Khmeimim. Wie Sie wissen, wird die Vereinbarung für mehr als 40 Jahre gültig sein', sagte Assad (...) Der Luftwaffenstützpunkt Khmeimim befindet sich in der Nähe der syrischen Hafenstadt Latakia und wird derzeit von der russischen Luftwaffe genutzt. Die Landebahn dort ist in der Lage, große Transportflugzeuge, sowie Sukhoi Su-24-Bomber, Sukhoi Su-25-Erdkampfflugzeuge, Sukhoi Su-34-Bomber und russische Militärhubschrauber aufzunehmen (...) Die russischen Streitkräfte sind wichtig für das Gleichgewicht in unserer Region, zumindest im Nahen Osten, bis sich das politische Gleichgewicht in der Welt ändert (...) Russland ist ein großes Land, es ist eine große Macht, daher hat es eine Verpflichtung gegenüber ganzen Welt (...) und sie ist verantwortlich für die ganze Welt', sagte Assad. Zu den Aufgaben, die Assad für die russischen Streitkräfte vorsieht, gehört die 'politische und militärische Präsenz in verschiedenen Regionen'."

Die Jerusalem Post berichtet: "Russland hat Israel in der Vergangenheit für Luftschläge in Syrien verantwortlich gemacht. Anfang April verurteilte Moskau Israel und sagte, die Luftschläge seien inakzeptabel. Aber die Verurteilungen vom April enthielten inhaltlich nicht die Rhetorik der Erklärung vom 18. September. Dies liegt daran, dass damals keine russische Soldaten getötet wurden (...) Moskau behauptet, Israel habe Russland nur eine Minute vor dem Angriff über eine ,Hotline' gewarnt (...) Dies gab der IL-20 nicht die Zeit, um in Khmeimim, einem Luftwaffenstützpunkt, wo Russland Flugzeuge stationiert hat, hinabzusteigen und zu landen (...) Der Tod russischer Soldaten kann von Moskau nicht ignoriert werden, und Russland wird nicht akzeptieren, dass dies ein schrecklicher Fehler gewesen ist, sondern dass die Luftangriffe (Israels, Anm. d. Red.) das Leben von Russen gefährden."

Die Pressestelle der israelische Armee (IDF) meldete am Dienstagnachmittag über den Kurznachrichtendienst Twitter: "Als die syrische Armee die Raketen startete, die das russische Flugzeug trafen, befanden sich IAF-Jets (israelische Jets, Anm. d. Red.) bereits im israelischen Luftraum (...) Während des Angriffs auf das Ziel in Latakia befand sich das damals getroffene russische Flugzeug nicht im Operationsgebiet (...) Israel wird alle relevanten Informationen mit der russischen Regierung teilen, um den Vorfall zu überprüfen."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
02.06.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Politik
Politik Ukraine: Drohnenoffensive gegen Putins Luftwaffe – bringt der Verlust strategischer Bomber Russland zu Zugeständnissen?
02.06.2025

Mitten in den Vorbereitungen für neue Friedensverhandlungen in Istanbul verpasst die Ukraine dem Kreml einen historischen Schlag: Mit...