Politik

CDU versammelt sich nach Bayern-Wahl hinter Merkel

Lesezeit: 2 min
15.10.2018 11:39
Die CDU schließt die Reihen hinter Bundeskanzlerin Merkel. Sollte die SPD aus der Koalition aussteigen, wäre ein neuerlicher Jamaika-Anlauf denkbar.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mehrere CDU-Spitzenpolitiker haben sich hinter eine neuerliche Kandidatur von Bundeskanzlerin Angela Merkel als Parteichefin im Dezember gestellt. „Meine Erwartung ist, dass sie antritt, bereit ist, weiter zu machen und auch klar gewählt wird", sagte EU-Kommissar Günther Oettinger am Montag vor der CDU-Präsidiumssitzung in Berlin. "Ich denke ja", sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet auf die Frage, ob Merkel wiedergewählt werde. "Natürlich, wer soll sonst antreten?", sagte auch der sachsen-anhaltinische Ministerpräsident Reiner Haseloff auf die Frage, ob Merkel weiter mache.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hatte in einem Interview erklärt, Merkel sei nicht mehr so unumstritten wie früher und "Erschütterungen" und neue Personaldiskussionen nach der Landtagswahl in Hessen in zwei Wochen vorhergesagt. "Na ja, Wolfgang Schäuble ist Wolfgang Schäuble", sagte CDU-Vize Laschet zu den Äußerungen. Der neue Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ralph Brinkhaus, hat sich bereits für eine Wiederwahl Merkels ausgesprochen.

Laschet hat nach der Bayern-Wahl eine klare Positionierung seiner Partei in der politischen Mitte gefordert. "Für die CDU muss nun klar sein: Man kann keine Wahlen mit einem Rechtsruck oder mit besonders pointierter Polemik gewinnen", sagte Laschet am Montag in Berlin vor einer Präsidiumssitzung der CDU. Er setzte sich damit wie zuvor CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther von der CSU ab. "Wir müssen darauf achten, dass das ganze Gerede von dem Rechtsruck jetzt aufhört, dass wir Partei der Mitte bleiben", sagte Laschet. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, die große Koalition müsse mit den Grünen darüber beraten, wie Projekte aus dem Koalitionsvertrag auch durch den Bundesrat kommen könnten. Günther betonte gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, die CSU-Verluste seien "hausgemacht".

Mehrere CDU-Politiker mahnten ihre Koalitionspartner SPD und CSU vor der Hessen-Wahl am 28. Oktober zur Ruhe. Hessen sei mit seiner schwarz-grünen Koalition laut Laschet ein "Gegenmodell an Politik" zum Stil der CSU in Bayern. Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier hatte der CSU am Wochenende vorgeworfen, Vertrauen in die Union zerstört zu haben. Haseloff betonte allerdings, dass sich seine Partei schon fragen müsse, wieso die CSU oft bessere Ergebnisse als die CDU einfahre.

CDU-Bundesvize Thomas Strobl sagte, wenn die SPD aus der großen Koalition aussteige, müsse es nicht unbedingt Neuwahlen geben. Denkbar seien eine Minderheitsregierung oder der erneute Versuch einer Jamaika-Koalition. Die FDP sollte nach dem schwachen Abschneiden in Bayern verstanden haben, "dass sie sich durch ihr verantwortungsloses Verhalten bei den Jamaika-Verhandlungen ja wirklich ganz nah an den Abgrund gebracht hat".

CSU weiter mit Seehofer/Söder

CSU-Chef Horst Seehofer sieht die Regierungszusammenarbeit mit CDU und SPD in Berlin nach der Bayern-Wahl nicht gefährdet. "Die große Koalition ist stabil", versicherte Seehofer am Montag in München. Dazu werde die CSU ihren Beitrag leisten: "Wir werden aktiv und konstruktiv in der Bundesregierung mitarbeiten." Bei der Landtagswahl hatten sowohl die CSU als auch die SPD schwere Verluste eingefahren. Seehofer machte klar, dass er sich an Spekulationen über seine Zukunft als CSU-Chef nicht beteiligen wolle: "Ich führe auch heute keine Personaldiskussionen über mich."

Seehofer sagte, die CSU habe sehr stark an die Freien Wähler und an die AfD verloren. Doppelt so viel wie an die Grünen. "Wir müssen uns darüber unterhalten, wie wir diesen Trend stoppen können, umdrehen können." Mit einem Wahlergebnis von 37,2 Prozent spiele die CSU aber "immer noch eine besondere Rolle in Deutschland".

Die CSU nominierte am Montag einstimmig Markus Söder als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...