Patricia Uhlig von Reuters analysiert die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für Investoren:
Ob Apples Sprachassistentin Siri, selbstständig fahrende Uber-Taxis oder gezielte Klamottenvorschläge beim Online-Modehändler Zalando - lernende und vernetzte IT-Systeme sind aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die künstliche Intelligenz ist nach Meinung von Experten ein billionenschwerer Wachstumsmarkt für Firmen. Anleger versprechen sich hohe Renditen von dem Trend - die Nachfrage nach speziell darauf ausgerichteten Investmentfonds und Zertifikate ist hoch.
"Was institutionelle Investoren oder Family Offices angeht, stellen wir ein recht starkes Interesse an Künstlicher Intelligenz als Investmentthema fest", sagt Vermögensberater Thomas Metzger vom Bankhaus Bauer. Privatanleger seien dagegen zurückhaltender. "Der Bereich ist wohl zu speziell und für 'normale' Anleger nur schwer zu greifen." Viele Bundesbürger haben Bedenken gegenüber der Entwicklung intelligenter Computer und Roboter, wie eine Umfrage der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) vom August 2017 zeigt. 51 Prozent der Befragten räumten ein, dass ihnen die Entwicklung ein Stück weit Angst mache, vor allem was mögliche Konsequenzen für den Arbeitsmarkt angehe.
Dennoch verzeichnen Fonds- und Zertifikate-Anbieter ein rasantes Wachstum bei speziell darauf ausgerichteten Produkten. So sammelte etwa der Fonds Global Artificial Intelligence von Allianz Global Investors innerhalb von eineinhalb Jahren mehr als eine Milliarde Euro ein und legte in dieser Zeit etwa 28 Prozent zu. Der Global Robotics Fonds der Credit Suisse, der seit Mitte 2016 am Start ist, ist schon mehr als doppelt so schwer. Der Fonds ist zudem der mit Abstand größte Themenfonds der Schweizer Bank. Auch bei der DekaBank steht der Fonds Industrie 4.0 nach Angaben des Vermögensmanagers hoch im Kurs, der vor allem in Elektrogerätehersteller, Chipbauer und Softwarekonzerne investiert.
Firmen bringt die künstliche Intelligenz (KI) nach Ansicht von Fachleuten enormes Wachstumspotenzial. Nicht nur verspricht sie sinkende Kosten - es entstehen auch völlig neue Geschäftsfelder. Die PwC-Experten rechnen damit, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt durch künstliche Intelligenz bis 2030 um 14 Prozent, also um zusätzliche 15,7 Billionen Dollar steigt. Die Marktforscher von Gartner schätzen, dass sich der Gesamtwert von Firmen mit KI-basiertem Geschäftsmodell von 2018 bis 2022 auf 3,9 Billionen Dollar mehr als verdreifacht. Es wird prognostiziert, dass bereits in diesem Jahr mehr als die Hälfte aller Unternehmen KI in irgendeiner Form einsetzen. "Der Wandel ist nicht aufzuhalten", betont Professor Gregory Wheeler von der Frankfurt School of Finance. "Die Künstliche Intelligenz wird viele Bereiche des täglichen Lebens verändern."
Die Musik spielt vor allem in den USA und China. Die Fonds haben den Großteil des Kundengeldes in dort ansässigen Unternehmen angelegt. So setzt Allianz-Fondsmanager Sebastian Thomas etwa auf die Chiphersteller Nvidia und Micron, den Eletroautobauer Tesla, den IT-Riesen Oracle oder den chinesischen Suchmaschinenbetreiber Baidu. Im Robotics-Fonds der Credit Suisse finden sich US-Unternehmen wie der Sensorhersteller Cognex oder der Automatierungstechnik-Spezialisten Rockwell, aber auch die deutschen Auto- und Industriezulieferer Duerr und Gea Group. Interessant für Anleger seien vor allem große Unternehmen aus der Internet- und IT-Branche - auch weil sie im vergangenen Jahr Startups aufgekauft hätten, die ein auf KI basierendes Geschäftsmodell hätten, sagt Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank.
Wer in den Trend investieren will, braucht allerdings strapazierfähige Nerven und einen langen Atem. "Grundsätzlich sollte man immer vorsichtig mit sogenannten Mega-Trends sein", sagt Metzger vom Bankhaus Bauer. Auch die Allianz warnt in ihrem Prospekt für den KI-Fonds vor möglichen Kurseinbrüchen. So verlor der Fonds im vergangenen halben Jahr fast sechs Prozent - der US-Technologieindex Nasdaq legte im gleichen Zeitraum dagegen gut 14 Prozent zu.
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