Der Handelskrieg mit China drückt nach Einschätzung von Beobachtern auf die Stimmung bei US-Exporteuren von Flüssiggas (LNG). China kündigte in Reaktion auf weitere Maßnahmen der US-Regierung am Dienstag auch Zölle von zehn Prozent auf amerikanisches verflüssigtes Erdgas an.
Für US-Unternehmen, die LNG-Export-Terminals entwickeln wie Cheniere Energy, Sempra und Kinder Morgan, stehen damit Projekte auf dem Spiel, wie Noel Tomnay, Vice President von Wood Mackenzie, bei einer Branchenveranstaltung in Barcelona sagte. Wood Mackenzie ist eine weltweit tätige Forschungs- und Beratungsgruppe im Bereich Energie, Chemie, erneuerbare Energien, Metalle und Bergbau.
LNG könnte sogar in China wettbewerbsunfähig werden. "Aber das größte Problem besteht bei allen US-LNG-Projekten, die die endgültige Investitionsentscheidung anstreben. China wäre der größte Markt für sie. Während die Zölle andauern, ist es unwahrscheinlich, dass die Vorhaben an den Start gehen. Das ist eine Gelegenheit für Projekte, die nicht aus dem USA stammen", warnte Tomnay.
Expertin Stacey Morris vom Analysehaus Alerian Indexes stieß ins gleiche Horn. Die Zölle dürften sich wahrscheinlich negativ auf LNG-Projekte in den USA auswirken, die sich Lieferverträge mit chinesischen Kunden sichern wollten. Einige Vereinbarungen könnten nun auf Eis gelegt oder Investitionen verschoben werden, bis die Situation geklärt sei.
Cheniere Energy, Sempra und Kinder Morgan lehnten einen Kommentar dazu ab.
China hat nach Reuters-Daten 1,6 Millionen Tonnen der 14,9 Millionen Tonnen LNG eingeführt, die die USA bislang in diesem Jahr exportiert haben. Händlern und Analysten zufolge wäre es für China allerdings leicht, LNG-Lieferanten in anderen Ländern wie Katar und Australien zu finden. China war im vergangenen Jahr der weltweit zweitgrößte Importeur von Flüssiggas hinter Japan. Die USA haben die Produktion von Schiefergas in den vergangenen Jahren massiv hochgefahren und suchen weltweit Absatzmärkte.
Die USA hatten zuletzt in Europa Druck in Sachen LNG gemacht. Sie wollen einerseits ihr eigenes Flüssiggas nach Europa verkaufen. Aus diesem Grund ist ihnen der Bau der zweiten Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Westeuropa ein Dorn im Auge.